Janina Minge vom SC Freiburg:Deutschlands torgefährlichste Polizistin

Janina Minge vom SC Freiburg: Janina Minge vom SC Freiburg ist diese Saison die drittbeste Torschützin der Bundesliga.

Janina Minge vom SC Freiburg ist diese Saison die drittbeste Torschützin der Bundesliga.

(Foto: Martin Stein/Imago)

Janina Minge vom SC Freiburg ist zu einer der besten Bundesliga-Angreiferinnen avanciert. Im DFB-Pokalfinale trifft sie mit ihrem Klub auf Seriensieger Wolfsburg - und könnte vor großem Publikum zeigen, dass sie eine WM-Kandidatin ist.

Von Ulrich Hartmann

Janina Minge hat eine aufregende Zeit hinter sich. Vergangenen Sommer wurde die Fußballerin des SC Freiburg Europameisterin mit der deutschen Nationalmannschaft der Polizistinnen. Beim Bundesligasieg im Oktober gegen Essen hat sie binnen 20 Minuten einen Hattrick erzielt. Gegen Duisburg im Dezember schoss sie den Ball aus 20 Metern derart schön in den Winkel, dass ihr Treffer in der Sportschau zum "Tor des Monats" vorgeschlagen (aber von einem WM-Treffer des Brasilianers Richarlison geschlagen) wurde. Im Januar verlängerte sie ihren Vertrag in Freiburg, im Februar debütierte sie vor den Augen von Bundeskanzler Olaf Scholz im deutschen Nationalteam. Und in der Bundesliga ist sie derzeit mit neun Treffern neben anderen die drittbeste deutsche Torschützin hinter der Wolfsburgerin Alexandra Popp und der Münchnerin Lea Schüller.

Die 23-Jährige, gebürtig in Lindau am Bodensee, hat den deutschen Frauenfußball im Sturm erobert. Aber jetzt steht ihr eine Aufgabe bevor, an der Superheldinnen verzweifeln könnten: Sie bekommt es mit einem Monster zu tun. Janina Minge muss mit ihren Mitspielerinnen den VfL Wolfsburg und seine nahezu unfassbare Pokalserie stoppen. An diesem Donnerstag fordert sie mit ihrem Klub im Endspiel des DFB-Pokals in Köln (16.45 Uhr, ARD und Sky) jenes Ensemble heraus, dessen bislang letzte Niederlage in diesem Wettbewerb vom 16. November 2013 datiert. Seither hat der VfL Wolfsburg in Serie 44 Pokalspiele und acht Pokaltitel gewonnen. Fünf dieser 44 Partien gewannen die Wolfsburgerinnen gegen Freiburg: 2015, 2016 und 2017 jeweils im Halbfinale, 2019 im Endspiel und 2021 im Achtelfinale. Bei letzteren beiden wirkte auch Minge mit.

Wie viele ihrer Kolleginnen hatte sie in ihren Jugendvereinen stets bei den Jungs mitgespielte. Die offensive Mittelfeldspielerin, die vor sieben Jahren mit den deutschen Juniorinnen U17-Europameisterin wurde und vor sechs Jahren vom Deutschen Fußball-Bund als Talent die Fritz-Walter-Medaille in Silber (hinter Jana Feldkamp/TSG Hoffenheim) erhielt, ist zu einer der besten Angreiferinnen der Bundesliga avanciert.

Wenn sie nicht Fußball spielt, dann läuft Janina Minge in Freiburg Streife

Ihr Kindheitsidol war Lukas Podolski und ihr größter Fan, ihr Opa Theo, der bei jedem Heimspiel im Stadion ist, hat es im südwestlichen TV-Regionalprogramm schon zu einer gewissen Berühmtheit gebracht. Wenn sie nicht Fußball spielt, dann läuft Janina Minge in Freiburg Streife. Sie genießt die Spitzensportförderung der Polizei. Es gefällt ihr im Breisgau unweit des Bodensees derart gut, dass sie gerne dort bleibt. "Ich sehe keinen Grund hier wegzugehen", sagt Minge. "Hier bin ich zu Hause."

Ein Pokalendspiel bietet für einen Klub wie den SC Freiburg eine seltene Chance auf einen Titel. Und so ist das Finale folglich auch für Minge, weil sie Freiburg die Treue hält, eine rare Gelegenheit. Der SC Freiburg ist einer von nur drei Bundesligaklubs mit einer Trainerin: Theresa Merk war früher Co-Trainerin beim VfL Wolfsburg, und wer weiß, mit derlei Insiderwissen könnte vielleicht etwas zu machen sein.

Für Janina Minge geht es im Pokalfinale aber um noch Größeres: Vor der Rekordkulisse von mehr als 40 000 Besuchern im Kölner Stadion, die nach DFB-Angaben bereits Tickets fürs Finale erworben haben, und vor noch vielen Zuschauern mehr am Fernseher will sie sich bei Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg empfehlen. Sie träumt nämlich von der Weltmeisterschaft im Sommer Down Under. Das würde ihre Welt endgültig auf den Kopf stellen.

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