Süddeutsche Zeitung

DFB-Präsident:Niersbach kontert Zwanzigers Vorwürfe

DFB-Präsident Niersbach wehrt sich gegen seinen Vorgänger Zwanziger, der ihm mangelndes politisches Verständnis vorgeworfen hatte. Brasiliens Leistungsträger Neymar zollt den deutschen Spielern seine Anerkennung. Milan Badelj vom Hamburger SV wird kurzfristig in Kroatiens Kader berufen.

DFB, Wolfgang Niersbach: DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat sich gegen die Vorwürfe seines Vorgängers Theo Zwanziger entschieden zur Wehr gesetzt. "Nicht nur für mich persönlich, sondern für den gesamten DFB kann ich das aufs Schärfste zurückweisen", sagte Niersbach im Rahmen des 64. Kongresses des Fußball-Weltverbandes Fifa: "Das ist haltlos, unangemessen und kommt von einem Mann, der seit über zwei Jahren in der Isolation lebt." Zwanziger, auf Funktionärsebene nur noch bis 2015 im Fifa-Exekutivkomitee aktiv ist, hatte dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung "kein ausreichendes politisches Verständnis" attestiert.

Konkret an Niersbach hatte er kritisiert, dass dieser nicht bereit gewesen sein soll, im Rahmen einer Dokumentation zur Ermordung der Deutschen Elisabeth Käsemann 1977 in einem argentinischen Gefängnis Stellung zu beziehen. Dies nannte Zwanziger "schade". Auch die Zwanziger-Vorwürfe gegen Bundestrainer Joachim Löw wies Niersbach zurück. "Das kann ich nicht gelten lassen, dass der DFB ein schlechtes Bild abgegeben hat", sagte Niersbach: "Da waren sicherlich unglückliche Momente dabei, besonders der Unfall." Im Trainingslager des DFB vor der WM in Brasilien waren bei einem Werbedreh zwei Personen verletzt worden.

Brasilien, Neymar: Brasiliens Neymar hat sich kurz vor Beginn der Fußball-WM voller Anerkennung über die deutsche Mannschaft geäußert. "Miroslav Klose, Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger gehören für mich zu den Besten der Welt. Vor allem vor Schweinsteiger habe ich größten Respekt", sagte der Offensivspieler vom FC Barcelona in einem Interview der Sport Bild. Schweinsteiger sieht Neymar sogar als ein Vorbild: "Er ist für mich einer der besten Spieler, die ich überhaupt jemals gesehen habe. Er hat eine tolle Übersicht, er ist dazu präsent auf dem Feld. Sein Passspiel ist überragend. An ihm können sich so viele Spieler orientieren, auch ich."

Der 22-Jährige ist vor dem Eröffnungsspiel der Brasilianer an diesem Donnerstag (22.00 Uhr/ZDF) gegen Kroatien optimistisch. "Auch wenn es weitere Anwärter auf den Titel gibt wie Spanien, Deutschland oder Argentinien. Unter Felipe Scolari hat das Team eine Identität gewonnen. Unsere Fans können sicher sein: 23 Krieger werden sich für die Seleção zerreißen und wollen den Titel holen."

Neymar macht sich keine große Sorgen über den großen Erwartungsdruck, der auf dem Team und speziell auf ihm lastet. "Den Druck mag ich. Ich fliehe nicht vor ihm. Ich übernehme die Verantwortung. Denn es ist mein größter Traum, den Titel im eigenen Land mit dem brasilianischen Publikum im Rücken zu gewinnen. Ich bin darauf vorbereitet, bei dem Turnier hier der Star zu sein", sagte er.

Hooligans, Einreiseverbot: Die brasilianische Regierung wird gewalttätigen Fußballfans die Einreise verweigern. Das Einreiseverbot gilt für Fans, die von der internationalen Polizeibehörde Interpol als potenziell gewaltbereite Hooligans gelistet werden, wie in der am Dienstag veröffentlichten Verordnung steht. Auch wegen Kinderpornografie oder Kindesmissbrauchs Verurteilte dürfen nicht nach Brasilien reisen. Schon am Montag wiesen die Behörden einen argentinischen Fußballfan aus. Der Mann wurde in einen Flug zurück in seine Heimatstadt Rosario gesetzt, wie der argentinische Rundfunksender LT3 berichtete.

