DFB-Pokal:Referee verletzt - Spielabbruch in Osnabrück

VfL Osnabrück - RB Leipzig

Schiedsrichter Martin Petersen krümmt sich und unterbricht das Spiel, nachdem er von einem Gegenstand am Kopf getroffen wurde.

  • Ärger beim Pokalspiel zwischen Osnabrück und RB Leipzig: Mitte der zweiten Hälfte trifft ein geworfenes Feuerzeug den Schiedsrichter am Kopf.
  • Die Partie wird beim Stand von 1:0 für den VfL abgebrochen und nun möglicherweise für Leipzig gewertet.
  • Hertha BSC erkämpft sich ein 2:0 bei Arminia Bielefeld.
  • Hier geht's zu den Ergebnissen im DFB-Pokal.

Was in Osnabrück genau passierte

Die Spieler von RB Leipzig saßen schon längst in ihrem Bus, als die Zuschauer vom Abbruch des DFB-Pokalspiels zwischen dem Fußball-Drittligisten VfL Osnabrück und dem Zweitligisten RB Leipzig unterrichtet wurden. Erst nach 26 Minuten informierte der Stadionsprecher am Montagabend die Besucher, dass es wegen eines Feuerzeug-Wurfes auf Schiedsrichter Martin Petersen nicht weitergeht. Die Verantwortlichen wollten weiteres Chaos verhindern.

In der 71. Minute beim Stand von 1:0 war der Referee am Kopf getroffen worden. Petersen zog sich in die Kabine zurück - der Abbruch wurde den Profis und den Vereinsverantwortlichen mitgeteilt. In Windeseile kletterten die Leipziger um Trainer Ralf Rangnick in den Bus. Der Schiedsrichter wurde in ein Krankenhaus gebracht, eine Diagnose gab es zunächst nicht.

"Das ist natürlich ein Debakel für uns", sagte der Osnabrücker Manager Lothar Gans. "Das ist einer von 13 000 im Stadion, aber das ist nicht zu entschuldigen. Es tut mir sehr leid." Die Leipziger stellten fest: "Wir müssen die turbulenten Ereignisse auch erst einmal verarbeiten, sind einigermaßen sprachlos."

Wie es nun weiter geht

Die Osnabrücker werden mit größter Wahrscheinlichkeit das Spiel am Grünen Tisch verlieren und eine harte Strafe bekommen. Das ist für den finanziell angeschlagenen Club doppelt bitter. Dabei hatte es bis zum Feuerzeugwurf gut ausgesehen. Halil Savran hatte den Außenseiter bereits nach 21 Sekunden in Führung gebracht.

"Das ist eine bittere Stunde für den VfL Osnabrück", sagte VfL-Präsident Hermann Queckenstedt. "Wenn man so aufopferungsvoll kämpft und dann auf diese miserable Art und Weise, durch eine kriminelle Aktionen um die Früchte seiner Arbeit gebracht wird, dann ist das ganz traurig. Das hat mit Fußball nichts zu tun." Der Vereinschef hofft, dass der Übeltäter ausfindig gemacht wird. "Nach unseren Informationen ist er auf Fernsehaufzeichnungen auszumachen. Er müsste erkennungsdienstlich ermittelt werden."

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius, als eingeschworener Osnabrück-Fan vor Ort, stellte fest: "Jedem Stadionbesucher muss klar werden, dass solche Aktionen niederträchtig sind, und strafbar dazu. Die oder derjenige muss hart bestraft werden." Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat unmittelbar nach dem Abbruch die Ermittlungen aufgenommen. "Über die Spielwertung wird dann das DFB-Sportgericht entscheiden. Daneben geht es um die sportrechtliche Sanktion gegen den Verein, dem der Vorfall zuzurechnen ist", teilte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker mit.

Herbert Fandel, der Vorsitzende der Schiedsrichterkommission, verteidigte Petersens Entscheidung: Es habe sich um einen "tätlichen Angriff" auf den Schiedsrichter gehandelt. "Der Spielabbruch ist dann die logische und notwendige Konsequenz." Vor dem Abbruch war es eine hektische und emotional aufgeladene Partie. Der äußerst schwach auftretende Zweitligist wirkten von dem frühen Gegentor angeschlagen und benötigte mehr als eine Viertelstunde, um sich einigermaßen von dem Schock zu erholen. Der VfL setzte dem RB-Team mit Aggressivität und angetrieben vom lautstarken Publikum zu. Die Osnabrücker schienen auf dem Weg zu einer Pokal-Sensation gegen das Millionen-Team aus Leipzig, als das rote Feuerzeug den Referee traf.

