FC Bayern im DFB-Pokal:Ein Sieg, der die Zweifel verstärkt

DFB Cup - Third Round - Hertha BSC v Bayern Munich

Der zweifache Bayern-Torschütze Serge Gnabry (links).

(Foto: REUTERS)

Von Claudio Catuogno, Berlin

Doch, Nico Kovac kommt schon immer wieder gerne zurück nach Berlin. Im Oktober 1971 ist er hier zur Welt gekommen, seine Karriere begann er beim SC Rapide Wedding 1893 e.V., ehe er über Hertha Zehlendorf und Hertha BSC in die weite Fußballwelt zog. Und dass er zuletzt mit Eintracht Frankfurt zweimal in Folge das Berliner Pokalendspiel erreichte - eine Niederlage gegen Dortmund 2017, ein Sieg gegen den FC Bayern 2018, seinen heutigen Arbeitgeber -, zählt zu den größten Erfolgen seiner noch jungen Trainerkarriere. Aber nun stand Kovac schon drei Minuten nach Anpfiff des Pokal-Achtelfinales bei Hertha BSC an der Seitenlinie des Berliner Olympiastadions und musste sich fürchterlich aufregen.

Und da wusste er noch gar nicht, wie lange dieser Abend noch gehen würde. Bis in die Verlängerung nämlich - ehe der FC Bayern mit Ach und Krach und Mühe das Viertelfinale erreicht hatte. Durch ein 3:2 n.V. (1:1, 2:2), welches die Zweifel am Leistungsstand der Münchner, ausgerechnet vor entscheidenden Champions-League-Wochen, eher größer als kleiner werden ließ.

Aber zunächst zu dieser dritten Minute: Gerade noch war der Mittelfeldspieler Leon Goretzka im Hertha-Strafraum zu Fall gekommen, im Laufduell mit Karim Rekik war er am Fuß berührt worden - Schiedsrichter Markus Schmidt hatte aber auf Schwalbe und Gelb gegen Goretzka entschieden. Und während sich die Bayern über diese Ungerechtigkeit noch empörten, war auf der anderen Seite schon der Führungstreffer gefallen. Maximilian Mittelstädt, 3. Minute, durch die Beine des Bayern-Verteidigers Mats Hummels.

Bayern macht Druck über Gnabry und Coman

Kovac stand nun also beim Vierten Offiziellen herum und schimpfte und schimpfte, ehe er lamentierte und schließlich noch ein paar deutliche Worte verlor. Unterdessen schickte Joshua Kimmich von rechts eine Flanke auf den Weg, Robert Lewandowski leitete weiter auf Serge Gnabry - und der erzielte mit einem knackigen Rechtsschuss das nächste Blitztor. 1:1, 7. Minute.

Niko Kovac setzte sich wieder hin. Von nun an galt in diesem Achtelfinale wieder die Devise, die Kovac zuletzt nach der 1:3-Niederlage in der Bundesliga bei Bayer Leverkusen ausgegeben hatte: "Wir können nicht rumheulen, sondern müssen die Fehler einfach abstellen." Aber das ist, wie sich später noch herausstellen sollte, leichter gesagt als getan.

Zunächst einmal brauchte es eine gefällige, aber an Höhepunkten arme erste Halbzeit plus 15 Minuten Pause, ehe wiederum Gnabry, drei Minuten nach Wiederanpfiff, die Bayern erneut in Führung brachte. Diesmal war der Ball von James Rodríguez gekommen. Und weil die Bayern auch danach das Tempo hoch hielten, viel in Bewegung waren und sich vor allem über die Außenstürmer Gnabry und Kingsley Coman gute Gelegenheiten erspielten, schien dieses Achtelfinale eine Zeitlang doch noch den standesgemäßen Verlauf zu nehmen. Ehe den Münchnern dann wirklich ein haarsträubender Fehler unterlief: Es war erneut Hummels, der im eigenen Strafraum den Ball vertändelte: Vermutlich wegen der hinterhältig eiskalten Berliner Luftluftluft hatte der Bayern-Verteidiger den heißen Atem des eingewechselten Stürmers Selke in seinem Rücken nicht bemerkt. Selke musste den Ball dann nur noch am Manuel-Neuer-Vertreter Sven Ulreich vorbeilegen zum 2:2 (67.).

Manuel Neuer fehlt ganz im Kader

Von nun an ging es um Schadensbegrenzung. Im Vergleich zum 1:3 in Leverkusen hatte Kovac seine Stammelf - wie zuletzt fast immer - nur moderat durchgewechselt: Für Thomas Müller und Rafinha durften Thiago und Gnabry beginnen. Neuer? Der Kapitän hatte die Reise nach Berlin zwar mit angetreten, stand aber am Ende nicht im Kader. Kovac habe "kein Risiko eingehen" wollen nach Neuers jüngst erlittener Daumenverletzung, vermeldeten die Bayern.

Auch die Hertha war nicht mit Rückenwind in die Partie gestartet, am Samstag hatte es ein trübes 0:1 gegen Wolfsburg gegeben, das den Trainer Pal Dardai zu drei Veränderungen verleitete: Anstelle von Fabian Lustenberger und Davie Selke sowie dem an den Hüfte verletzten Arne Maier begannen Per Skjelbred, Salomon Kalou und Maximilian Mittelstädt.

Allerdings wirft so eine Niederlage in der Liga die Berliner qua Selbstverständnis weniger aus der Bahn als die Münchner. Und ein Fakt machte es Dardai in der Vorbereitung noch ein bisschen einfacher als sonst: "Gegen Bayern haben wir es immer gut hingekriegt", konnte er zu Recht betonen. Tatsächlich hatte die Hertha in der Liga zuletzt vier Mal hintereinander gegen den Rekordmeister nicht verloren und das letzte Spiel im Herbst sogar 2:0 gewonnen.

Nochmal nach Berlin in dieser Saison?

Aber nun war vom unverhofften Schwung der Anfangsminuten bald kaum noch was übrig: Die wenigen Gelegenheiten, die sich die Berliner herauskombinierten, wurden entweder von einem Münchner Bein gestoppt, oder sie fielen, weit häufiger, der eigenen Fahrlässigkeit zum Opfer. Weshalb dieses Spiel den Bayern nur bedingt darüber Auskunft gab, ob sie die zuletzt immer größer werdenden Lücken ihrer Abwehr wieder zu schließen in der Lage sein würden. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, als Hummels eine bemerkenswerte Ein-Mann-Lücke bildete.

"Verteidigen macht nicht unbedingt jedem Spaß", hatte Kovac zuletzt mit leicht bitterem Unterton angemerkt - doch zumindest die Abstimmung klappte dann bis zum Ende der Verlängerung. Und es war dann auch eine Frage des Willens, dass die Münchner den Ball noch ein drittes Mal im Hertha-Tor unterbrachten: Nach einigem Hin und Her landete der Ball bei Coman, der ihn über die Linie drückte (98.).

Es bleibt also möglich, dass der Berliner Niko Kovac in dieser Saison noch mal wiederkommt nach Berlin. Und auch der nächste Ärger könnte nicht lang auf sich warten lassen.

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