Süddeutsche Zeitung

Dino Toppmöller beim FC Bayern:"Cheftrainer kann er natürlich auch"

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Julian Nagelsmann wartet weiter auf seine Freitestung aus der Quarantäne - Dino Toppmöller wird ihn auch im Pokal vertreten. Der Co-Trainer führte einst Düdelingen in die Europa League - und will irgendwann selbst ein Team übernehmen.

Von Sebastian Fischer, München

Glaubte man seinen Worten, dann schien sich Dino Toppmöller darauf zu freuen, bald nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen. "Wir sind alle froh, wenn Julian schnellstmöglich wieder zurück kommt und ich wieder einen Schritt nach hinten machen kann", sagte der Assistenztrainer nach dem Sieg gegen Hoffenheim am Samstag, dem zweiten Spiel hintereinander, in dem er seinen Chef an der Seitenlinie vertreten hatte. Doch Toppmöller wird auch an diesem Mittwoch im DFB-Pokal bei Borussia Mönchengladbach wieder als Trainer des FC Bayern auf dem Spielberichtsbogen stehen.

Am Tag vor dem Spiel meldete sich Julian Nagelsmann zum zweiten Mal seit seinem positiven Corona-Test am vergangenen Donnerstag - trotz vollständiger Impfung - zur Videopressekonferenz aus dem Home-Office. Der Chefcoach des FC Bayern saß wieder mit zugeknöpftem Hemd vor der Kamera, diesmal vor einer virtuellen Sponsorentafel anstelle der weißen Tapete. Er berichtete wieder aus seinem Quarantäne-Alltag: "Ich sitze jetzt nicht nur rum und höre Musik", betonte er; der Verein habe ihm Flipchart und Taktiktafel vorbeigebracht, damit er seinen Matchplan vorstellen kann. Und natürlich sprach er auch kurz über die Debatte über den ungeimpften Joshua Kimmich. Ein Auszug: "Es ist glaube ich wichtig, dass es Meinungen gibt, davon lebt auch eine Demokratie."

Vor allem teilte Nagelsmann mit, dass seine Quarantäne noch etwas länger dauert. Ein Test am Montag sei nicht so ausgefallen, "dass ich mit nach Gladbach kann", der nächste folgt am Donnerstag. Und so wird nun sein Assistent im Schnelldurchlauf einmal in jedem wichtigen Wettbewerb coachen: Champions League, Liga, Pokal.

"Wir haben jetzt zwar zwei Spiele 4:0 gewonnen, aber davor die Spiele waren auch nicht so schlecht", das hatte Toppmöller mit einem Grinsen schon am Samstag gesagt, als es kurz um seine Verdienste dieser Tage ging. Er betonte auch nach beiden Siegen, dass sein Chef von daheim stets per Anruf oder Nachricht an die Analysten auf der Tribüne eingreifen konnte. Dass Toppmöller eher zur unaufgeregten Zurückhaltung neigt, war damit geklärt. Und trotzdem ist der 40-Jährige kein gewöhnlicher Assistent, nicht nur wegen seines berühmten Vaters Klaus Toppmöller, dem früheren Bundesligatrainer.

"Man konnte schon sehen, dass er für höhere Aufgaben geschaffen ist."

Sohn Dino, benannt nach der italienischen Torhüter-Legende Dino Zoff, war früher Zweitligaprofi und danach selbst schon Chefcoach. Bevor er ein Jahr lang als Assistent von Nagelsmann in Leipzig arbeitete, trainierte er unter anderem den luxemburgischen Klub F91 Düdelingen, mit dem er die Europa League erreichte. Und der Anteil des Trainers an der Überraschung war groß. Es heißt zum Beispiel, er habe in Düdelingen die Video-Analyse eingeführt.

"Man konnte schon sehen, dass er für höhere Aufgaben geschaffen ist", sagt der ehemalige Bundesligaspieler Marc-André Kruska, der damals eine Saison lang für Düdelingen auflief, unter anderem bei einem 0:1 zu Hause gegen AC Mailand. Toppmöller habe gerade im taktischen Bereich anspruchsvoll gearbeitet, auch gegen die besseren Gegner in der Europa League Lösungen im Spiel mit dem Ball ausgearbeitet. "Cheftrainer kann er natürlich auch", sagt Kruska.

Dass es sein Ziel sei, "irgendwann auch einmal hauptverantwortlich" eine Mannschaft zu übernehmen, hat Toppmöller jüngst dem Magazin Kicker selbst gesagt. Auch wenn er darüber selbstverständlich gerade nicht nachdenke.

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