DFB-Siegtorschütze Lars Bender:"Wir mussten erst das Tor fangen, um aufzuwachen"

Entspannt und gelassen: Lars Bender spricht nach dem Spiel gegen Dänemark über seine Rolle beim dänischen Gegentreffer, die Entstehung seines kuriosen Siegtores - und wie er davon erfahren hat, dass er durchaus auch Außenverteidiger spielen kann.

Frage: Herr Bender, wie ging es Ihnen bei Ihrem ersten Einsatz in der Nationalmannschaft von Beginn an?

Lars Bender: Ich bin glücklich gewesen, ein Spiel von Anfang an machen zu dürfen. Es war alles in allem auch ein wichtiges Spiel. Dass ich das mit einem Tor krönen konnte, macht mich umso glücklicher.

Frage: Waren Sie nervös?

Bender: Ich bin die Aufgabe relativ entspannt und gelassen angegangen. Der Trainer hat gesagt: "Spiel so wie im Training." In dieser Mannschaft fällt es einem auch leicht. Die etablierten Nationalspieler haben mich in der Vorbereitung super aufgenommen.

Frage: Sie waren dennoch der einzige Neuling im Vergleich zu den bisherigen EM-Spielen. Und das auf der ungewohnten Position des Rechtsverteidigers.

Bender: Ich hatte heute nichts zu verlieren, ich musste niemandem etwas beweisen. Ich kam in eine spielstarke, funktionierende Mannschaft. Die Mitspieler hier spielen nicht an einem vorbei, sondern versuchen, einen schnell zu integrieren. So konnte ich da schnell Fuß fassen.

Frage: Bei den ersten Eckbällen hatten sie einen schweren Stand gegen Nicklas Bendtner. So fiel dann auch das Gegentor.

Bender: Wir verteidigen bei Eckbällen mit einer Raumaufteilung. Bei mir stand Bendtner und der ist einen Kopf größer als ich. Ich glaube, man hat gesehen, dass ich mich über das Gegentor sehr geärgert habe.

Frage: Warum hat die Mannschaft nicht gleich nach dem ersten Eckball umstellen können?

Bender: Wahrscheinlich mussten wir erst das Tor fangen, um aufzuwachen. Wir haben gemerkt, dass das so nicht funktioniert, dass ich da hinten nicht stehen kann. Da musste der Mats hin (Mats Hummels, Anm. d. Red.).

"Interessante und lustige Aufgabe"

Frage: Bei Ihrem Tor zum 2:1 tauchten Sie plötzlich alleine vor dem gegnerischen Torwart auf. Das kommt als Rechtsverteidiger selten vor.

Denmark vs Germany

Jubel über das 2:1: Lars Bender nach seinem Treffer gegen Dänemark.

(Foto: dpa)

Bender: Ich hab den freien Raum gesehen und war in dieser Situation auch vor Thomas Müller (offensiver Partner auf der rechten deutschen Seite, Anm. d. Red.). Bei ihm kann ich mich auch darauf verlassen, dass er im Zweifel für mich hinten bleibt. Dass mir vorne der Ball dann vor die Füße läuft, ist umso schöner.

Frage: Rechtsverteidiger ist eine neue Position für Sie. Können Sie sich vorstellen, dabei zu bleiben?

Bender: Ich habe jahrelang im defensiven Mittelfeld gespielt. Das ist meine Heimat und da fühle ich mich wohl. Aber man ist immer offen für neue Sachen. Ich fand das eine interessante und lustige Aufgabe, es hat mir Spaß gemacht. Im Vorfeld konnte ich es mir nicht richtig vorstellen. Aber im Training hatte ich schon gemerkt, dass mir das liegen könnte. Und wenn ich so zu meinen Einsätzen komme, ist das natürlich schön.

Frage: Wann haben Sie von der Idee, Sie könnten Rechtsverteidiger spielen, das erste Mal gehört?

Bender: Als der vorläufige Kader bekanntgegeben wurde.

Frage: Hat Sie der Bundestrainer angerufen?

Bender: Nein, ich habe die Pressekonferenz gesehen, da hat er das erwähnt. Danach hat mich der Bundestrainer im Training dorthin gestellt. Und es hat recht gut funktioniert.

Aufgezeichnet in der Interviewzone des Lemberger EM-Stadions von Thomas Hummel.

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