DFB-Präsident will sich 2012 zurückziehen:Zwanziger kündigt Rücktritt an

Überraschender Rücktritt des DFB-Präsidenten: Theo Zwanziger erklärt, er werde dem Deutschen Fußball-Bund ab Oktober 2012 nicht mehr als Präsident zur Verfügung stehen. Dies gab der 66-Jährige am Freitagabend in Frankfurt bekannt. Wer Zwanzigers Nachfolger wird, ist noch unklar.

Nicht einmal seinen Bundestrainer Joachim Löw hatte Theo Zwanziger informiert. Während der gesamte deutsche Fußball noch gespannt nach Kiew zur Auslosung der EM-Gruppen blickte, verkündete der DFB-Präsident in Frankfurt überraschend seinen Rückzug: Zwanziger wird im Oktober 2012 als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zurücktreten. Seine Amtszeit läuft eigentlich bis 2013.

DFB-PK zur Schiedsrichteraffäre - Theo Zwanziger

Rücktritt im kommenden Jahr: DFB-Präsident Theo Zwanziger.

(Foto: dpa)

"Diese Entscheidung ist seit langem vorbereitet. Es ist ja hinlänglich bekannt, dass ich eigentlich schon beim Bundestag im vergangenen Jahr nicht noch einmal kandidieren wollte", sagte der 66-Jährige auf der Verbands-Homepage dfb.de.

In einem Interview auf bild.de erklärte Zwanziger zudem: "Ich hatte meine Entscheidung lange vorbereitet und mit meiner Familie sowie einigen engen Vertrauten aus dem Fußballbereich besprochen. Meine Söhne sagten: Vater, es ist richtig so. Ich wollte eigentlich schon 2010 nicht mehr kandidieren. Damals habe ich auch bei unserem DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach eine persönliche Erklärung hinterlegt."

Zwanziger ist seit 1992 im DFB-Vorstand und steht seit 2004 an der Spitze des größten Sportfachverbandes der Welt (6,7 Millionen Mitglieder). Seit 2009 ist er Mitglied des Uefa-Exekutivkomitees, seit 2011 sitzt er auch in der Fifa-Exekutive.

In der Vergangenheit hatte Zwanziger wiederholt mit einem Rücktritt geliebäugelt, als Kritik an seiner Person geäußert wurde. Zuletzt war er wegen seines Krisenmanagements in der Schiedsrichter-Affäre um Manfred Amerell und seines Einzugs in die Fifa-Exekutive harsch kritisiert worden.

Dazu erklärte Zwanziger: "Ich gebe zu, dass mich einzelne Aussagen sehr enttäuscht haben. So wurde ich beispielsweise für Vorgänge in der Fifa mitverantwortlich gemacht, die vor meiner Wahl lagen. In dieser Zeit habe ich erkannt, dass sich die Doppelfunktion als DFB-Präsident und in der Fifa-Exekutive kaum vereinbaren lässt. Meine Fifa-Aufgaben möchte ich bis 2015 weiter wahrnehmen. Ich denke, dass ich dort noch einiges bewegen kann."

Zwanziger kritisierte weiter: "Jedes Spannungsfeld wird medial gleich zu einer Krise hochstilisiert, das kostet schon eine Menge Kraft. Dabei übersehen die Medien jedoch hin und wieder, dass der DFB nicht nur sportlich besser denn je dasteht, sondern insgesamt ein gesellschaftliches Standing hat wie nie zuvor. Aber gerade dann ist es natürlich besonders schön, sich an ihm und vor allem den Führungspersönlichkeiten zu reiben."

Löw und Bierhoff überrascht

Seinen Rückzug kündete Zwanziger für das kommende Jahr an: "Wenn es nach mir persönlich geht, dann im Oktober 2012. Dies hätte auch den Vorteil, dass der neue Präsident bereits im Amt wäre, wenn im Mai 2013 mein Mandat im Uefa-Exekutivkomitee ausläuft. So könnte er, die Zustimmung der anderen Verbände vorausgesetzt, auch dort meine Nachfolge antreten."

Bundestrainer Löw erfuhr erst kurz nach der EM-Gruppenauslosung in Kiew von Zwanzigers Ankündigung. "Wir kennen die genauen Hintergründe der Entscheidung nicht", erklärte Löw: "Wir bedauern diesen Schritt, aber respektieren eine persönliche Entscheidung. Wir haben mit Dr. Zwanziger immer gut zusammengearbeitet, wenn es um die Interessen der Nationalmannschaft ging."

Teammanager Oliver Bierhoff sagte: "Wir waren auf die Ergebnisse der Europameisterschafts-Auslosung konzentriert, als ich telefonisch von Wolfgang Niersbach über die aktuelle Entwicklung unterrichtet wurde. Die Nachricht kommt für mich überraschend. Wir müssen sie akzeptieren. In Sachen Nationalmannschaft hat uns Dr. Zwanziger stets unterstützt und wir haben sein Engagement geschätzt."

Wer Zwanzigers Nachfolger wird, ist unklar. Natürliche Kandidaten sind sein DFB-Vize Rainer Koch, mit dem sich Zwanziger zuletzt öffentlich zerstritten hatte, DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach und Liga-Präsident Reinhard Rauball. Von ihnen meldete sich am Freitagabend jedoch niemand zu Wort.

Zwanziger sagte dazu: "Ich bin seit einigen Monaten diesbezüglich mit einer Persönlichkeit im Gespräch, die ich für sehr geeignet halte. Einen Namen möchte ich aber noch nicht nennen. Zumal ich ohnehin nur Vorschläge machen kann, die Verantwortung tragen Präsidium und Vorstand."

Für seine eigene Amtszeit zog er dennoch ein positives Fazit: "Welcher Präsident eines Fußballverbandes hat in seiner Amtszeit zwei Weltmeisterschaften ausrichten dürfen? Ich bin sehr stolz darauf, dass ich an der internationalen Wertschätzung unseres Verbandes mitwirken durfte, die wir durch diese Turniere erreicht haben."

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