DFB-Spielerin Lena Petermann:Talent mit Teilzeitrolle

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Lena Petermann hofft bei Trainerin Silvia Neid auf weitere Einsätze bei der WM. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Lena Petermann ist die große Zukunftshoffnung im Frauen-Nationalteam, doch bisher kommt sie bei der WM nur sporadisch zum Einsatz. Als Joker könnte sie jetzt Frankreich ärgern.

Von Maria Kurth

Ein verlegenes Lachen, ein paar stolpernde Worte, recht einsilbige Antworten: Bei der WM-Pressekonferenz mit der Frauen-Nationalmannschaft wirkte die Fußballerin Lena Petermann am vergangenen Freitag ein wenig unsicher. Der Blick der 21-Jährigen ging immer wieder nach rechts, zu Nadine Angerer, der Teamkapitänin. "Jetzt geht es erst richtig los", sagte Petermann dann noch. Es klang zuversichtlich. Für Zuversicht hat sie derzeit auch allen Grund.

Ihre Ansage bezog sich zwar nicht auf ihren persönlichen Werdegang, sondern auf die anstehende K.-o.-Phase mit der DFB-Elf. Doch gewisse Parallelen lassen sich durchaus ziehen zwischen dem bisher erfolgreichen Abschneiden des Teams und der jungen Stürmerin.

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Die Spielerin vom SC Freiburg gilt im Team von Silvia Neid als großes Versprechen für die Zukunft, beim WM-Turnier durfte sie bislang insgesamt 62 Minuten spielen. Eine knappe Viertelstunde gegen die Elfenbeinküste, eine Halbzeit gegen Thailand. Das reichte, um mächtig Eindruck zu schinden. Petermann ist mehr als ein Joker, sie steht für eine hoffnungsvolle, erfolgreiche neue Generation im deutschen Frauenfußball, zu der auch ihre Offensiv-Kolleginnen Alexandra Popp, 24, oder Lena Lotzen, 21, zählen.

Dabei ist Petermann in der Nationalelf noch gar nicht lange dabei. Im März lief die U-20-Weltmeisterin beim Algarve Cup erstmals für die A-Auswahl auf. "Das war ein kleiner Durchbruch für mich", sagt Petermann rückblickend. Doch das war erst der Anfang, nun hat sie bereits zwei WM-Tore erzielt.

Lena Petermann bei der Pressekonferenz in Kanada (Foto: dpa)

Es waren nicht irgendwelche Treffer, sondern zwei eindrucksvolle Beweise ihres Könnens: Gegen Thailand taten sich die deutschen Frauen im dritten Vorrundenspiel lange schwer. Es stand 1:0, nur 1:0, nachdem zunächst lediglich Melanie Leupolz getroffen hatte. Dann erinnerte sich die Bundestrainerin daran, dass sie auf der Bank eine Spielerin mit besonderen Qualitäten hat. Petermann kam zur Pause herein und übersprang die Asiatinnen binnen zwei Minuten zweimal beim Kopfball.

Ihre 1,74 Meter Körpergröße nutzte die gebürtige Cuxhavenerin zu zwei schnellen Toren. Großgewachsen, athletisch, kopfballstark - ihre Qualitäten spielte die Angreiferin nach ihrer Einwechslung gewinnbringend aus. Ihre ersten beiden Länderspieltore widmete sie - ganz brav - ihrer Familie. "Sie sind zwar nicht hier in Kanada, aber hier", sagte sie auf ihr Herz klopfend, "sind sie immer dabei."

Wer ihren Werdegang näher betrachtet, stellt fest, dass ihre Karriere nicht immer so rasant verlief. Sie hatte steil begonnen, war aber ebenso schnell ins Stocken geraten. Der Reihe nach: In Otterndorf, einem 7000-Seelen-Ort direkt an der Nordsee, begann Petermann mit dem Fußballspielen. Bis 2008 trainierte sie dort bei den Jungen mit, was bei talentierten, jungen Fußballerinnen keine Seltenheit ist. Ein damaliger Vereinskollege hieß André Hahn, der inzwischen bei Borussia Mönchengladbach kickt. "André war in der Jugend ein, zwei Mannschaften über mir, wir haben also nie zusammen gespielt", erzählte Petermann kürzlich in der Sportschau. "Aber wir kennen uns ganz gut. Mein Freund ist ein guter Freund von André."

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Die Angreiferin wurde schließlich von Scouts des Hamburger SV entdeckt. Mit ihrer körperlichen Robustheit und ihrem Gespür fürs Toreschießen galt sie bald als vielversprechende Nummer aus dem Nachwuchsbereich. Mit 15 Jahren feierte sie ihr Bundesliga-Debüt, das erste Bundesliga-Tor kam zwei Monate später. So entwickelte sich ihre Laufbahn zur Erfolgsgeschichte. Zunächst.

In ihrer dritten Bundesliga-Saison absolvierte Petermann nur zwei Spiele, fast ein Jahr musste sie wegen einer Knieverletzung pausieren. Zudem zog der Hamburger SV sein Frauenteam aus der Bundesliga zurück. Nationalmannschaft? Das Ziel rückte in weite Ferne.

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Petermann entschied sich für einen Neuanfang - in den USA. Bei den UCF Knights in Florida fand sie den Spaß am Fußball wieder. Das Glück war auf einmal wieder da, der Zufall auf ihrer Seite. Ihre Trainerin stellte den Kontakt zu U-20-Trainerin Maren Meinert her. Nach drei Jahren Pause erhielt Petermann wieder eine Einladung zum Junioren-Nationalteam und fuhr mit zur U-20-WM. Im Finale gegen Nigeria gelang ihr in der Nachspielzeit der Siegtreffer, dank Petermann ging der Titel an Deutschland. Er war ein Wendepunkt für ihre Karriere, die nun endlich den gewünschten Weg nahm.

Nach dem Turnier erhielt sie gleich mehrere Angebote aus der Bundesliga. Petermann entschied sich für Freiburg, weil ihr das sportliche Konzept und die Stadt gefielen. Nebenbei studiert sie dort Sport und Englisch auf Lehramt. Auf einmal war sie wieder im Blickpunkt und es meldete sich Bundestrainerin Silvia Neid. Seitdem hat sie beim DFB wieder alle Chancen.

Mit ihrem schnellen Antritt und ihrer körperlichen Präsenz ist Petermann eine klassische Strafraumstürmerin - so eine können sie im Nationalteam gut gebrauchen. Zuweilen erinnert sie sogar an die meist gesetzte Célia Šašić. An ihr führt für Petermann vorerst kein Weg vorbei, ebenso wenig wie an Anja Mittag - im Sturm fehlt es Neid eben nicht an Alternativen. Doch auch mit ihrer Teilzeitrolle sei sie derzeit "absolut zufrieden", sagte Petermann zuletzt. "Ich muss mich zwischendurch immer mal wieder berappeln, um zu begreifen, was gerade abgeht", erklärte sie, als sie ihren plötzlichen Aufstieg einordnen sollte.

Im Viertelfinale gegen Frankreich am Freitag (22 Uhr, ARD, Liveticker auf SZ.de) darf sie wieder auf Einsatzzeit hoffen. In Montréal, im Stade Olympique, dort, wo Petermann die U-20-Auswahl vor knapp einem Jahr zum WM-Sieg schoss.

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