DFB-Pokal:Nkunku lässt Leipzig strahlen

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Überragender Stürmer in Berlin: Christopher Nkunku schießt Leipzig zum Pokalsieg 2023. (Foto: Odd Andersen/AFP)

RB Leipzig verteidigt den Titel im DFB-Pokal. Eintracht Frankfurt verpasst nicht nur den Weg aufs Siegerpodest - sondern auch den in die Europa League.

Von Javier Cáceres, Berlin

Der Franzose Christopher Nkunku wird in diesem Sommer Leipzig Adieu sagen - aber in bester Erinnerung bleiben. Der überragende Stürmer der vergangenen Spielzeiten der Leipziger erhob sich am Samstagabend in einem weitgehend zähen Pokalfinale zur alles überstrahlenden Figur - und führte RB zu einem 2:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt, der gleichbedeutend mit der Titelverteidigung war. Nkunku traf zum 1:0 - und legte auch das 2:0 durch Dominik Szoboszlai auf. Den Frankfurtern blieb nicht nur der Weg aufs Siegerpodest verwehrt. Sie verpassten auch die Qualifikation für die Europa League, die ihnen bei einem Sieg zugestanden hätte, stattdessen müssen sie in der Conference League antreten. An ihrer Stelle dürfen nun die Leverkusener im zweitwichtigsten Wettbewerb des Kontinents antreten, den Frankfurt im vergangenen Jahr in Sevilla noch gewonnen hatte.

Das Ambiente erinnerte ein wenig an jene Nacht, da Eintracht in der andalusischen Hauptstadt gegen Glasgow Rangers siegte. Das Stadion war fest in Frankfurter Hand. Doch RB litt vor allem darunter, dass die Frankfurter mit einer fantastisch organisierten Defensive das Leipziger Ideenzentrum komplett austrockneten. Trainer Oliver Glasner, der letztmals die Eintracht betreute, schickte seine Mannschaft mit einem Plan aufs Feld, der sich fast wie eine Bewerbung für eine italienische Mannschaft las.

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Seine Eintracht arbeitete derart durchdacht gegen den Ball, dass weder Dani Olmo, der unter der Woche seinen Vertrag verlängert hatte, noch Dominik Szoboszlai, der mit einem Wechsel kokettiert, je ins Spiel kamen - und auch keine Funkverbindung zu dem späteren Matchwinner Nkunku aufnehmen konnten. Die wenigen Bälle, die Olmo und Szoboszlai berühren durften, empfingen sie stets mit dem Rücken zum gegnerischen Tor. Auch das trug dazu bei, dass die Leipziger allzu oft den Ball immer weiter nach hinten spielen mussten und dann in Ermangelung von Anspielstationen lange Bälle schlugen mussten, die zu einer recht leichten Beute für die Frankfurter wurden.

Leipzig hatte schon zur vierten Minute die Chance liegen lassen, die Partie auf die eigene Seite zu ziehen. Der erste - und lange Zeit einzige - Konter der Leipziger erwies sich als steril, weil DFB-Stürmer Timo Werner den Ball ohne jede Überzeugung gen Frankfurter Tor schob, in die Hände von SGE-Torwart Kevin Trapp.

Auf der anderen Seite schlug es jedes Mal Funken, wenn Frankfurts Randal Kolo Muani ins Spiel kam. Vor allem in der 16. Minute, als er nach einem technischen Fehler von Lukas Klostermann an den Ball kam, Willi Orban stehen ließ - aber nur das Außennetz traf. Größere Chancen ergaben sich in der Folge lange nicht mehr. Es dauerte bis zur 41. Minute, ehe Leipzig wieder vors Frankfurter Tor kam - nach dem ersten vertikalen Lauf von Konrad Laimer kam Nkunku zu einem Abschluss, doch Tuta bekam den Fuß dazwischen.

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Die zweite Halbzeit begann mit Verzögerung. Der Grund: Die Frankfurter Fans breiteten ein Banner aus, auf dem "Fußballterror im Finale" zu lesen war; Leuchtspurmunition flog. Auch die als bieder verschrienen Leipziger hatten Rauchtöpfe dabei. Und das schien zunächst nicht nur den Blick der Zuschauer, sondern auch das Eingebungsvermögen der Akteure zu stören.

Nach einer Stunde machte Leipzigs Trainer Marco Rose die erste Bewegung, um die Dynamik des Spiels zu ändern. Für den offenkundig verletzten Timo Werner kam Yussuf Poulsen. Man konnte zunächst das Gefühl bekommen, dass dies das Signal für die Frankfurter war, einen Gang höher zu schalten. Denn nach einer Flanke von rechts legte Kolo Muani den Ball elegant auf Mario Götze ab, der aus 14 Metern aufs Tor schoss: RB-Torwart Jani Blaswich parierte (64.). Doch in der Folge stellte sich der Gedanke als Trugschluss heraus. Erst recht, nachdem Oliver Glasner ebenfalls erstmals wechselte. Oder wechseln musste: Kapitän Sebastian Rode, der schon am Vorabend zu erkennen gegeben hatte, keine Kraft für 90 Minuten zu haben, wurde gegen Jesper Lindström ausgetauscht. Und das hatte fatale Auswirkungen auf die defensive Mittelfeldstatik der Frankfurter. Sie war dahin.

Auf einmal waren Szoboszlai und Olmo zu sehen, stiftete Poulsen Verwirrung im Herzen der Frankfurter Abwehr. Plastisch zu sehen war das dann beim Tor der Leipziger: Nach einem Ballgewinn im Mittelfeld spielte Olmo nach links hinaus zu Nkunku, der aus gut 15 Metern abzog. Der Ball erwischte Frankfurts Torwart Trapp auf dem völlig falschen Fuß. Denn Nkunkus Schuss wurde von zwei Frankfurter Abwehrbeinen verschärft. Glasner warf alles aufs Feld, was auf seiner Bank nach Offensive roch. Doch noch ehe sie auch nur in die Nähe des Leipziger Strafraums kamen - es gab in der ganzen zweiten Halbzeit nur einen Torschuss der Frankfurter - , traf Szobozslai zum 2:0, nachdem ihn Nkunku im Strafraum freigespielt hatte. Und das war nichts anderes als der Schlusspunkt unter einem Finale, das man intensiv nennen durfte - aber nur in Maßen erinnerungswürdig.

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