DFB-Pokal:HSV blamiert sich, Petersen glänzt

FC Carl Zeiss Jena - Hamburger SV

So jubelt ein Außenseiter: Jenas Spieler beim 3:2 gegen den HSV.

(Foto: Sebastian Kahnert/dpa)
  • Die neue Saison beginnt katastrophal: Der Hamburger SV muss nach einem 2:3 in Jena den Pokal abhaken.
  • Ein Freiburger Stürmer schafft erneut Erstaunliches.
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Der Hamburger SV hat sich im ersten Pflichtspiel der neuen Saison bis auf die Knochen blamiert. 69 Tage nach dem knapp verhinderten Abstieg in der Relegation schied die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia in der ersten Runde des DFB-Pokals trotz eines späten Comebacks durch ein verdientes 2:3 (2:2, 0:1) nach Verlängerung beim aufopferungsvoll kämpfenden Viertligisten Carl Zeiss Jena aus.

Für den bis in die Regionalliga abgestürzten dreimaligen DDR-Meister Jena avancierte Johannes Pieles (106.) zum Matchwinner. Zuvor hatte HSV-Neuzugang Michael Gregoritsch (90.+4) die Jenaer Führung durch Tore von Justin Gerlach (14.) und Velimir Jovanovic (58.) egalisiert und sein Team damit in die Verlängerung gerettet. Ivica Olic (49.) hatte zudem den umstrittenen Treffer zum 1:1 erzielt, nachdem der Ball zuvor klar im Toraus gewesen war. Der dreimalige Pokalsieger Hamburg erreichte damit erstmals seit drei Jahren nicht die zweite Runde und erhielt eine knappe Woche vor dem Bundesligastart am Freitag bei Bayern München einen herben Dämpfer.

Vor 13.800 Zuschauern im ausverkauften Jenaer Ernst-Abbe-Sportfeld begann der ehemalige Europapokalfinalist aus Thüringen enorm mutig und übte überraschend schnell Druck aus. Belohnt wurde das Bemühen der furchtlosen Gastgeber mit einem sehenswerten Freistoßtreffer Gerlachs aus 33 Metern. Die Hamburger hingegen taten sich in der Offensive äußerst schwer und traten in den ersten Hälfte erschreckend ideenlos auf.

Die Stammkräfte Rafael van der Vaart, Heiko Westermann (beide Betis Sevilla) und Marcell Jansen (Karriereende) hatten in den vergangenen Wochen den Klub verlassen. Dafür bot Labbadia von den Neuzugängen den Ex-Leverkusener Emir Spahic, den schwedischen Nationalspieler Albin Ekdal und Gotoku Sakai von Beginn an auf. Impulse gingen von ihnen jedoch kaum aus.

Bei den Jenaern von Trainer Volkan Uluc wuchsen nach dem Führungstreffer die Hoffnungen auf ein neuerliches Pokalmärchen minütlich. Als Zweitligist war der Klub in der Saison 2007/2008 sensationell bis ins Halbfinale gestürmt und schied dort nach Siegen gegen den VfB Stuttgart und den 1. FC Nürnberg erst bei Borussia Dortmund (0:3) aus. Anschließend kam der Traditionsverein nie wieder über die erste Runde hinaus.

Die Reise nach Jena war für die Hamburger, die sich in der vergangenen Spielzeit erst in letzter Minute den Klassenerhalt gegen den Karlsruher SC gesichert hatten, längst nicht neu. Vor zwei Jahren siegte der Bundesliga-Dino beim Carl-Zeiss-Stadtrivalen SV Schott mit 4:0, am Sonntag reichte es in der ersten Hälfte allerdings nicht mal zu einer klaren Torchance.

Nach dem Seitenwechsel drückte der HSV und kam zunächst zweifelhaft zum Ausgleich. Jena ließ sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen und spielte weiter clever nach vorne. Beide Mannschaften lieferten sich in der Folge einen offenen Schlagabtausch. Als Jena bereits wie der sichere Sieger aussah, schlug Hamburg noch einmal spät zu. Nach einer Ecke gewann der aufgerückte Torhüter René Adler das Kopfballduell, und Gregoritsch jagte den Ball aus kurzer Distanz über die Linie. In der Verlängerung scheuten die Hamburger anfangs das absolute Risiko und wurden für ihre Passivität prompt bestraft. Nach einem weiten Einwurf von Filip Krstic köpfte Pieles zum umjubelten Siegtreffer für die Gastgeber ein.

Tuchels Pläne funktionieren

Pflichtaufgabe gelöst - Torwartfrage entschieden? Mit Roman Bürki im Tor und dank des wieder einmal überragenden Henrich Mchitarjan ist Borussia Dortmund drei Tage nach dem Erreichen der Play-offs in der Europa League auch im DFB-Pokal in die 2. Runde eingezogen. Beim Drittligisten Chemnitzer FC siegte das Team von Trainer Thomas Tuchel weitestgehend souverän 2:0 (1:0) und geht mit drei Pflichtspiel-Siegen im Rücken in den Bundesligastart am kommenden Samstag gegen Borussia Mönchengladbach.

