Im Rechtsstreit um die Teilnahme am DFB-Pokal hat Türkgücü-Präsident Hasan Kivran dem 1. FC Schweinfurt die Schuld an dem Schlamassel gegeben. Der Unternehmer behauptete in der Welt, er habe nur deshalb gegen die Cup-Partie der Schweinfurter beim FC Schalke 04 geklagt, weil die Unterfranken ihrerseits im Sommer einen Wortbruch begangen hätten. Das Münchner Landgericht erließ nach der kurzfristigen Klage eine Einstweilige Verfügung, weswegen der DFB das Pokalspiel absagte. Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat Widerspruch eingelegt und ist zuversichtlich, dass das Landgericht gegen Türkgücü entscheiden werde, wie ein Sprecher sagte.
Hintergrund des Zwists war der Plan des BFV, Türkgücü als Tabellenführer der wegen der Corona-Krise unterbrochenen Regionalliga als Aufsteiger für die dritte Liga zu melden. Schweinfurt hätte als Zweitplatzierter dafür am DFB-Pokal teilnehmen dürfen. Kivran selbst bestätigte, dass er diesem Kompromiss noch Ende Juli bei einem Treffen mit BFV-Präsident Rainer Koch zugestimmt habe. Dann sei er aber am 28. August "vom DFB darüber in Kenntnis gesetzt" worden, "dass Schweinfurt Rechtsanwälte eingeschaltet hat und gegen die Lizenzerteilung an uns vorgehen möchte", sagte Kivran. "Für uns gab es fortan keine Veranlassung mehr, uns an überholte Absprachen zu halten."
Schweinfurt hat vor dem Treffen im Juli beim Deutschen Fußball-Bund, der für die dritte Liga verantwortlich ist, die Lizenzierungsunterlagen von Türkgücü angefordert - vergeblich. Weil es aber erst nach Schweinfurts Anfrage zum Treffen zwischen Kivran und Koch kam, kann diese auch nicht als Argument dafür dienen, Schweinfurt habe nach der Abmachung den Stein ins rollen gebracht und sei gegen die Drittliga-Lizenz Türkgücüs vorgegagangen.
Türkgücü würde auch auf Schadensersatz klagen
Fest steht, dass sich Türkgücü schon kurz nach der zwischen den drei Parteien getroffenen Abmachung nicht mehr an diese gebunden wähnte. Nach Auslosung der Erstrundenbegegnung gegen Schalke sagte Türkgücüs Sportlicher Leiter Roman Plesche: "Ganz abgesehen vom sportlichen Reiz und der Aussicht, zum allerersten Mal an diesem Wettbewerb teilnehmen zu können, haben wir kein Geld zu verschenken. Wir müssen auf absehbare Zeit auf Zuschauer verzichten, dann können wir nicht einfach auf die fixen Einnahmen aus der ersten Runde verzichten."
Von den Schweinfurtern gab es zunächst keine Reaktion auf die Vorwürfe. Sollte ein Gericht dem BFV Recht geben und Schweinfurt gegen Schalke spielen dürfen, wolle Türkgücü "auf jeden Fall" auf Schadenersatz klagen, kündigte der Vereinspräsident an, "weil wir die Absprachen eingehalten haben, solange sie Schweinfurt eingehalten hat". Sollte Türkgücü dagegen im DFB-Pokal spielen dürfen, dann werde die Partie "möglicherweise im Olympiastadion" ausgetragen, sagte Kivran.
Neben der Erstrundenprämie von 137 000 Euro plus 30 000 Euro Bonus gehe es um Werbung für den Verein. "Sky würde unser Spiel übertragen, das wäre für unser Image und Bekanntheitsgrad wichtig. Die Folgeerlöse aus so einem Livespiel können langfristig immens sein."