DFB-Pokal:Bremen und Köln im Glück - die Sieglosen siegen

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Bremens Ulisses Garcia (l.) und Milos Veljkovic freuen sich über den Sieg im DFB-Pokal gegen Hoffenheim. (Foto: dpa)
  • Der 1. FC Köln siegt überraschend und deutlich in Berlin. Auch Werder Bremen gewinnt gegen Hoffenheim.
  • Stuttgart dreht einen 0:1-Rückstand auf dem Betzenberg.
  • Wolfsburg gewinnt das Niedersachsenderby, Nürnberg schlägt Osnabrück.

Krisenclub Werder Bremen kann sich im DFB-Pokal auf seine Heimstärke verlassen. Die in der Fußball-Bundesliga noch sieglose Mannschaft des unter Druck stehenden Trainers Alexander Nouri besiegte am Mittwochabend im Weser-Stadion 1899 Hoffenheim mit 1:0 (1:0). Vor 31 210 Zuschauern schoss Ishak Belfodil (31. Minute) den Tabellenvorletzten ins Achtelfinale. Durch den Erfolg baute Werder seine Rekordheimserie im Pokal aus. Die Hanseaten sind nun seit 36 Partien und seit 1988 zu Hause in dem Wettbewerb ungeschlagen.

Werders Sieg war glücklich, aber nicht unverdient. Die Mannschaft agierte kompakt und holte sich gegen den favorisierten Europa-League-Teilnehmer ein dringend benötigtes Erfolgserlebnis. Die aktiveren Hoffenheimer kamen zu wenigen klaren Chancen.

Nouri setzte auf eine defensiv ausgerichtete Startformation mit einer Viererkette, zwei Sechsern davor und in Ludwig Augustinsson und Theodor Gebre Selassie zwei abwehrstarken Mittelfeldspielern auf den Außenpositionen. Der lange verletzte Top-Stürmer Max Kruse saß bei den Gastgebern zunächst auf der Bank.

Werder hatte dennoch die erste gute Angriffsszene: Zlatko Junuzovic visierte aus spitzem Winkel die lange Ecke an, verfehlte das von Hoffenheims zweitem Keeper Gregor Kobel gehütete Tor jedoch (6.). In einer umkämpften, aber zunächst chancenarmen Partie dauerte es bis zur 25. Minute, ehe die Gäste aus dem Kraichgau erstmals gefährlich nach vorne kamen. Kerem Demirbays Schuss wurde von Milos Veljkovic in höchster Not geblockt.Sechs Minuten später durften die Bremer Fans dann jubeln: Thomas Delaney verlängerte eine Junuzovic-Ecke per Kopf und Belfodil drückte den Ball aus kurzer Distanz über die Torlinie. Es war der erste Treffer des algerischen Neuzugangs für den SVW.

Das 1:0 gab den Norddeutschen zusätzliche Sicherheit. Bremen stand gut sortiert und ließ die Hoffenheimer Offensivbemühungen ins Leere laufen. Mehr als ein Versuch aus der Distanz von Florian Grillitsch, der weit am Ziel vorbeiflog, sprang für 1899 vor der Pause nicht mehr heraus. Mit angespannter Miene ging Trainer Julian Nagelsmann in die Kabine.Nach dem Seitenwechsel versuchten seine Spieler, den Druck zu erhöhen. Andrej Kramaric traf mit einem Freistoß nur die Latte (52.). Aus dem Spiel heraus kamen die Gäste kaum in aussichtsreiche Abschlusspositionen. In der Nachspielzeit rettete Werders Torwart Jiri Pavlenka den Werder-Sieg mit einer Glanztat.

Freiburg und Heidenheim kommen weiter

Der SC Freiburg setzte sich gegen Zweitligist Dynamo Dresden nach Rückstand am Ende mit 3:1 (0:0) durch. Die beiden Zweitliga-Kellerkinder Jahn Regensburg und 1. FC Heidenheim lieferten sich eine muntere Partie, die mit 2:5 (1:2) endete.