Als Leipzig-Stürmer Davie Selke von einem VfL-Abwehrspieler auf dem Weg Richtung Tor gebremst wurde, lief der Osnabrücker Ersatzspieler Michael Hohnstedt auf das Feld und provozierte Selke. Als Petersen die Gemüter beruhigen wollte, wurde er getroffen und wendete sich mit schmerzverzerrtem Gesicht ab. Der Referee ging daraufhin in die Kabine, aus der er nicht mehr zurückkehrte. "Das Sportgericht wird entscheiden müssen", twitterte RB Leipzig später.

Vor neun Jahren war nach einem ähnlichen Vorfall das Zweitrundenspiel zwischen den Stuttgarter Kickers und Hertha BSC abgebrochen worden. Beim Stand von 2:0 für den Berliner Bundesligisten war einer der beiden Schiedsrichter-Assistenten in der 81. Minute von einem gefüllten Hartplastikbecher am Nacken getroffen worden. Die Partie vom 25. Oktober 2006 wurde zugunsten von Hertha BSC gewertet.

Hertha wacht spät auf

Hertha BSC hat derweil die erste Hürde im Pokal trotz schwieriger Begleitumstände gemeistert. Einen Tag nach den Schüssen auf den Mannschaftsbus zog das Team von Trainer Pal Dardai dank eines 2:0 (0:0)-Erfolgs in die 2. Runde des Wettbewerbs ein. Damit revanchierten sich die Berliner für das frühe Pokal-Aus an gleicher Stätte rund zehn Monate zuvor. Vor 21 484 Zuschauern in der Schüco-Arena sorgten Salomon Kalou (73. Minute) und Neuzugang Vladimir Darida (88.) am Montag für den verdienten Sieg der Gäste.

Dagegen kann der Zweitliga-Aufsteiger aus Bielefeld, der in der Vorsaison nach Siegen über Bremen, Hertha und Mönchengladbach bis ins Halbfinale vorgestoßen war, die Erfolgsstory nicht wiederholen. Nach den Schüssen am Vortag auf ihren Mannschaftsbus waren die Berliner Profis von der Polizei ins Stadion geleitet worden. Zudem wurden zu ihrem Schutz während des Spiels zusätzliche Sicherheitskräfte eingesetzt.

Wie Hertha in Bielefeld agierte

Unbeeindruckt von diesen Maßnahmen lieferten sich beide Teams von Beginn ein Duell mit viel Einsatz und Leidenschaft. Dabei bot sich den Gästen nach ruppiger Anfangsphase die erste Chance zur Führung. Einen Freistoß von Marvin Plattenhardt verwertete Jens Hegeler in der 9. Minute mit dem Kopf, verfehlte dabei jedoch das Bielefelder Tor. Dieser erste Aufreger schien den Bundesligisten zu beflügeln. Fortan erspielte er sich Feldvorteile, blieb im Spiel nach vorn aber zu ideenlos. Einzig Salomon Kalou (21.) ließ Torgefahr erkennen, als er eine Flanke von Valentin Stocker knapp verpasste. Die Bielefelder verlegten sich dagegen mehr und mehr aufs Kontern und waren durch Christian Müller (28.) dem 1:0 nahe. Doch Hertha-Schlussmann Thomas Kraft vereitelte in höchster Not die einzige Chance der Ostwestfalen in der 1. Halbzeit.

