Süddeutsche Zeitung

DFB-Pokal:Wolfsburg droht nach Wechselfehler Pokal-Aus

Der Fehler von Trainer Mark van Bommel könnte den Einzug in die zweite Runde kosten. Frankfurt blamiert sich, Köln und Mainz sind im Glück.

Champions-League-Teilnehmer VfL Wolfsburg droht aufgrund eines Wechselfehlers seines neuen Trainers Mark van Bommel das nachträgliche Aus im DFB-Pokal. Der Nachfolger von Oliver Glasner wechselte am Sonntag beim glücklichen 3:1 (1:1, 0:0) nach Verlängerung beim Viertligisten SC Preußen Münster sechs Spieler ein. Nach den Statuten des Deutschen Fußball-Bundes sind aber nur fünf erlaubt.

Nach dpa-Informationen sollen sich die Wolfsburger in der Verlängerung, in der Wout Weghorst (103. Minute) und Ridle Baku (120.) zum hart erkämpften Sieg trafen, mehrfach beim Vierten Offiziellen nach der Möglichkeit erkundigt haben, bis zu sechs Spieler einzuwechseln. Einspruch dagegen habe es nicht gegeben. Daraufhin wechselte van Bommel zunächst Neuzugang Sebastian Bornauw und anschließend Admir Mehmedi ein. Bei der Fußball-Europameisterschaft im Sommer waren im Fall einer Verlängerung noch sechs Wechsel erlaubt, im DFB-Pokal allerdings nicht - was zu Verwirrung geführt haben könnte.

Offiziell äußern wollte sich am Abend beim VfL niemand mehr. Unmittelbar nach dem Spiel war dies auch kein Thema gewesen. Preußen-Trainer Sascha Hildmann war offenbar ebenfalls von regelkonformen Wechseln ausgegangen und hatte van Bommel zum Sieg gratuliert und seine Mannschaft für einen tollen Fight gelobt. "Wir haben eine richtig tolle Leistung gesehen, leider haben uns wenige Minuten zum Sieg gefehlt", sagte Hildmann.

Der Viertligist war durch Marcel Hoffmeier (74.) vor 6703 begeisterten Zuschauern in Führung gegangen, doch der eingewechselte Josip Brekalo (90.) hatte den großen Favoriten in die Verlängerung gerettet. An diesem Montag will Münster über einen möglichen Einspruch entscheiden. Das sagte ein Vereinssprecher der Deutschen Presse-Agentur am Sonntagabend. "Ja, es ist uns bewusst, dass Wolfsburg sechsmal gewechselt hat. Wir werden das intern besprechen und entscheiden, ob und wie wir dagegen vorgehen", sagte Preußens Manager Peter Niemeyer zuvor der Bild.

Blamage für Frankfurt

Das Pflichtspieldebüt von Oliver Glasner als Trainer von Eintracht Frankfurt ist nach einer unterirdischen Vorstellung seiner neuen Schützlinge gründlich in die Hose gegangen. Der Bundesligist blamierte sich in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals mit einem 0:2 (0:0) beim Drittligisten Waldhof Mannheim - und war mit dem Ergebnis noch gut bedient. Marcel Seegert (48.) und Joseph Boyamba (52.) trafen im Südwestduell für die Mannheimer, die sich rund 250.000 Euro Prämie für den Einzug in die nächste Runde sicherten. Eintracht-Abwehrchef Martin Hinteregger wurde zu allem Überfluss des Feldes verwiesen (62.). Die Frankfurter müssen sich beim Ligastart am kommenden Wochenende bei Borussia Dortmund mächtig steigern.

Erst im Elfmeterschießen kamen der FSV Mainz 05 und der 1. FC Köln weiter. Mainz siegte vom Punkt 8:7 beim SV Elversberg, nach der Verlängerung stand es 2:2. Köln gewann das Elfmeterschießen bei Carl Zeiss Jena 4:2, dort hieß es nach 120 Minuten 1:1.

