MeinungLimitiertes Trikot:Hoffentlich bedeutet das nicht das Ende der Liebe zwischen Grönemeyer und dem VfL Bochum

Glosse von Ulrich Hartmann

Lesezeit: 2 Min.

Nur einmal getragen: das schnell ausverkaufte Trikot für die Pokalsaison des VfL Bochum. (Foto: Sebastian Widmann/Getty Images)

Gut 4000 Fans des VfL Bochum werden im Oktober ein limitiertes und schnell ausverkauftes Pokaltrikot zugeschickt bekommen, mit dem ihr Herzensklub am Sonntag in der ersten Runde aus dem Pokal ausgeschieden ist. Es wäre vermutlich übertrieben, dieses einmalige Pokaltrikot nun zu einer Art Fehldruck zu erheben und ihm darob eine phänomenale Wertsteigerung zu prophezeien.

Dieses Trikot mit einem „HG 4630 Bochum“-Aufdruck auf dem linken Ärmel steht fortan zwar symbolisch für eine große Enttäuschung, jedoch sind Pokalblamagen für die Fans des VfL nichts Ungewöhnliches. In den vergangenen 15 Pokaljahren ist Bochum fünf Mal in der ersten und vier Mal in der zweiten Runde sowie drei Mal spätestens im Viertelfinale ausgeschieden. Insofern war es gewagt, dass Bochums Marketingdirektor Tim Jost anlässlich des Pokaltrikot-Verkaufsstarts gesagt hatte: „Wir freuen uns sehr, dass unsere Mannschaft in dieser Pokalsaison mit dem legendären HG-4630-Bochum-Schriftzug auflaufen wird.“ Bochums Pokalsaison hat am Sonntag um 15.30 Uhr begonnen – und war zwei Stunden später wieder beendet.

Grönemeyer war stolz, als Trikotsponsor bei seinem Lieblingsklub aufzutreten

„HG“ sind die Initialen von Herbert Grönemeyer, und „4630 Bochum“ ist der Titel jenes Albums, das vor 40 Jahren erschienen war, das anlässlich seines runden Geburtstags nun in teils modernisierter Interpretation neu aufgelegt wurde und dessen Titelsong jenes Lied namens „Bochum“ ist, das vor jedem Heimspiel im Ruhrstadion abgespielt wird. Grönemeyer ist in Bochum aufgewachsen, hat dem VfL in seinem Bochum-Lied eine ironische Zeile gewidmet („Machst mit dem Doppelpass jeden Gegner nass!“) und war stolz, jetzt erstmals als Trikotsponsor bei seinem Lieblingsklub aufzutreten.

Nun ist für Spieler wie den Slowaken Matus Bero, den Niederländer Myron Boadu, den Schweizer Noah Loosli oder den Nordmazedonier Agon Elezi ein Grönemeyer-Ärmelaufdruck vielleicht gar nicht so wahnsinnig beflügelnd – wobei aber unbedingt betont werden muss, dass während der 0:1-Niederlage beim Zweitligisten Jahn Regensburg unter dem neuen VfL-Trainer Peter Zeidler nicht nur diese vier, sondern fast alle Bochumer so gespielt haben, als wäre ihnen ein Eminem-Ärmelaufdruck lieber gewesen. Oder einer von Ed Sheeran. Sheeran hat kürzlich einen Anteil am englischen Klub Ipswich Town erworben, von dem er seit seiner Kindheit Fan ist.

Im Sommer 1993, als die Stadt Bochum letztmals die Postleitzahl 4630 tragen durfte, ist der VfL erstmals in seiner Historie aus der Bundesliga abgestiegen, und im vergangenen Jahr hat Grönemeyer mal im Fernsehen gewitzelt, einen Refrain wie „Bochum, ich komm’ aus dir, Bochum, ich häng’ an dir“ würde er als Liedermacher heute „bestimmt in den Müll schmeißen“. Hoffentlich bedeutet all das nicht das Ende dieser großen Liebe zwischen Grönemeyer und dem VfL. Vermutlich nicht.

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