Aus im DFB-Pokal:Riesengroßes Ärgernis für den BVB

Aus im DFB-Pokal: Gesten der Verzweiflung: Erling Haaland und der BVB sind raus im DFB-Pokal.

Gesten der Verzweiflung: Erling Haaland und der BVB sind raus im DFB-Pokal.

(Foto: Martin Meissner/AP)

Die Dortmunder spielen fahrig und nervös - und scheitern im Pokal an Zweitliga-Tabellenführer FC St. Pauli. Auch Erling Haaland kann es diesmal nicht retten.

Von Thomas Hürner, Hamburg

Im Grunde hatte der FC St. Pauli ein doppeltes Heimrecht, als am Dienstag das DFB-Pokal-Achtelfinale auf dem Programm stand. Da war natürlich der offensichtliche Vorteil, dass das Spiel im Millerntor-Stadion stattfand, tief im Herzen des Hamburger Stadtteils und vor immerhin 2000 Anhängern des Kiezklubs. In der Vereinssatzung der Hamburger steht aber auch geschrieben, dass man stets als Außenseiter in eine Partie zu gehen hat. Deshalb fühlen sich die Paulianer wie zu Hause in der Rolle des Underdogs, der dem Establishment richtig eins auswischt, dieses Recht auf Rebellion nehmen sie sich gerne und jederzeit raus.

Und das Establishment, das war an diesem Abend Borussia Dortmund.

Mit 2:1 gewannen die Kiezkicker gegen den Titelträger des Vorjahres, sie siegten verdient. "Heute war ein schlechter Tag, wir sind einfach zu spät aufgewacht", sagte Marco Reus am ARD-Mikrofon. "St. Pauli hat es zwar gut gemacht, aber es ist sehr bitter für uns, dass wir raus sind. Das müssen wir jetzt erst mal sacken lassen. Auf jeden Fall haben wir eine Riesenchance verpasst, den Pokal wieder zu gewinnen."

Es war an diesem Abend weniger eine Frage der konkreten Taktik, es ging eher um die Haltung. Mit Respekt, aber ohne jede Demut gingen die Paulianer in diese Partie, und sie hatten jede Menge Körpereinsatz und Furchtlosigkeit dabei. Bereits nach vier Minuten kombinierte sich der Tabellenführer des Unterhauses in den Strafraum des Zweitplatzierten aus der ersten Liga, der Ball gelangte über St. Paulis Mittelfeldmann Marcel Hartel ins Zentrum, wo Stürmer Etienne Amenyido mit etwas Glück und mindestens so viel Verstand zum 1:0 traf. Ein frühes Tor, das ist die erste und wichtigste Zutat, aber es braucht schon mehr für eine echte Pokalsensation.

Mutige Paulianer gegen uninspirierte Dortmunder - auch nach der Pause bleibt es dabei

Zum Beispiel einen fahrigen und leicht nervösen Favoriten, als der sich der BVB präsentierte, nachdem er in Rückstand geraten war. St. Pauli stresste die Gästemannschaft mit mutigem Pressing, schnellen Vorstößen, und am meisten stressten sie den BVB mit ihrem aufmerksamen und rigorosen Defensivverbund. Dortmund hatte zumeist den Ball, es fehlte aber an den Ideen, um in die gefährlichen Zonen vorzustoßen. Abwehrchef Mats Hummels spielte in der ersten Hälfte mal ein ansehnliches Pässchen auf Marco Reus, der die Chance ausließ. Viel mehr war nicht. Und je länger das Spiel dauerte, desto sicherer fühlten sich die Hamburger in ihrem Bestreben, dem BVB als riesengroßes Ärgernis in Erinnerung zu bleiben.

In der 40. Minute legte St. Pauli ein solides Fundament dafür, oder besser: BVB-Mittelfeldmann Axel Witsel, der sich einem kecken Angriff entgegenwarf - und dem Ball mit seinem Bein den nötigen Spin verpasste, damit dieser im eigenen Tor landete. 2:0 für St. Pauli. Und immerhin noch eine Halbzeit für die Dortmunder, um das frühe und definitiv nicht eingeplante Pokal-Aus abzuwenden.

Nach dem Wiederanpfiff ergab sich jedoch das nahezu selbe Bild: Mutige Paulianer behaupteten sich gegen uninspirierte Dortmunder, und die Rebellion geriet auch dann nicht mehr wirklich in Gefahr, als dem BVB nach einer Intervention aus dem Kölner Videokeller ein fragwürdiger Handelfmeter gewährt wurde. Stürmer Erling Haaland vollendete zum 2:1, doch auch die norwegische Naturgewalt konnte hernach nicht mehr abwenden, woran Fußballmannschaften seit Monaten scheitern: St. Pauli hat in dieser Saison noch keine einzige Partie am Millerntor verloren.

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