Mchitarjan bereitete das erste Tor von Pierre-Emerick Aubameyang (25.) vor und erzielte den zweiten Treffer selbst (82.). Den Sachsen, in der Liga noch ohne Sieg, blieb eine Erstrunden-Sensation wie im Vorjahr dagegen verwehrt. Damals hatten die Himmelblauen den Bundesligisten FSV Mainz 05 im Elfmeterschießen bezwungen. Zwischen den Pfosten setzte Tuchel auf Bürki statt auf Weltmeister Roman Weidenfeller. In der Europa League hatten beide Rivalen um die Nummer eins jeweils ein Spiel absolviert. Neuzugang Gonzalo Castro stand derweil erstmals in der Dortmunder Startelf.

Vor 12.500 Zuschauern im ausverkauften Stadion an der Gellertstraße stand Bürki gleich häufiger im Blickpunkt, als ihm lieb sein konnte. Der Drittligist gestaltete das Spiel offen, bei einem Freistoß des Chemnitzer Kapitäns Anton Fink und einem Schuss von Reagy Baah Ofuso musste der Schweizer früh eingreifen. Ansonsten passierte vor beiden Toren wenig. Dortmund konnte sich trotz Feldvorteilen keine klaren Chancen erarbeiten, der CFC lauerte immer wieder auf schnelle Gegenstöße. Doch dann setzte sich einmal die individuelle Klasse der Gäste durch: Mchitarjan flankte auf Aubameyang, und der Stürmer köpfte ein.

Danach nahm das Spiel trotz der hochsommerlichen Temperaturen mehr an Fahrt auf. Nach einem Fehler tauchte Tim Dannenberg alleine vor Bürki auf, schoss allerdings am Tor vorbei. Im Gegenzug hielt Kevin Kunz einen Schuss von Mchitarjan (31.). Alleine Marco Reus hatte gleich dreimal innerhalb weniger Minuten die Chance auf das 2:0. Zunächst traf der Nationalspieler nur den Pfosten (39.), wenig später rettete Kunz erneut spektakulär nach einem Kopfball (41.), dann verzog Reus freistehend im Strafraum (43.). Vor allem wegen der letzten Minuten vor der Pause war die Halbzeitführung durchaus verdient.

Kurz nach Wiederanpfiff stand Bürki wieder im Mittelpunkt. Nach einem schnellen Konter der Gastgeber parierte er in letzter Sekunde gegen Alexander Nandzik (47.). Danach spielte aber hautsächlich wieder der dreimalige Pokalsieger, ließ aber im Abschluss die nötige Konsequenz vermissen. Die große Chance zum Ausgleich hatte Fink in der 74. Minute, doch wieder parierte Bürki.

Starke Zweitligastürmer

Der Hamburger Oberligist HSV Barmbek-Uhlenhorst ist derweil ausgeschieden. Der Fünftligist unterlag am Sonntag in Norderstedt vor 4600 Zuschauern dem favorisierten Zweitligisten SC Freiburg glatt mit 0:5 (0:2). Vier Treffer erzielte Torjäger Nils Petersen (2., 45., 61., 63. Minute), zudem traf Julian Schuster für den SCF (71.). Die Gäste entwickelten von der ersten Minute an viel Offensivdruck. Nach einem Zuspiel von Maximilian Philipp gelangte Petersen in den Strafraum und sorgte für die frühe Führung.

Die Gastgeber fanden nur langsam in das Spiel. Erst in der 43. Minute ergab sich eine Torchance, als Adil Tolga Odabas eine gezielte Flanke in den Strafraum spielte, der dort stehende Bilael-Pascal El-Nemr den Ball jedoch nicht auf das Tor lenken konnte. Direkt vor dem Halbzeitpfiff erhöhte Petersen dann im Nachschuss auf 0:2. Philipp hatte zuvor nur den Pfosten getroffen. In der zweiten Halbzeit schwanden bei den Hanseaten mehr und mehr die Kräfte, so dass Freiburg nun die komplette Spielkontrolle übernahm. Petersen und Schuster nutzten dies für drei weitere Treffer. Beste Gelegenheit der Gastgeber im zweiten Durchgang war ein Freistoß von Marc Henry Lange, der aber knapp über das Tor strich.

Torjäger Simon Terodde hat den VfL Bochum mit einem Dreierpack in die 2. Runde geführt. Der Stürmer stellte am Sonntag mit seinen Treffern in der 40., 49. und 59. Minute die Weichen zum ungefährdeten 5:0 (1:0)-Sieg beim drei Klassen tiefer angesiedelten FSV Salmrohr. Marco Terrazzino (64./90.+1) steuerte die weiteren Treffer für den Tabellenzweiten der 2. Fußball-Bundesliga bei.

Vor 3000 Zuschauern hatte der Favorit zunächst etwas Mühe. Die erste Chance des Spiels bot sich den Hausherren, die sich keineswegs nur auf die Sicherung des eigenen Tores verlegten. Deniz Siga (11.) versagten jedoch frei vor dem VfL-Gehäuse die Nerven. Mit zunehmender Spielzeit lief die Partie dann in den erwarteten Bahnen. Bochum, in der Liga mit zwei Siegen prächtig in die Saison gestartet, kontrollierte Ball und Gegner. Das Ergebnis hätte noch höher ausfallen können, doch Terrazzino (55.) traf nur die Latte.

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