Führung des Deutschen Fußballbundes:"Fußball kann mehr" - Frauen fordern Quote beim DFB

Katja Kraus - Einzige Vorstandsfrau im Fußball

Katja Kraus könnte bald mehr Einfluss im deutschen Fußball bekommen.

(Foto: Maurizio Gambarini/dpa)

Das ehemalige HSV-Vorstandsmitglied Katja Kraus wird als mögliche neue Präsidentin des Verbandes positioniert. Das Sportgericht stellt derweil das Verfahren gegen Ex-Boss Fritz Keller ein.

Nach dem monatelangen DFB-Machtkampf und dem Rückzug von Fritz Keller als Verbandschef hat eine Initiative von neun prominenten Frauen aus dem Fußballmetier weitreichende Veränderungen im deutschen Fußball gefordert, darunter die Einführung einer verbindlichen Frauenquote.

Zugleich bringt sie die frühere Funktionärin Katja Kraus, von 2003 bis 2011 Vorstandsmitglied beim Hamburger SV und derzeit Geschäftsführerin bei der Sportmarketingagentur Jung von Matt/Sports, als mögliche Keller-Nachfolge ins Spiel.

"Ich habe keine Ambition auf irgendein Amt. Ich mag mein jetziges Leben und meine Unabhängigkeit. Aber klar, eine Forderung nach Veränderung ist auch eine Verpflichtung, Verantwortung zu übernehmen", sagte die 50-Jährige der Zeit. Sie schaue sich "sehr genau an, wo, unter welchen Umständen und vor allem in welchen Konstellationen ich das tun würde".

"Fußball kann mehr" heißt das an diesem Mittwoch bekanntgewordene Positionspapier der Gruppe, in dem acht Regeln "im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit" gefordert werden. So sollen 30 Prozent der Führungspositionen im Fußball bis 2024 von Frauen besetzt werden. Das gelte für die Verbände ebenso wie für die Leitungsgremien der Klubs. Derzeit sitzt im DFB-Präsidium in Hannelore Ratzeburg nur eine Frau. Die Regional- und Landesverbände werden ausschließlich von Männern geführt. Eine Frau auf dem Chefsessel wäre ein Novum in der 121-jährigen DFB-Geschichte.

Neben der Quote sind auch Gehaltstransparenz zwischen Männern und Frauen sowie eine geschlechtergerechte und diskriminierungsfreie Sprache Themen des Papiers. Auf welchen Gegenwind die Initiative stoßen könnte, deutete Kraus bereits indirekt an.

Sie sagte, der Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb sei innerhalb des Verbands nahegelegt worden, "sich doch sehr genau zu überlegen, ob sie Teil einer solchen Initiative sein will. Sie hat es trotzdem getan". Zu den Unterzeichnerinnen gehören neben Kraus und Steinhaus-Webb unter anderem Nationaltorhüterin Almuth Schult, ZDF-Journalistin Claudia Neumann sowie Sandra Schwedler Aufsichtsratschefin von Zweitligist FC St. Pauli.

Der bisherige DFB-Boss Fritz Keller war am Montag zurückgetreten, um so die Verantwortung für eine Nazi-Entgleisung gegenüber seinem Vize Rainer Koch zu übernehmen. Damit entging er auch einer Sanktion durch das DFB-Sportgericht, wie dieses am Mittwoch mitteilte. Das Verfahren gegen Keller sei mit Zustimmung der Ethikkommission eingestellt worden.

"Fritz Keller hat von sich aus die Konsequenzen aus der Führungskrise beim DFB gezogen und damit die Verantwortung für das beschädigte Image des DFB übernommen, für das er sicher nicht alleine verantwortlich ist. Damit ist eine Sanktionierung entbehrlich geworden", sagte der Sportgerichts-Vorsitzende Hans E. Lorenz. Keller hatte Koch in einer Präsidiumssitzung Ende April als "Freisler" bezeichnet; Roland Freisler war Vorsitzender des Volksgerichtshofes im Nationalsozialismus. Wäre Keller nicht zurückgetreten, hätte das Sportgericht für ihn eine Funktionssperre auf Zeit erwogen, so Lorenz.

Nach Kellers Rückzug wird der DFB von Rainer Koch und Peter Peters interimistisch geführt. Die Wahl einer neuen Verbandsspitze soll Anfang 2022 erfolgen.

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