DFB-Präsidentschaft:Vier Kandidaten für das DFB-Kuddelmuddel

German Football Federation Informs About FIFA World Cup 2006 Investigations

Er dürfte wohl kaum länger DFB-Präsident bleiben: Wolfgang Niersbach.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • DFB-Präsident scheint nach den Entwicklungen in der WM-Vergabe-Affäre kaum noch zu halten zu sein.
  • Für seine Nachfolge gibt es einige Kandidaten - der Verband ist um Geschlossenheit bemüht.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Seit dreieinhalb Jahren ist Wolfgang Niersbach inzwischen Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Seine Legislaturperiode läuft offiziell bis 2016. Spätestens seit den Durchsuchungen und dem Beginn der Steuer-Ermittlungen an diesem Dienstag scheint aber nicht mehr die Frage zu sein, ob er im Zuge der Affäre um die WM 2006 seinen Posten irgendwann räumt, sondern nur: wann.

Die Fragen zu Niersbach teilen sich in zwei Bereiche. Bisher ging es meist um sein Verhalten, nachdem er im Sommer von den Merkwürdigkeiten rund um diese ominösen 6,7 Millionen Euro erfahren haben will. Erst informierte er das DFB-Präsidium nicht, später tat er beim Aufkommen der Affäre so, als habe er den Vorgang intern seit Längerem prüfen lassen, was nicht stimmte.

Dann gab es diese merkwürdige Pressekonferenz, auf der er zu kaum etwas Auskunft geben konnte. Und bei der Aufarbeitung findet nicht nur sein Vorgänger und Gegenspieler Theo Zwanziger, dass "erhebliche Zweifel" bestünden, ob die vom DFB veranlassten Aufklärungsmaßnahmen "objektiv und unabhängig" sein können, wie er es in einem Schreiben an den Verband am Montag formulierte.

Das ist Niersbachs Moderationsversagen in 2015. Gravierender ist aber, ab wann er tatsächlich von den Umständen rund um das merkwürdige Darlehen durch Robert Louis-Dreyfus 2002 und die fingierte Rückzahlung im Frühjahr 2005 wusste - und wie er in den Prozess eingeweiht war. Das interessiert nun die Behörden. Der damalige OK-Vize Horst R. Schmidt sagt, er habe im Herbst 2004 durch einen Anruf von Günter Netzer erfahren, dass die Deutschen in der Schuld von Louis-Dreyfus stehen - und habe seine OK-Kollegen zeitnah informiert. Zwanziger behauptet, im April 2005 sei allen OK-Mitgliedern klar gewesen, dass es bei der Rückzahlung nicht um einen Beitrag zum WM-Kulturprogramm ging, sondern darum, Franz Beckenbauer aus der Patsche zu helfen, weil dieser einen Schuldschein bei Louis-Dreyfus hatte. Es ist eine groteske Situation für Niersbach: Als heutiger DFB-Chef müsste er gegen den damaligen OK-Vize Niersbach vorgehen. Vermutlich wird er aber nicht mehr im Amt sein, wenn alles spruchreif wird. Seit dem Aufkommen der Affäre verhielten sich die übrigen DFB-Verantwortlichen nach außen auffallend zurückhaltend. Intern allerdings ist das Unverständnis groß, die Beschäftigung mit möglichen Niersbach-Nachfolgern hat längst begonnen.

Zu den Kandidaten zählen vor allem Reinhard Rauball, der Präsident der Deutschen Fußball Liga (DFL), der DFB-Vizepräsident Rainer Koch sowie der DFB-Schatzmeister Reinhard Grindel. Eher Außenseiterchancen hat Nationalelf-Manager Oliver Bierhoff, der bei vielen Landesverbandschefs nicht sonderlich gut gelitten ist. Es könnte nun die Zeit beginnen, in der Interessenten ihre Ambitionen etwas unverhohlener formulieren.

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