DFB-Pokal:Erinnerungen an Rummenigge

DFB Pokal 2 Runde SpVgg Bayreuth VfB Stuttgart Hansi Müller li Stuttgart im Duell

1980/81 war in der zweiten Runde Schluss: Lothar Wolf (rechts) und die Bayreuther unterlagen dem VfB Stuttgart mit Hansi Müller 1:3.

(Foto: Sportfoto Rudel/imago)

Zum ersten Mal seit 15 Jahren ist der Regionalligist SpVgg Bayreuth wieder im DFB-Pokal, 5000 Zuschauer dürfen dabei sein. Der Rummel um die Partie gegen Bielefeld ist so groß, dass sogar gefälschte Tickets in Umlauf sind.

Von Christian Bernhard

Beim Stöbern in der seit wenigen Wochen 100-jährigen Geschichte der SpVgg Bayreuth stößt man relativ schnell auf den 12. Januar 1980. Damals, vor mittlerweile mehr als 41 Jahren, besiegten die Oberfranken in der dritten DFB-Pokal-Hauptrunde 1979/80 den großen FC Bayern München; Paul Breitner, Karl-Heinz Rummenigge, Klaus Augenthaler und Dieter Hoeneß verließen nach der 0:1-Niederlage bedröppelt den schneebedeckten Bayreuther Platz. Die SpVgg dagegen war im kollektiven Freudentaumel: eine Delegation wurde kurzerhand ins Aktuelle Sportstudio eingeladen und dort gefeiert, der Rest der Mannschaft wurde zu sehr begehrten Gästen auf einer Bayreuther Faschingsveranstaltung. Erinnerungen, die heute noch omnipräsent sind im Bayreuther Altstadt-Kult-Museum.

Am Samstag wird im Bayreuther Hans-Walter-Wild-Stadion wieder DFB-Pokal gespielt (15.30 Uhr). Und auch wenn der Bundesligist, der diesmal zu Gast ist, nicht das Renommee des FC Bayern hat, sondern Arminia Bielefeld heißt, ist es erneut ein ganz besonderes Duell für die SpVgg. 15 Jahre lang war der Traditionsklub nicht mehr im DFB-Pokal vertreten, erst der Sieg im Ligapokalfinale der Regionalliga Bayern gegen den VfB Eichstätt Anfang Juni ermöglichte den Bayreuthern die langersehnte Rückkehr auf die große nationale Fußballbühne. Das Spiel gegen Bielefeld sei für den ganzen Verein und für Oberfranken ein "absolutes Highlight", betont Marcel Rozgonyi, Sportlicher Leiter der SpVgg. Seit Beginn der Corona-Pandemie gab es in der Region keine so große Veranstaltung, bis zu 5000 Zuschauer dürfen ins Hans-Walter-Wild-Stadion. Der Rummel um die Partie ist so groß, dass sogar gefälschte Tickets im Umlauf sind. Der Verein warnte davor, Tickets von "Drittanbietern wie Viagogo" zu kaufen, da die Echtheit der Tickets dort nicht garantiert werden könne.

Die Rückkehr auf die nationale Bühne ist für die SpVgg auch aus wirtschaftlicher Sicht sehr wichtig

Neben der großen emotionalen Strahlkraft ist die Rückkehr auf die nationale Bühne für die SpVgg auch aus wirtschaftlicher Sicht sehr wichtig. Alleine das TV-Geld für die Teilnahme an der ersten Runde im DFB-Pokal beläuft sich auf einen sechsstelligen Betrag - und dieser tut dem Klub in Pandemiezeiten besonders gut. Rozgonyi bezeichnet das Spiel als "Zubrot, das wir nach eineinhalb Jahren Corona wirklich dringend brauchen". Als Regionalligist befinde sich die SpVgg an einer "Schnittstelle", an der sie weder vom Staat noch vom DFB Wirtschaftshilfen bekomme. Für ambitionierte Regionalligisten, zu denen sich die Bayreuther zählen, bedeute das eine enorme Herausforderung. "Das geht ein zweites Mal nicht gut, für keinen", betont Rozgonyi.

Anders als in der Regionalliga, wo momentan maximal 1500 Zuschauer zugelassen sind, hat der Klub gegen Bielefeld die Freigabe für bis zu 5000 Zuschauer erhalten - allerdings nur für Sitzplätze. Rozgonyi hätte sich "deutlich mehr Zuschauer gewünscht", zarte Nachfragen nach mehr seien von politischer Seite "brachial weggedonnert" worden. Deshalb habe der Verein "noch Glück im Unglück" gehabt, findet er, denn falls die Loskugel Bayern oder Dortmund gezeigt hätte, wäre der Frust über die Bestimmungen noch größer gewesen.

Im Hans-Walter-Wild-Stadion musste einiges erledigt werden, um "Fernsehfußball" in einem "Ü40-Stadion" zu ermöglichen, das in die Jahre gekommen sei, betont Rozgonyi. "Da musst du schon ordentlich investieren", damit die DFB-Vorgaben erfüllt werden können, erklärt er, was wiederum unweigerlich die Einnahmeseite verkleinere. Unabhängig vom DFB-Pokalspiel ist in der vergangenen Woche ein neuer Rollrasen verlegt worden, da die Drainage beschädigt war. Im Zuge dessen wurde auch die Verrohrung für eine Rasenheizung mit eingebaut. So wurden "mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen", sagt Rozgonyi.

Die vier Siege aus den ersten fünf Regionalligapartien geben Bayreuth Selbstvertrauen

Sportlich sehen sich die Bayreuther ebenfalls gerüstet - trotz der drei Klassen, die zwischen dem Bundesligisten und dem Regionalligisten liegen. Die vier Siege aus den ersten fünf Regionalligapartien geben ihnen Selbstvertrauen. Trainer Timo Rost betont, dass der Samstagnachmittag für ihn nur dann erfolgreich wäre, wenn sein Team eine Runde weiterkomme. Für Bielefelds Trainer Frank Kramer, der den Großteil seiner aktiven Fußballer-Laufbahn in Mittel- und Oberfranken verbracht hat und bis heute im Landkreis Fürth wohnt, ist die SpVgg "im Gegensatz zu manch anderem Regionalligisten eine Vollprofitruppe", die Wucht habe, intensiv spiele und früh sowie aktiv ins Pressing gehe. Er nehme Bayreuth sehr ernst, betont Kramer.

Das mussten Bayreuths Gegner in den 1980er Jahren ebenso. Zehn Monate nach dem Sensationserfolg über den FC Bayern erreichte der damalige Zweitligist Bayreuth in der Saison 1980/81 die zweite DFB-Pokalrunde, wo der VfB Stuttgart zu Gast in Oberfranken war. Ein zweites Mal blieb der SpVgg eine Überraschung verwehrt. Ein Abwehrspieler namens Lothar Wolf war dabei, als die SpVgg 1:3 verlor. Sein Sohn Chris Wolf trägt heute das Trikot der SpVgg. Der Defensivspieler kann seinem Vater am Samstag allerdings nicht nacheifern, weil er am Knie verletzt ist.

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