DFB-Pokal, 2. Runde:Blamiert am Bieberer Berg

Ein denkwürdiger Pokalabend: Borussia Dortmund scheitert in einem dramatischen Elfmeterkrimi an den Offenbacher Kickers, Bayer Leverkusen an Borussia Mönchengladbach. Nationalstürmer Patrick Helmes verschießt gleich zweimal vom Punkt.

Die jungen Himmelsstürmer von Borussia Dortmund sind im DFB-Pokal aus allen Wolken gefallen. Der Tabellenzweite der Fußball-Bundesliga musste in der zweiten Runde beim Drittliga-Tabellenführer Kickers Offenbach überraschend mit 2:4 nach Elfmeterschießen die Segel streichen und kann sich nun ganz auf die Meisterschaft konzentrieren. Vor 25.000 Zuschauern auf dem ausverkauften Bieberer Berg hatte es am Mittwoch in 120 Minuten keine Tore gegeben.

Kickers Offenbach v Borussia Dortmund - DFB Cup

Dortmunds Robert Lewandowski hatte kurz vor Schluss die große Chance  - doch er vergab den Siegtreffer und der BVB schied aus.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Matchwinner für die Hessen war Sead Mehic, der den entscheidenden Elfmeter verwandelte. In der Schlussminute der regulären Spielzeit hätte Robert Lewandowski die Partie zugunsten der Dortmunder entscheiden können, doch der Pole scheiterte aus sechs Metern an Offenbachs überragendem Torwart Robert Wulnikowski, der auch im Elfmeterschießen gegen Lewandowski parierte. Der Favorit wurde von der ersten Sekunde an voll gefordert.

Die Kickers gaben keinen Zentimeter Boden kampflos preis und lieferten dem Bundesligisten einen beherzten Pokal-Fight. Elton da Costa prüfte Roman Weidenfeller schon nach fünf Minuten mit einem Freistoß. Die größte Tat musste der BVB-Schlussmann in der 25. Minute vollbringen, als er einen Distanzschuss von Nils Teixeira mit den Fingerspitzen an die Latte lenkte und die Gäste damit vor einem Rückstand bewahrte.

BVB-Stürmer treffen nicht

Die Borussia nahm den Kampf an, so dass sich im ersten Durchgang eine äußerst unterhaltsame Partie entwickelte. Wulnikowski konnte sich gegen Shinji Kagawa (7.) und Lewandowski (20.) auszeichnen. Als Lucas Barrios den 33-jährigen Keeper des Drittliga-Spitzenreiters kurz vor der Halbzeit umspielte, rettete Teixeira auf der Linie. Obwohl die Dortmunder mehr Feldanteile hatten, ließen sie vor dem Gipfel in Mainz die spielerische Leichtigkeit der vergangenen Wochen vermissen.

Trainer Jürgen Klopp reagierte schon in der ersten Halbzeit mit lautstarken Anweisungen. Diese erzielten jedoch auch nach dem Wechsel nicht den gewünschten Effekt, denn die Gastgeber wehrten sich weiter nach Kräften und ließen die Schwarz-Gelben kaum noch zur Entfaltung kommen. Der BVB verzettelte sich zunehmend in Einzelaktionen und leistete sich viele leichte Ballverluste. Nicht einmal mit den in der Bundesliga gefürchteten Freistößen konnten die Gäste, die immer mehr die Ordnung verloren, Gefahr verbreiteten. Da der OFC in der Offensive kaum Akzente setzen konnte, blieben Chancen hüben wie drüben Mangelware.

Gladbach gewinnt Elfmeterkrimi

Borussia Mönchengladbach hat mit einem 6:5 (1:1; 0:0; 0:0)-Pokalsieg nach Verlängerung und Elfmeterschießen gegen Bayer Leverkusen den Befreiungsschlag geschafft. Kapitän Filip Daems schoss die "Fohlen" am Mittwochabend mit seinem entscheidenden Treffer vom Elfmeterpunkt ins Achtelfinale des DFB-Pokals. Zuvor hatten Eren Derdiyok (107.) für Leverkusen und kurz darauf Gladbachs Mohamadou Idrissou (109.) in der Verlängerung getroffen. In der regulären Spielzeit vergab Patrick Helmes einen umstrittenen Strafstoß (63.) und traf auch im Elfmeterschießen nicht.

DFB-Pokal - Borussia Mönchengladbach - Bayer 04 Leverkusen

Der Gladbacher Torhüter Christofer Heimeroth wurde zum Held des Abends, als er den entscheidenden Elfmeter hielt.

(Foto: dpa)

Der Nationalstürmer war im Strafraum zu Fall gekommen, doch er schoss am rechten Pfosten vorbei. Vor 34.517 Zuschauern im Borussia-Park gewannen die Gastgeber erstmals nach zuvor sieben sieglosen Partien in Serie. Das letzte Erfolgserlebnis hatte die Mannschaft von Trainer Michael Frontzeck vor zwei Monaten beim 6:3 in Leverkusen. Leverkusen, dessen Trainer Jupp Heynckes kein erfolgreiches Wiedersehen in seine alte Fußball- Heimat hatte, musste als Pokalfinalist von 2009 in dieser Saison die erste Auswärtsniederlage hinnehmen.

Gladbach kam seit sechs Jahren das erste Mal über die zweite Runde im DFB-Pokal hinaus. Bayer-Trainer Heynckes vertraute bei weiter angespanter Personallage einer 4-4-2-Formation mit den Stürmern Helmes und Derdiyok. Neben den fünf Langzeitverletzten fehlte auch Kapitän Simon Rolfes, der eine Pause bekam und zunächst auf der Bank saß. Bei Gladbach erhielt Torhüter Logan Baily wie angekündigt eine Verschnaufpause, für ihn stand Christofer Heimroth zwischen den Pfosten. Gleich von Beginn an war Nationaltorwart Rene Adler gefordert: In der 2. Minute vereitelte er glänzend gute Möglichkeiten durch Sebastian Schachten und Marco Reus, wenig später bewahrte er Leverkusen gegen Mohamadou Idrissou vor einem frühen Rückstand.

Tragische Figur Helmes

Erneut Reus (23.) und kurz darauf Raul Bobadilla scheiterten an Adler, der seine Mannschaft im Alleingang im Spiel hielt. Gladbach zeigte sich gegenüber dem 1:4 in der Bundesliga gegen Bremen stark verbessert, ging aber zu fahrlässig mit seinen Chancen um. Leverkusen waren die vielen Ausfälle anzumerken, erst nach gut 20 Minuten kam die Werkself besser ins Spiel. Dann aber prüfte Helmes gleich mehrfach (19./32./39.) Heimeroth - der Torwartwechsel bei den Borussen machte sich bezahlt. Nach dem Wechsel entwickelte sich ein verteiltes Spiel.

Für große Aufregung sorgte Helmes, der im Duell mit Filip Daems fiel. Schiedsrichter Wolfgang Stark zeigte unter Gladbacher Protesten auf den Punkt. Helmes schnappe sich den Ball, vergab aber diese Chance. Danach scheuten beide Mannschaften zunehmend das Risiko, um den alles entscheidenden Fehler zu vermeiden. In der zweiten Hälfte der Verlängerung überschlugen sich die Ereignisse. Zunächst traf Derdiyok durch die Beine des starken Heimeroth, dann konterte Idrissou keine 120 Sekunden später. Igor de Camargo (112.) traf nur die Leverkusener Latte, so dass das Elfmeterschießen entscheiden musste.

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