Kruse ist in München erfolgreich

Max Kruse hat Union Berlin derweil in die zweite Runde geführt. Der Olympia-Teilnehmer unterstrich beim 1:0 (1:0) des Europapokal-Teilnehmers auswärts gegen Türkgücü München mit dem Siegtreffer in der 23. Minute auch nach der Tokio-Rückkehr gleich wieder seine Ausnahmestellung beim Fußball-Bundesligisten. Der Tabellen-Elfte der 3. Liga verkaufte sich vor etwa 2500 Zuschauern im Grünwalder Stadion gut.

Doch für den Hauptrunden-Debütanten reichte es gegen überlegene und von vielen Fans begleitete Berliner nicht. Daran hatte Kruse maßgeblichen Anteil. Trainer Urs Fischer ließ den Offensivsmann nach nur kurzer Vorbereitung gleich in der Startelf ran. Nach seiner sportlichen Olympia-Enttäuschung, bei der er mit einem öffentlichen Heiratsantrag an Freundin Dilara für Aufsehen gesorgt hatte, jubelte Kruse über den ersten großen Hingucker im Pokalfight.

Der Hamburger SV hat seinen Ruf als Erstrunden-Wackelkandidat im DFB-Pokal nicht bestätigt und den Fußball-Drittligisten Eintracht Braunschweig mit 2:1 (1:1) aus dem Rennen geworfen. Jan Gyamerah (8. Minute) und Robert Glatzel (68.) schossen für den HSV sowie Luc Ihorst (44.) für die Braunschweiger die Tore. Im Vorjahr hatten sich die Hamburger mit 1:4 beim damaligen Drittligisten Dynamo Dresden blamiert.

Erst mit langer Anlaufzeit hat Hertha BSC seine Pflichtaufgabe gelöst und ist in die zweite Runde einzogen. Beim Drittligisten SV Meppen setzten sich die zwei Klassen höher spielenden Berliner mit 1:0 (0:0) durch. Davie Selke (90.+1) erlöste den Favoriten. Eine Halbzeit lang war die umkämpfte Partie total offen. Dirigiert von Rückkehrer Kevin-Prince Boateng zeigten die Gäste die reifere Spielanlage, doch im Strafraum fehlte die Durchschlagskraft.

Rostock erstmals seit drei Jahren in zweiter Runde

Hansa Rostock steht erstmals seit drei Jahren wieder in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Das Team von Trainer Jens Härtel bezwang am Sonntagabend den 1. FC Heidenheim vor 15 000 Zuschauern im Ostseestadion mit 3:2 nach Verlängerung (0:1, 1:1). Patrick Mainka (57. Minute/Eigentor), Calogero Rizzuto (94.) und Ridge Munsy (120.) erzielten die Tore für die Mecklenburger, Patrick Mainka (25. Minute) und Stefan Schimmer (108.) trafen für die Gäste.

Mit ordentlich Mühe hat auch der SC Freiburg die erste Pokalhürde genommen. Das 1:0 (1:0) in Würzburg ist verdient, aber glanzlos. "Uns ist das zweite Tor nicht gelungen. Am Ende haben wir in der letzten Situation Glück. Insgesamt war es ein schwieriges Spiel", sagte Trainer Christian Streich. Jonathan Schmid (45. Minute) erzielte das entscheidende Tor für die Breisgauer, die sich vor 2820 Zuschauern am Würzburger Dallenberg konzentriert und defensiv stabil präsentierten. Für den Zweitliga-Absteiger Würzburg geht die derzeitige Flaute damit weiter, nachdem mit null Toren und null Punkten bereits der Start in der 3. Liga misslungen war.

