Irgendwann unterschieden sich die Aktivitäten der Trainer nur noch marginal. Stuttgarts Sebastian Hoeneß und Augsburgs Jess Thorup standen ruhig am Spielfeldrand, ehe sie zeitgleich die Arme ausbreiteten und in einer flüssigen Bewegung vor ihren Körpern zusammenbrachten. Was aussah wie eine Anleihe am Synchronschwimmen, bildete auch das ausgeglichene und mühsame Ringen ihrer Mannschaften ab.
Am Ende des späten Dienstagabends durfte Hoeneß die Arme hochreißen, um den Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals zu bejubeln. Mit 1:0 (1:0) hatte seine Mannschaft dank des Tores von Deniz Undav aus der 30. Minute gewonnen, dem dreimaligen Pokalsieger VfB Stuttgart fehlen nur noch zwei Siege zu einem Titelgewinn.
Dabei hatte das Spiel für den VfB zu einem ungünstigen Zeitpunkt auf der Agenda gestanden. Die drei Niederlagen gegen Mainz (0:2), Paris Saint-Germain (1:4) und Mönchengladbach (1:2) lagen als unschöne Serie hinter den Stuttgartern. Einher ging damit das Aus in der Champions League und ein Stimmungsabfall, der Hoeneß zu drastisch vorkam. „Vor acht Tagen waren wir Weltmeister, jetzt sind wir Bademeister“, hatte er die unangemessenen Übertreibungen angemahnt.
Im Spiel sah es anfangs tatsächlich danach aus, als seien manche aus seiner Belegschaft in Badelatschen unterwegs. Unsicherheiten in der Ballführung und im Passspiel waren unverkennbar, was zahlreiche Ballverluste und Konteransätze der Augsburger zur Folge hatte. Wirklich gefährlich wurden die Gäste aber nicht.
Für Thorups Mannschaft hätte dieser schwäbische Vergleich kaum zu einem besseren Zeitpunkt kommen können. Drei Siege und ein Remis hatte sie zuletzt aneinandergereiht und damit die Hoffnung bestärkt, zum zweiten Mal nach 2010 ins Halbfinale einzuziehen. Doch ab Mitte der ersten Halbzeit sah die Partie eher aus wie die meisten Augsburger Pokalspiele der vergangenen Jahre. Der FCA hatte sich regelmäßig in der ersten oder zweiten Runde verabschiedet.
Augsburg verpasst es in der guten Anfangsphase, Torgefahr zu entwickeln
Das Aus lag diesmal daran, dass die Stuttgarter zunächst an Sicherheit gewannen und dann an Zielstrebigkeit. Bei einer ersten Großchance durch Undav nach Angelos Stillers hübschem Steilpass stand Augsburgs Torwart Nediljko Labrovic noch im Weg. Doch kurz darauf war Undav erfolgreich. Durch die Beine von Innenverteidiger Keven Schlotterbeck traf der Angreifer, nachdem Frank Onyeka ein Befreiungsschlag missglückt war und der ehemalige Augsburger Ermedin Demirovic den Torschützen bedient hatte.
Schon beim 1:0-Ligasieg in Augsburg zu Jahresbeginn hatte Undav getroffen, damals nach seiner Einwechselung. Auch diesmal erbrachte der deutsche Nationalstürmer den Nachweis seiner besonderen Qualitäten im Abschluss. Ein wenig mehr von diesen Fähigkeiten hätte auch sein Kollege Chris Führich kurz vor dem Pausenpfiff gebrauchen können, als er aufs Augsburger Tor zulief, mit seinem Linksschuss aus spitzem Winkel aber nur den Außenpfosten traf.
Die Augsburger hatten es bei ihrem guten Beginn mit vielen Ballgewinnen verpasst, die zunächst erkennbar unsicheren Stuttgarter in noch größere Verlegenheiten zu stürzen. Zu zaghaft gerieten die Angriffsbemühungen, nicht einmal ein paar Albernheiten am Beckenrand erlaubten sich die FCA-Kicker mit dem vermeintlichen Stuttgarter Bademeistern. Und so stand in der Zwischenbilanz der ersten Halbzeit ein ungefährlicher Kopfball von Phillip Tietz als einzige relevante Torannäherung.
Die Augsburger bemühten sich zwar im zweiten Durchgang um mehr Zug zum Tor, und sie schafften es in manchen Phasen sogar, bestimmend zu agieren. Doch so richtig brenzlig wurde es für Alexander Nübel im VfB-Tor erst, als der eingewechselte Mert Kömür den Ball mit seinem Rechtsschuss aus rund 25 Metern in Richtung Winkel schickte und Nübel zu einer Flugeinlage zwang. Später versuchte es der 19 Jahre alte Kömür aus geringerer Distanz und sanfter mit der Innenseite, doch wieder war Nübel zur Stelle.