DFB-Pokal:1860 hat Glück am Punkt

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Die Münchner Florian Neuhaus (r) und Maximilian Wittek (l) jubeln über ihren Sieg im Elfmeterschießen. (Foto: dpa)

Mit einem 4:3 in Würzburg beendet der TSV 1860 seine Negativserie und erreicht das Pokal-Achtelfinale. Im Elfmeterschießen bringt der Kickers-Torwart seine Hände an drei Schüsse der Münchner.

Von Markus Schäflein, Würzburg

An der Szene, die den unbändigen Jubel der Löwen auslöste, war kein Spieler des TSV 1860 München beteiligt gewesen. Nur Würzburgs Nejmeddin Daghfous und die Querlatte waren die Protagonisten. Daraufhin bildeten die in Gelb gekleideten Münchner direkt vor dem roten Fanblock der Unterfranken eine Jubeltraube, ehe sie auf die andere Seite des Stadions eilten, um mit ihrer Anhängerschaft das Ende der Negativserie zu feiern.

4:3 im Elfmeterschießen beim Zweitliga-Konkurrenten Würzburger Kickers, Achtelfinale erreicht, nach einem reinen Kampfspiel, für das Trainer Kosta Runjaic 14 Spieler gefunden hatte, die dem Gegner - ganz im Gegensatz zum Liga-0:2 am Dallenberg - Kompaktheit und unbedingten Einsatzwillen entgegensetzten. "Wir haben bis zur letzten Sekunde alles gegeben", sagte Stürmer Sascha Mölders, der sich besonders intensiv mit dem Würzburger Anhang angelegt hatte, "der Trend war, dass wir über den Kampf ins Spiel kommen, und das haben wir heute bestätigt."

Runjaic hatte Rotation angekündigt - und änderte nicht nur das Personal, sondern auch das System. Neben Sascha Mölders begann Stefan Mugosa als zweite Spitze. In der Innenverteidigung kam das 19-jährige Talent Felix Uduokhai für den schon wieder angeschlagenen Rodnei zum Einsatz und somit zu seinem Startelf-Debüt bei den Profis, Fanol Perdedaj rückte auf die rechte Seite der Viererkette. Daniel Adlung und Nico Karger kehrten ins Mittelfeld zurück, während Michael Liendl erneut nicht zum Kader gehörte und der in Stuttgart so mitreißende Victor Andrade sowie Torschütze Levent Aycicek zunächst auf der Bank saßen. Würzburgs Trainer Bernd Hollerbach wechselt im Pokal stets den Torwart - der österreichische Zugang Jörg Siebenhandl vertrat Robert Wulnikowksi; Runjaic setzte hingegen auf seinen Stammkeeper Jan Zimmermann.

Luftballons statt Pyrotechnik

Die Anhänger des TSV 1860 zeigten diesmal Luftballons statt Pyrotechnik, Runjaic baute wie angekündigt auf Kompaktheit statt viel Ballbesitz. "In der ersten Hälfte war es von beiden Mannschaften kein gutes Spiel, in der zweiten haben beide dann um jeden Ball gefightet", stellte Runjaic fest. Weil auch die Kickers ihre Stärken nicht gerade in der Spielgestaltung haben und zudem nicht mehr das Selbstvertrauen der ersten Partien nach ihrem Zweitliga-Aufstieg aufwiesen, gab es in den ersten 90 Minuten kaum Torszenen zu sehen.

Uduokhai holte sich gleich die gelbe Karte im Zweikampf mit Marco Königs ab (10.), bei der ersten Chance der Partie verfehlte Mugosa auf Zuspiel von Maxi Wittek das Tor (21.). Es folgte ein harmloser Kopfball von Uduokhai (26.) in die Arme Siebenhandls, ehe auch die Unterfranken mal Versuche unternahmen: Clemens Schoppenhauer verfehlte das Ziel ungedeckt aus fünf Metern (29.), Nejmeddin Daghfous scheiterte mit einem strammen Distanzschuss an Zimmermann (35.). Einige Minuten später wünschte Daghfous nach einer Berührung durch Perdedaj noch einen Elfmeter, doch Schiedsrichter Markus Schmidt entschied sich in der streitbaren Szene dagegen. Dann ging es mit dem erwarteten Spielstand in die Pause: 0:0.

Runjaic brachte zur zweiten Hälfte dann doch Andrade für Karger sowie kurz darauf den genesenen Rechtsverteidiger Filip Stojkovic für Perdedaj, der zunehmend in Schwierigkeiten geriet und kurz vor Gelb-Rot stand. Doch schon in der 67. Minute musste Andrade nach Foul von David Pisot verletzt wieder vom Feld, für ihn kam Aycicek - alle drei Wechseloptionen waren schon verbraucht. "In dem Moment war ganz klar, dass jeder jetzt noch mehr über seine Grenzen hinausgehen muss", sagte Runjaic. "Alle haben sich dann komplett verausgabt, und ich bin sehr, sehr froh, dass sie sich belohnt haben."

Aycicek belebte die Bemühungen der Löwen, doch als er im Strafraum über die Beine von Felix Müller fiel, entschied Schmidt erneut nicht auf Strafstoß, und sein Zuspiel in der Nachspielzeit verwertete Mölders nicht. Also ging es mit dem erwarteten Spielstand in die Verlängerung: 0:0.

Würzburg wirkte nun zielstrebiger, Sebastian Neumann köpfelte neben das Tor (95.), der eingewechselte frühere Sechziger Valdet Rama an die Querlatte (99.), und Hollerbach wechselte dann seinen Torjäger Elia Soriano ein, der 103 Minuten auf der Bank verbracht hatte. Im zweiten Durchgang der Verlängerung waren es dann überraschend die Münchner, die die Entscheidung hätten herbeiführen können, doch sowohl Mugosa (112.) als auch Aycicek (113.) scheiterten an Siebenhandl.

Im Elfmeterschießen brachte der Kickers-Torwart seine Hände dann an drei Schüsse der Löwen - doch nur den Versuch von Stojkovic hielt er. Man durfte das so interpretieren, dass Uduokhai und Wittek einfach zu viel Wucht und Willen in ihre Schüsse gepackt hatten.

1860-Geschäftsführer Thomas Eichin mochte gar nichts interpretieren: "Die wichtigste Erkenntnis ist, dass wir mal wieder ein Spiel gewonnen haben", sagte er. Dass die Mannschaft vor dem enorm wichtigen Zweitliga-Heimspiel gegen Aue (Freitag, 18.30 Uhr) viel Kraft gelassen hatte, fand Eichin nicht so schlimm: "Wenn du das hier verlierst, tut dir hinterher alles weh", meinte er, "wenn du gewinnst, kriegst du das kompensiert."

© SZ vom 26.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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