Kölle lebt! Zwei Tage nach der Blitztrennung von Manager Jörg Schmadtke hat sich der Krisenclub mit einer beeindruckenden Vorstellung zurückgemeldet und Hertha BSC aus dem DFB-Pokal geschmissen. Der in der Fußball-Bundesliga noch sieglose Tabellenletzte 1. FC Köln gewann am Mittwoch in der 2. Runde des nationalen Cups 3:1 (2:0) in Berlin. Simon Zoller (35. Minute), Dominic Maroh (43.) und Christian Clemens (64.) brachten die Gäste in Führung. Hertha schaffte vor 33 459 Zuschauern im Olympiastadion durch Niklas Stark (69.) nur noch den Anschluss und geht jetzt unruhigen Zeiten entgegen.

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Schmadtke hatte sich vor der Partie zu Wort gemeldet und im "Kölner Stadt-Anzeiger" Gerüchten widersprochen, er habe den Rauswurf von Trainer Peter Stöger geplant. Der Coach sprach von einer "ganz entscheidenden Phase für den Club". In Berlin setzte Stöger auf eine extrem junge Startelf. Im Vergleich zum 0:0 gegen Werder Bremen rutschten Frederik Sörensen, Jannes Horn und Tim Handwerker ins Team, das ein Durchschnittsalter von nur 23,3 Jahren aufwies.

Die Kölner begannen mutig und mit viel Schwung, ohne sich jedoch klare Torchancen zu erspielen. Hertha nahm die Herausforderung an, versuchte ebenfalls, Tempo in die Offensivaktionen zu bringen. Zwei Freistöße von Confed-Cup-Sieger Marvin Plattenhardt brachten die erste Annäherung an das FC-Tor: Ein Versuch flog knapp daneben (15.), den zweiten Schuss aus 17 Metern holte Kölns Keeper Timo Horn stark aus dem Eck (21.).

Dem olympischen Silbermedaillengewinner von Rio de Janeiro hatten es die Rheinländer auch danach zu verdanken, dass es zunächst beim 0:0 blieb. Hertha erhöhte den Druck. Nach einem feinen Pass von Mitchell Weiser scheiterte Salomon Kalou an Horn (31.). Kurz darauf entschärfte der Kölner Torhüter einen Hinterhaltschuss von Peter Pekarik. In die beste Phase der Berliner fiel die Gäste-Führung. Einen abgerutschten Schuss von Leonardo Bittencourt verlängerte Sehrou Guirassy, jüngst gegen Bremen mit einer vergebenen Top-Chance noch der Pechvogel, mit dem Kopf. Zoller nutzte die Verwirrung in der Hertha-Innenverteidigung und traf aus kurzer Distanz.

Und die Domstädter legten nach: Nach einer Ecke setzte sich Maroh im Fünfmeterraum gegen Per Skjelbred durch und schockte die Gastgeber kurz vor der Pause zum zweiten Mal. Stöger konnte nach turbulenten zwei Tagen am Spielfeldrand wieder lächeln.Mit der Führung im Rücken präsentierte sich Köln im zweiten Durchgang konzentriert. Die Gäste wollten mehr: Zoller hatte zweimal die Möglichkeit, den Vorsprung auszubauen (47./50.), ehe Clemens traf. Der kurz zuvor eingewechselte Mittelfeldspieler staubte nach einem Pfostentreffer des starken Zoller zum 3:0 ab.

Die Hertha gab sich nicht auf. Nach einem Lattenkopfball von Karim Rekik erwischte Stark den Abpraller und sorgte für den Anschluss. Der Wille war da, doch dem Team von Trainer Pal Dardai fehlte vorne die Durchschlagskraft. Köln brachte das 3:1 über die Zeit und darf sich nun auf die Achtelfinal-Auslosung am Sonntag freuen. Die Runde der letzen 16 findet am 19. und 20. Dezember statt.

Endlich ein Sieg jenseits der Ländle-Grenze: Der notorisch auswärtsschwache VfB Stuttgart kann doch noch fern des eigenen Stadions gewinnen - wenn auch "nur" beim Zweitliga-Schlusslicht. Nach fünf Auswärtspleiten in fünf Punktspielen setzte sich der Fußball-Bundesligist in der 2. Runde des DFB-Pokals 3:1 (1:1) beim 1. FC Kaiserslautern durch.Daniel Ginczek (20.) per Foulelfmeter, Chadrac Akolo (66.) und Simon Terodde (72.) trafen für den Bundesliga-Rückkehrer, der nach zwei Jahren wieder das Achtelfinale erreicht hat. Zudem darf sich der VfB über die Prämie in Höhe von 637.000 Euro freuen. Auf wen Stuttgart in der nächsten Runde (19./20. Dezember) trifft, entscheidet sich am Sonntag (18.00 Uhr/ARD) bei der Auslosung. Für den FCK war Lukas Spalvis erfolgreich (7.).