Auch nach Wieder-Anpfiff blieb die Partie auf bescheidenem Niveau. Der Favorit aus der Hauptstadt bemühte sich weiter vergeblich, die gut gestaffelte Bielefelder Deckung zu überwinden. Möglichkeiten von Stocker (48.), Sebastian Langkamp (49.) und Salomon Kalou (59.) wurden leichtfertig vergeben. Das ermutigte die Arminia, selbst die Initiative zu ergreifen. So war Hertha-Keeper Kraft bei Schüssen von Tom Schütz (65.) und Christoph Hemlein (68.) gefordert. Ein schulmäßiger Konter der Gäste ebnete den Weg zum Sieg. Nach schönem Solo des eingewechselten Nico Schulz war Kalou zur Stelle und drückte den Ball aus kurzer Distanz über die Linie. Zwar bemühten sich die tapferen Bielefelder danach noch mit viel Engagement um den Ausgleich, konnte das frühe Pokal-Aus jedoch nicht mehr abwenden.

Nürnberg im Glück

Zweitligist 1. FC Nürnberg hat mit viel Glück erstmals seit vier Jahren die zweite Runde erreicht. Der viermalige Pokalsieger setzte sich nach drei Erstrundenniederlagen in Folge bei Drittligist VfR Aalen mit 2:1 im Elfmeterschießen durch. In 120 Minuten zuvor war kein Tor gefallen. Den entscheidenden Elfmeter für die Mannschaft von Trainer René Weiler verwandelte der eingewechselte Stefan Kutschke, zuvor waren Hanno Behrens, Miso Brecko und Even Hovland am starken VfR-Keeper Daniel Bernhardt gescheitert. Aalen schoss jedoch drei Elfmeter über das Tor, einer ging an die Latte.

Gladbach dreht das Spiel bei St. Pauli

Vor der Kür in der Champions League hat Borussia Mönchengladbach seine Pflichtaufgabe in der ersten DFB-Pokalrunde beim FC St. Pauli am Ende ohne Probleme gelöst. Nach einer deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit setzte sich der dreimalige Pokalsieger letztlich verdient mit 4:1 (0:1) durch.

Binnen 120 Sekunden brachten sich die Gladbacher auf die Siegesstraße. In der 54. Minute drosch Lars Stindl den Ball aus kurzer Distanz ins Tor der Platzherren. Ibrahima Traore überwand in der 56. Minute St. Paulis Torhüter Robin Himmelmann erneut, ehe Neuzugang Stindl seinen Doppelpack perfekt machte (67.). Der eingewechselte Thorgan Hazard (86.) stellte den Endstand her.

Nur bis zu Halbzeitpause durfte das Team von Coach Ewald Lienen vor 28.175 Zuschauern von der Pokalüberraschung träumen. Durch ein sehenswertes Tor von Marc Rzatkowski in der 33. Minute gingen die Gastgeber nach 45 Minuten nicht unverdient mit einer Führung vom Rasen. Der Mittelfeldspieler war mit einem für Gladbachs Torhüter Yann Sommer unhaltbaren Schuss in den Winkel erfolgreich.

Mit risikoarmem, aber sicherem Passspiel machten die Hamburger den Gästen in der Anfangsphase das Leben schwerer als erwartet. Die Rheinländer waren im Zweikampfverhalten die geschicktere Mannschaft, doch wirkliche Gefahr kam vor dem Tor der Hanseaten selten auf. Lediglich in der siebten Minute wurde Himmelmann ernsthaft geprüft, wehrte aber den Schrägschuss von Traore ab. 180 Sekunden später hätten aber auch die Norddeutschen in Führung gehen können, als Lennart Thy in aussichtsreicher Position nur um Zentimeter an einer Flanke des Südkoreaners Kyoung-Rok Choi vorbeirutschte.

Erst Mitte der ersten Halbzeit erarbeitete sich der fünfmalige deutsche Meister eine leichte Feldüberlegenheit, ohne dass sich an der Harmlosigkeit der Gladbacher zunächst etwas änderte. Stattdessen trafen die Kiezkicker zur vorübergehenden Führung. Nach den schnellen Toren der Gladbacher fand der Favorit zu mehr Spielsicherheit. St. Pauli gab allerdings keineswegs auf, doch klare Torchancen erarbeitete man sich in dieser Phase nicht.

Nach dem zweiten Stindl-Treffer war die Partie dann endgültig entschieden. Aus der Mannschaft von Trainer Lucien Favre, die am Samstag zum Saisonstart bei Borussia Dortmund gastiert, ragten die Torschützen Stindl und Traore heraus. Beim Zweitliga-Sechsten verdiente sich neben Torschütze Rzatkowski Enis Alushi eine gute Note.

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