TSV 1860 siegreich:Tobt euch aus!

Siegesfeier TSV 1860 Muenchen, TSV 1860 Muenchen vs. SV Darmstadt 98, DFB-Pokal, 06.08.2021 DFB regulations prohibit an

Pure Freude: Die Sechziger sind nach dem letzten verwandelten Elfmeter wie entfesselt.

(Foto: Ulrich Gamel/kolbert-press/Imago)

Der TSV 1860 München setzt sich im DFB-Pokal im Elfmeter-Krimi gegen den Zweitligisten Darmstadt durch - und steht in der zweiten Runde. Torwart Marco Hiller pariert den entscheidenden Strafstoß.

Von Christoph Leischwitz

Elfmeterschießen üben, "das bringt überhaupt nix", hatte Michael Köllner noch am Donnerstagmittag gesagt, das habe man ja zuletzt gut bei der EM beobachten können. Am Freitagabend wurde die Behauptung des Trainers des TSV 1860 München prompt auf die Probe gestellt: In der ersten Runde des DFB-Pokals hatte sich der Drittligist gegen den Zweitligisten Darmstadt 98 auf Augenhöhe präsentiert, mindestens - auch wenn der Kader des Teams von Torsten Lieberknecht von Corona-Fällen geplagt ist.

Nach einem 1:1 nach 120 Minuten wurden Torwart Marco Hiller und der letzte Schütze im Elfmeterschießen, Stephan Salger, zu den Helden des Abends. Mit dem 5:4 haben die Löwen zum ersten Mal seit 2016 die zweite Pokalrunde erreicht. Seine Spieler würden nun "durchschnaufen und jetzt erst mal die Nacht zum Tage in Giesing machen", sagte 1860-Trainer Michael Köllner.

Normalerweise beginnen die Löwen auch bei ihren Heimspielen ganz gerne mit ruhigem, taktisch geprägtem Aufbauspiel, um sich die ersten Chancen ohne Aufregung geduldig zu erspielen. Diesmal schien Köllner den Spielern aber mit auf den Weg gegeben zu haben: Tobt euch aus! Bietet den Zuschauern was! Immerhin waren 4157 Besucher zugelassen - wie schon zum Drittliga-Auftakt gegen die Würzburger Kickers hörte es sich während des Spiels nach deutlich mehr an.

In der 22. Minute wäre Sechzig-Keeper Hiller machtlos gewesen, als Luca Pfeiffer mit einem Schlenzer die Unterkante der Latte traf

Unter begeisterten Anfeuerungen suchte die Mannschaft von Beginn an mit schnörkellosem Spiel den schnellen Torabschluss - und wäre nach sechs Minuten fast schon für den Mut belohnt worden: Stefan Lex, der zum ersten Mal in dieser Spielzeit in der Startelf stand, hatte sich freigelaufen und versuchte den Darmstädter Torwart Marcel Schuhen mit einem Heber zu überwinden. Schuhen aber bekam die linke Hand an den Ball und klärte - Verzweiflungsschreie hallten durchs Stadion. Durch das ungewohnt riskante Spiel verlor Sechzig aber auch immer wieder den Ball mit Pässen ins Zentrum, Darmstadt schaltete oft schnell um - und so entstanden auf beiden Seiten zahlreiche Hopp-oder-Top-Situationen, die manchmal nur wenige Sekunden auseinanderlagen. Keeper Marco Hiller bekam bei seinem Saisondebüt nach Rotsperre viel zu tun, und wäre in der 22. Minute machtlos gewesen, als Luca Pfeiffer mit einem Schlenzer die Unterkante der Latte traf.

Nach der Pause hatten die Gastgeber das Spiel im Griff, es verlief zunächst aber nicht mehr ganz so spektakulär: Nach der ersten Möglichkeit der Gäste durch Pfeiffer übernahmen die Löwen aber endgültig das Kommando und versuchten nun mit aller Macht, eine Verlängerung zu verhindern. Das schien zunächst zu gelingen: Nach einem Gestochere kam Linksverteidiger Phillipp Steinhart zum zweiten Mal zum Schuss und traf unhaltbar ins ferne Eck (75.) - möglicherweise hatte jedoch Biankadi in Abseitsposition die Sicht versperrt. Nur kurze Zeit später wurde es zum ersten Mal richtig still im Stadion. Mit seiner dritten Chance brachte Pfeiffer die Lilien zurück ins Spiel: Ohne Bedrängnis zimmerte er den Ball aus zehn Metern gut hörbar gegen den Innenpfosten, von dort sprang die Kugel ins Netz (80.). Die zweite Pokalrunde war damit erst einmal wieder 30 Minuten weiter entfernt.

Schon vor dem Abpfiff der regulären Spielzeit wagte Köllner zwei unerwartete Wechsel: Er nahm die Routiniers Mölders und Moll vom Platz und stellte Richard Neudecker und Erik Tallig ins Mittelfeld - Mölders ging wohl auch deshalb, weil der Trainer dem 36-Jährigen keine 120 Spielminuten am Stück zumuten wollte. Wenig später ging auch der zweite Stürmer Marcel Bär vom Feld, der 22-jährige Kevin Goden kam hinein; doch die Verjüngung brachte kaum frische Impulse, meistens liefen sich die Spieler im Darmstädter Abwehrzentrum fest. Die eine große Siegchance gab es aber trotzdem noch: Nach 110 Minuten traf Neudecker, von Tallig freigespielt, aus wenigen Metern Entfernung den Ball nicht richtig. Das Publikum wachte kurz vor dem Elfmeterschießen wieder auf, als Hiller einen Kopfball entschärfte (118.). Und um kurz vor halb zwölf sangen die Fans, dass sie nach Berlin fahren wollen.

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