DFB-Präsident:Basis statt Hinterzimmer

Peters kritisiert DFB-Mitstreiter Koch

Seit dem Rücktritt von Fritz Keller (Mitte) führen Rainer Koch (links) und Peter Peters den DFB interimistisch.

(Foto: Federico Gambarini/dpa)

Der Kampf um die künftige Führung des DFB spitzt sich zu. Dabei wäre es angebracht, wenn die Kür des Präsidenten künftig auf eine andere, demokratischere Weise ablaufen würde als bisher.

Von Johannes Aumüller

Auf eine wichtige Frage beim sonntäglichen Fußball-Stammtisch "Doppelpass" hat Peter Peters weder mit Ja noch mit Nein geantwortet, aber das war weder zu erwarten gewesen noch notwendig. Seit Mai führt der frühere Finanzvorstand des FC Schalke 04 gemeinsam mit Rainer Koch, dem obersten Amateurvertreter, interimistisch den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Und wenn es um die Wahl eines neuen regulären Verbandschefs im Frühjahr geht, spielt sein Name eine zentrale Rolle - wenngleich Peters eine Kandidatur bei seinem insgesamt wenig souveränen TV-Auftritt weder bestätigen noch ausschließen wollte.

Der Kampf um Macht und Aufstellung beim DFB spitzt sich in diesen Tagen erkennbar zu. Und neben dem Durchmogelkurs bei den eigenen Ambitionen und ein paar irritierenden Aussagen zum Zustand des Verbandes entfuhr Peters am Sonntag zur Präsidentenfrage ein entlarvender Satz: "Beim DFB bewirbt man sich nicht, da wird man vorgeschlagen", sagte er.

Das ist bezeichnend für die Unkultur im deutschen Sportverbandswesen. Der DFB sucht seit dem Rücktritt von Fritz Keller zum dritten Mal binnen weniger als sechs Jahren einen neuen Präsidenten, beim Deutschen Olympischen Sportbund mündete ein jahrelanger Unmut in den Rückzug von Spitzenmann Alfons Hörmann. Beide Verbände stehen extrem schlecht da und brauchen dringend einen glaubwürdigen Neuanfang. Dafür sind selbstverständlich ansprechende Inhalte und Strukturen wichtig. Aber auch die Art und Weise, wie die Chefposten neu vergeben werden, zählt maßgeblich dazu.

Eine Urwahl könnte so ähnlich funktionieren wie bei der SPD

Die Personalwahl sollte nun nicht wieder Sache irgendwelcher Findungskommissionen sein, über die sich zumindest indirekt alle einflussreichen Funktionäre im Hinterzimmer just den Kandidaten zurechtlegen können, der ihnen allen in ihre Strategie passt. Stattdessen wäre es viel angemessener, wenn es gleich mehrere Bewerber geben würde, die mit ihren Ideen konkurrieren würden, und wenn eine viel breitere Basis entscheiden könnte, wer denn künftig diese Jobs einnimmt.

Vergangene Woche schlug ein Berliner Amateurvertreter vor, den DFB-Chef durch eine Urwahl der Basis zu bestimmen. Dem wird entgegengehalten, dass dies die Satzung nicht hergebe. Der Verband verweist zwar gerne auf die sieben Millionen Fußballer und 24 500 Vereine im Land, die er vertritt. Aber formal Mitglied beim DFB sind nur die 26 Landes- und Regionalverbände sowie die Profivertretung DFL - und nur deren Delegierte bestimmen den DFB-Präsidenten.

Dabei ist der Grundgedanke bemerkenswert, und mit gutem Willen übrigens auch umsetzbar. Als zum Beispiel die SPD 2019 ihr neues Vorsitzenden-Duo von der Basis bestimmen lassen wollte, handelte es sich beim Mitgliedervotum formal auch nur um einen Vorschlag, den die Delegierten dann bestätigten. So war den Statuten gefolgt worden - und trotzdem die Basis eingebunden.

Aber klar ist: Klassische Funktionäre wie Peter Peters, der sowohl Schalkes Niedergang mitzuverantworten hat wie auch den aktuellen Zustand des DFB, kämen dann nicht mehr infrage. Nur solange es weiter so läuft wie gehabt und der übliche Funktionärskreis alles ausklüngelt, haben sie überhaupt eine Chance.

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