Gladbachs Misere:Alles verspielt in nur 16 Tagen

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Aus Gegnern soll nächste Saison ein Gespann werden: Mönchengladbachs Trainer Marco Rose (rechts) und Dortmunds Coach Edin Terzic. Letzterer ging am Dienstag als Sieger aus dem direkten Duell im DFB-Pokal-Viertelfinale hervor. (Foto: Federico Gambarini/dpa)

Nach dem Aus im DFB-Pokal werden in Gladbach die schlimmsten Befürchtungen wahr. In Dortmund dagegen coacht sich der Cheftrainer, der bald nur noch Assistent sein soll, in den Vordergrund.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Bei Borussia Mönchengladbach sind die schlimmsten Befürchtungen wahr geworden. Seit der Trainer Marco Rose vor zweieinhalb Wochen mitgeteilt hat, dass er im Sommer zu Borussia Dortmund wechselt, hat Gladbach alles verloren: in der Bundesliga zwei Spiele und damit den Anschluss an die ersehnten Champions-League-Plätze, in der Champions League das Achtelfinal-Hinspiel gegen Manchester City (0:2) und damit weitgehend die Hoffnung auf den Einzug ins Viertelfinale - und am Dienstagabend nun auch noch das DFB-Pokal-Viertelfinalspiel daheim gegen eben diese Dortmunder.

Alles hat Rose in den vergangenen 16 Tagen verloren - nur eines nicht: den Rückhalt des Gladbacher Sportdirektors Max Eberl und seine Zusage, dass Rose bis zum Saisonende sein Trainer bleibe. Es war dieses außergewöhnliche Signal in einer an solchen Signalen nicht gerade reichen Branche, das Rose in der tristen Nacht zum Mittwoch ein bisschen trösten zu können schien. "Es zeigt seine Qualität", sagte Rose über Eberl, "als Sportdirektor und als Mensch."

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Draußen, rund ums Stadion, waren am Abend schon vor dem Spiel etliche Polizeiwagen aufgefahren, weil man befürchtet hatte, dass wütende Fans raus in den Borussia-Park pilgern, um ihren Groll gegen den untreuen Trainer zu demonstrieren. Untreue, zumal mit Nachbarn, wird im Fußball oft mit brüsker Scheidung beantwortet. Gladbacher Fans lassen den Manager Eberl im Internet seit zweieinhalb Wochen wissen, dass sie Rose auf den Mond, mindestens aber aus Mönchengladbach heraus wünschen.

Rose wirkt nicht glücklich, obwohl ihm ja ein Karrieresprung bevorsteht

Eberl aber ist in dieser Hinsicht eine wahrlich treue Seele. Ob ein Rauswurf Roses denkbar werde, wenn das Pokalspiel gegen Dortmund und das Bundesligaspiel am Samstag gegen Leverkusen verloren gingen, war er vor dem Pokalspiel in der ARD gefragt worden und hat geantwortet: "Ich sehe keinen Grund, warum es dann nicht trotzdem funktionieren sollte." Und so sieht es nun also tatsächlich so aus, als verspielte die Mannschaft ihre sämtlichen Saisonziele, und Rose bliebe trotzdem bis zum Ende der Saison dabei. Bis zum bitteren Ende.

Und wer weiß, vielleicht will Eberl ja auch das: Dass Rose noch drei Monate mitleidet und sich dem Drama nicht entzieht. Allzu fröhlich wirkt der 44 Jahre alte Trainer trotz seines bevorstehenden Karrieresprungs nach Dortmund derzeit jedenfalls nicht. "Diese Situation geht auch an mir nicht spurlos vorbei", gab er zu.

Nach der 0:1-Niederlage gegen Dortmund durch ein Tor von Jadon Sancho in der 66. Minute war es Rose wichtig zu betonen, dass seine Mannschaft trotzdem Charakter und ein gutes Spiel gezeigt habe. Das stimmte auch durchaus. Aber die paar Prozent, die ihr seit zweieinhalb Wochen fehlen, um anständige Spiele auch zu gewinnen, mögen tatsächlich der Unruhe rund um den Trainerwechsel geschuldet sein. Man kann das im Sport ja nie zuverlässig erklären, was ganz am Ende gefehlt hat zum Erfolg.

Gladbach hat seine Saisonziele nun fast alle verspielt. In allen drei Wettbewerben. Rose sagte Dienstagnacht auch nicht, dass man sich jetzt noch für die Champions League oder zumindest für die Europa League qualifizieren wolle. Er nannte extrem demütige Rest-Saison-Ziele: "Wir sehen jetzt eher kurzfristige Ziele, mal wieder ein Spiel zu gewinnen, in die Erfolgsspur zurückzukehren; dadurch vielleicht wieder in Tabellenregionen zu gelangen, in die wir ursprünglich mal wollten."

Hummels adelt Terzic als "herausragenden" Trainer

Elf Spieltage vor Bundesligaschluss sind es neun Punkte Rückstand zu den Champions-League-Plätzen und sechs Punkte Rückstand zum Europa-League-Platz. Rechnerisch ist da noch etwas möglich, aber die Gefahr ist schon recht groß geworden, dass Gladbach im Mai mit leeren Händen dasteht, während Rose zum möglichen Champions-League-Qualifikanten Dortmund wechselt.

Auch dort dürfte ein Trainer momentan über die Zukunft nachdenken. Denn während BVB-Interimscoach Edin Terzic weiß, dass er für die kommende Saison als Assistent von Marco Rose vorgesehen ist, wird seine Mannschaft gerade immer erfolgreicher. Zwei Siege in der Bundesliga, ein verheißungsvoller Hinspielsieg gegen Sevilla im Champions-League-Achtelfinale und nun der Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale zeigen einen Auftrieb beim BVB, der dem Trainer Terzic emotional erschweren könnte, sich ab Sommer wieder ins zweite Glied zurückziehen zu sollen. Zumal Dortmunds Abwehrchef Mats Hummels ihn am Dienstagabend noch einmal explizit als "herausragenden" Trainer adelte und ihm eine große Trainerkarriere prophezeite.

Terzic aber zeigt sich dieser Tage demonstrativ bescheiden. Chef-Ambitionen? "Das ist nicht mein Thema." Degradierung zum Co-Trainer unter Rose? "Welchen Titel ich beim BVB habe, das ist mir vollkommen egal." Vielleicht macht sich Terzic in diesen Tagen ja aber auch für einen anderen Klub interessant. Gladbach sucht noch. Das wäre die unglaublichste Pointe.

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