Kroatien, Personalien: Milan Badelj vom Hamburger SV ist kurz vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in den Kader Kroatiens berufen worden. Nationaltrainer Niko Kovac nominierte den 25 Jahre alten Mittelfeldspieler keine 48 Stunden vor dem Eröffnungsspiel gegen Brasilien an diesem Donnerstag für den verletzten Ivan Mocinic nach. Der 21-Jährige fällt wegen einer Sprunggelenkverletzung aus.

Portugal, Generalprobe: Beim ersehnten Comeback von Cristiano Ronaldo hat Portugal seine Generalprobe für das WM-Auftaktspiel gegen die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am kommenden Montag in Salvador gewonnen. Die Mannschaft von Trainer Paulo Bento siegte dabei mit 5:1 (3:0) gegen Irland. Kapitän Ronaldo spielte 65 Minuten scheinbar ohne größere Probleme und unbeeindruckt von Muskel- oder Knieproblemen. Ronaldo, der seit dem Sieg mit Real Madrid im Finale der Champions League am 24. Mai verletzt hatte pausieren müssen, hatte bis zu seiner Auswechslung einige gute, aber auch keine spielentscheidenden Aktionen. Zwei Treffer erzielte dafür der ehemalige Bremer Hugo Almeida (3., 37.), eines Vieirinha vom VfL Wolfsburg (78.) und eines Fabio Coentrao (83.). Richard Keough unterlief ein Eigentor (20.). Das Tor für Irland gelang James McClean (52.) - dabei sah die gesamte Abwehr der Portugiesen sehr schlecht aus.

England, Personalien: Englands Fußball-Nationalspieler Danny Welbeck hat sich im Training verletzt und droht übereinstimmenden Medienberichten zufolge für den WM-Start gegen Italien auszufallen. Nach nicht einmal der Hälfte der nicht-öffentlichen Einheit am Dienstag hielt sich Welbeck den rechten Oberschenkel und humpelte vom Platz, schrieben englische Zeitungen am späten Abend auf ihren Internetseiten.

Kolumbien, Personalien: Auch Kolumbiens Torwart Fary Mondragón hat am Dienstag (Ortszeit) in Cotia das Training abgebrochen. Der 42-Jährige hatte einen Schlag auf das rechte Bein bekommen. Nach den ersten Untersuchungen des Mannschaftsarztes wäre ein WM-Einsatz des frühere Torwart des 1.FC Köln aber nicht gefährdet. Mondragón ist die Nummer zwei im Tor Kolumbiens.

Costa Rica, Personalien: Costa Rica muss in Brasilien dagegen auf Verteidiger Heiner Mora verzichten. Der 29-Jährige fällt nach Angaben des Verbands mit einem kleinen Riss in der rechten Achilessehne für das Turnier aus. Er wird durch Dave Myrie ersetzt. Costa Rica muss bei der WM bereits auf Stürmer Alvaro Saborio und Mittelfeldspieler Bryan Oviedo verzichten.

Manaus, Stadion: Kurz vor dem ersten WM-Spiel am Sonntag zwischen den Ex-Weltmeistern Italien und England befindet sich der Rasen in der Arena Amazonia von Manaus in einem erbärmlichen Zustand. Dies geht aus Fotos der Nachrichtenagentur AFP hervor. Der Rasen ist schlecht gewachsen, holprig, stellenweise ernsthaft beschädigt und weist zahllose braune Stellen auf. Platzmarkierungen gibt es noch nicht. Der Rest der Arena scheint funktionstüchtig, zahlreiche Feinarbeiten sind aber immer noch in vollem Gange. Aus den kahlen Wänden im Umkleidetrakt ragen noch Kabel, außerhalb des Stadions werden noch Wege geteert, die Sicherheitsschleusen sind nicht installiert und stehen noch verpackt an eine Wand gelehnt. Die Arena in der Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt mitten im Regenwald war im März dieses Jahres eröffnet worden. Die Arena da Amazonia hat bei der WM ein Fassungsvermögen von 39.118 Zuschauer. In dem 198 Millionen Euro teuren Bau finden vier Vorrundenspiele statt. Wie das Stadion nach der Endrunde genutzt werden soll, ist unklar.

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