Pokalerfolg in Dortmund:Werder kann Spektakel

DFB-Pokal 2019 - Max Kruse und Jiri Pavlenka bejubeln den Pokalsieg gegen Borussia Dortmund

Bremer Helden: Max Kruse (links) und Jiri Pavlenka.

(Foto: REUTERS)

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Der DFB-Pokal gilt als jener Fußball-Wettbewerb, in dem man am schnellsten eine Trophäe bekommt. Die Bremer Spieler Jiri Pavlenka und Claudio Pizarro können das bestätigen. Als sie weit nach Mitternacht in den Mannschaftsbus stiegen, hielt der Torwart Pavlenka ein Bild mit dem Titel 'Man of the Match' in der Hand, und Pizarro trug eine Flasche Dortmunder Bier, aus der er genüsslich trank. Ein Mannschaftsbetreuer trug etwas später die nur zu einem Drittel geleerte Kiste aus der Kabine in den Bus nach. An der überschaubaren Menge war klar ersichtlich, dass es sich beim vorangegangenen dramatischen Pokalspiel noch nicht um das Finale gehandelt haben konnte.

Gejubelt hatten die Fußballer von Werder Bremen eine halbe Stunde vor Mitternacht nach dem 4:2-Sieg im Elfmeterschießen aber durchaus so, als hätten sie soeben den ersten Titel seit zehn Jahren gewonnen. Und ein bisschen so fühlt sich ein Pokaltriumph beim momentanen Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund auch an.

Je später der Abend, desto ereignisreicher der Fußball: Dies galt für das Achtelfinalspiel zwischen dem BVB und Werder. Zwei Tore in der 90-minütigen Regelspielzeit, vier Tore in der 30-minütigen Verlängerung und sechs Tore im siebenminütigen Elfmeterschießen - dann hatte die sonst so souveräne Dortmunder Borussia nach der Champions League (0:2 bei Atletico Madrid) und der Bundesliga (1:2 bei Fortuna Düsseldorf) auch im DFB-Pokal die erste Saison-Niederlage akzeptieren müssen.

Marco Reus muss früh raus - eine Schwächung für den BVB

Die frühe Werder-Führung durch Milot Rashica (5.) egalisierte Marco Reus kurz vor der Pause (45.) - und was dann später in der Verlängerung passierte, waren die Dortmunder in dieser ihrer so erfolgreichen Saison bislang einfach nicht gewohnt: Zwei Mal gingen sie in Führung, zwei Mal antwortete Bremen mit dem Ausgleich. Es war, als stünde ein Boxer nach zwei K.o.-Schlägen einfach wieder auf, um in der finalen Runde (Elfmeterschießen) seinerseits den K.o.-Schlag zu setzen.

"Wir haben uns ein bisschen dumm angestellt", sagte Reus hinterher. Er hatte zur Pause ausgewechselt werden müssen, weil sein Oberschenkel-Muskel schmerzte. "Ich wollte weiterspielen, aber dann haben wir mit dem Doc entschieden, auf Nummer sicher zu gehen", berichtete er. "Dass Marco Reus zur Halbzeit raus musste, war eine Riesenschwächung für Borussia Dortmund", sagte Bremens Trainer Florian Kohfeldt hinterher.

Am gegnerischen Personal wollte er diesen Triumph drei Tage nach einem äußerst enttäuschenden 1:1 in Nürnberg aber nicht festgemacht wissen. "Die Jungs haben gebissen - und wenn wir auch schon häufiger gebissen haben, so haben wir es heute mit Cleverness kombiniert", zeigte sich Kohfeldt begeistert von der Comeback-Mentalität seiner Spieler. Drei Minuten nach Christian Pulisics 2:1 (105.) glich Claudio Pizarro zum 2:2 aus; und sechs Minuten nach Achraf Hakimis 3:2 (113.) glich Martin Harnik zum 3:3 aus.

Im Elfmeterschießen wird Pavlenka zum Helden

Im Elfmeterschießen avancierte dann Werders Torwart Pavlenka zum Pokalhelden, indem er die Schüsse von Paco Alcácer und Maximilian Philipp parierte. "Ich weiß nicht warum, aber ich war mir hundertprozentig sicher, dass ich die ersten beiden Elfmeter halte", sagte Pavlenka hinterher und grinste. "Da muss ich ihn demnächst vor den Spielen mal eindringlicher befragen", kommentierte Kohfeldt, dem die hellseherischen Fähigkeiten seines tschechischen Torwarts bislang nicht bekannt waren. Max Kruse verwandelte den entscheidenden Strafstoß, es folgten wilde Jubelszenen vor dem Block mit den Bremer Fans.

Und während die Dortmunder mit der Ablenkung an der Bundesligaspitze und in der Champions League in der Lage sein sollten, diese Schmach alsbald abzuhaken, wollen die Bremer in einer bislang durchwachsenen Saison viel Positives daraus ziehen und in den restlichen Verlauf mitnehmen. "Das muss uns einen Boost geben", sagte Nuri Sahin, Ex-Dortmunder und erstmals bei Werder als ungewohnter Innenverteidiger aufgeboten, "das muss uns einfach Auftrieb geben", wiederholte er beschwörend.

Um ein Uhr in der Früh verließ der Bremer Bus das Dortmunder Stadion. "Ich hoffe, dass wir irgendwann schlafen", sagte Kohfeldt noch. Am Donnerstag ist frei, am Freitag beginnt die Vorbereitung auf jenes Ligaspiel am Sonntag gegen Augsburg, in dem die Bremer beweisen wollen, dass sie nicht nur Spektakel können, sondern dass sie, wie Angreifer Maximilian Eggestein abschließend formulierte, "endlich auch mal gegen vermeintlich Kleine so spielen wie jetzt in Dortmund".

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