Auch ein nicht immer souverän wirkender FC Schalke 04 hat es weiter geschafft. Der Zweitligist gewann letztlich verdient mit 4:1 (1:1) beim südbadischen Oberligisten FC 08 Villingen. Marius Bülter brachte den Bundesliga-Absteiger vor den 4992 aufgrund der Corona-Bedingungen zugelassenen Zuschauern früh in Führung (17.). Als aber Nedzad Plavci für den tapfer kämpfenden Fünftligisten FC 08 ausglich (31.), verloren die Gäste etwas den Faden. Doch ein Doppelpack von Schalkes Neuzugang Rodrigo Zalazar (49.) und erneut Bülter (51.) sorgten kurz nach der Pause für klare Verhältnisse. Der eingewechselte Iaroslav Mikhailov traf zum Endstand (79.). Villingen wartet damit weiter auf den ersten Sieg im DFB-Pokal. Bei bisher zehn Teilnahmen schied der südbadische Pokalsieger jedes Mal zum Auftakt aus.

Zweitligist Fortuna Düsseldorf hat problemlos Runde zwei erreicht. Beim Fünftligisten VfL Oldenburg siegten die Rheinländer am Sonntag mit 5:0 (3:0) und zeigten dabei eine abgeklärte Vorstellung. Vor 4200 Zuschauern im Marschwegstadion schossen Rouwen Hennings (12. Minute/62./Foulelfmeter), Carsten Abbes (23./Eigentor), Dawid Kownacki (26./Foulelfmeter) und Nicklas Shipnoski (69.) die Tore für die Mannschaft von Trainer Christian Preußer. Der Favorit aus der 2. Liga zeigte direkt mit Anpfiff einen deutlichen Klassenunterschied. Felix Klaus (2.) und Kownacki (8.) hätten schon früh treffen können. Für das 1:0 sorgte dann Kapitän Hennings, der nach einer Flanke von Leonardo Koutris aus kurzer Distanz freistehend einköpfen konnte.

Hennings war auch beim zweiten Fortuna-Treffer beteiligt. Seine Hereingabe drücke Oldenburgs Abbes über die eigene Torlinie (23.). Drei Minuten später foulte VfL-Torhüter Thilo Pöpken den Düsseldorfer Klaus im Strafraum - Kownacki verwandelte den fälligen Elfmeter zur 3:0-Pausenführung. Nach dem Seitenwechsel hatten die Gäste weiterhin keine Probleme mit den Oldenburgern. Zwar war der VfL etwas mutiger, doch zu Torchancen kamen die Gastgeber nicht. Auf der Gegenseite bekam die Fortuna erneut einen Elfmeter, nachdem zuvor Kownacki gefoult wurde: Hennings erhöhte auf 4:0 (62.). Shipnoski sorgte nach 69 Minuten für den verdienten 5:0-Endstand.

Jahn Regensburg hat ungefährdet die zweite Runde erreicht. Das Team von Trainer Mersad Selimbegovic gewann sein Erstrundenspiel am Sonntag beim Regionalligisten Rot-Weiß Koblenz mit 3:0 (2:0). In der Vorsaison hatte es der Jahn bis ins Viertelfinale geschafft. Jan-Niklas Beste (27.), Andreas Albers (31.) und Max Besuschkow (68.) trafen für den Favoriten, der mit zwei Siegen blendend in die Zweitliga-Saison gestartet war. Für Koblenz, den Vertreter der viertklassigen Regionalliga Süd-West, war es die zweite Pokal-Teilnahme nach 2018. In einer kampfbetonten Partie tat sich Regensburg zunächst schwer, durch die Abwehrreihen zu spielen. Rot-Weiß stand sicher und suchte sein Heil im Konterspiel, traf aber die falschen Entscheidungen.

Die Gäste brauchten einen Schlenzer von Beste aus 20 Metern für die Führung. Wenig später köpfte Albers eine Flanke von Bayern-Leihgabe Sarpreet Singh ein. Nach der Pause kam Koblenz energetischer aus der Kabine, Regensburg ließ dem Gastgeber zu viele Räume und blieb selbst zu passiv. Zu echten Tormöglichkeiten reichte es aber auch für die Mannschaft von Coach Heiner Backhaus in dieser Phase kaum. Besuschkow bestrafte dies mit einem Kopfball-Tor nach einer Ecke von Beste.

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SZ/dpa/sid/cch/bek/aner
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