Vor 28.322 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion hatten die Gäste bereits in der 3. Minute zwei große Möglichkeiten zur Führung. Zunächst scheiterte der Japaner Takuma Asano an FCK-Torwart Jan-Ole Sivers, im Nachschuss traf der Argentinier Emilio Insua den Pfosten. Auf der Gegenseite machte es Spalvis besser. Der Litauer nutzte einen Patzer des Stuttgarter Verteidigers Benjamin Pavard zur Lauterer Führung.

Die Stuttgarter, die ohne Kapitän Christian Gentner, Dennis Aogo, Marcin Kaminski, Carlos Mane, Matthias Zimmermann und Anastasios Donis auskommen mussten, waren aber nicht lange geschockt. In der 15. Minute parierte Sievers gegen Ginczek. Doch auch die Pfälzer hatten durch Baris Atik eine große Möglichkeit zum zweiten Treffer (16.).

Vier Minuten später traf dann der VfB. Nach einem Foul des 19 Jahre alten Joel Abu Hanna an Asano zeigte Schiedsrichter Patrick Ittrich (Hamburg) auf den Punkt. Ginczek verwandelte souverän. Nach dem Ausgleich stellten die Stuttgarter ihre bessere Spielanlage unter Beweis, Ginczek vergab die Möglichkeit zur Führung (30.).Auf der anderen Seiten konnten die Gastgeber, bei denen Kapitän Daniel Halfar, Mads Albaek und Kacper Przybylko fehlten, durch ihre Kampfkraft überzeugen. Die Mannschaft des neuen Trainers Jeff Strasser hatte in der 36. Minute zwei Chancen zum zweiten Tor durch Spalvis und Atik. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte verfehlte FCK-Verteidiger Stipe Vucur per Kopf nur knapp sein Ziel.

Das Remis zur Pause ging in Ordnung - vor allem die Roten Teufel spielten weit besser als zuletzt. Wenige Sekunden nach dem Seitenwechsel vergab der Kongolose Akolo eine gute Möglichkeit für Stuttgart (46.). In der 57. Minute reagierte VfB-Trainer Hannes Wolf und brachte Torjäger Terodde für Innenverteidiger Holger Badstuber. Danach nahm der Druck des Bundesligisten zu - Akulo und Terodde trafen.Beste Spieler aufseiten der Stuttgarter waren Asano und Andreas Beck. Beim FCK konnten Atik und Christoph Moritz überzeugen.

Wolfsburg gewinnt das Niedersachsenderby

Remis-König Martin Schmidt kann auch siegen: Der VfL Wolfsburg ist mit dem ersten Erfolg unter seinem neuen Trainer ins Achtelfinale des DFB-Pokals eingezogen. Der Cupgewinner von 2015 setzte sich im Niedersachsen-Duell gegen Hannover 96 mit 1:0 (0:0) durch und verpasste dem Bundesliga-Überraschungsteam einen Dämpfer. Schmidt bleibt als Wölfe-Coach ungeschlagen und konnte nach fünf Unentschieden in der Liga erstmals jubeln.

Felix Uduokhai traf kurz nach der Halbzeitpause zum 1:0 der Wolfsburger vor 15.508 Zuschauern (49.). Eine Freistoßflanke von Daniel Didavi lenkte der Verteidiger, der auch schon am Sonntag in der Liga gegen 1899 Hoffenheim zum späten 1:1 getroffen hatte, aus kurzer Entfernung ins Tor. Wolfsburg belohnte sich damit für eine Leistungssteigerung nach schwachem Start.

Nürnberg schlägt Osnabrück

Der viermalige DFB-Pokalsieger 1. FC Nürnberg hat mit einem Pflichtsieg das Achtelfinale erreicht. Der Zweitligist siegte am Mittwoch beim Drittliga-Tabellenletzten VfL Osnabrück nach frühem Rückstand in der 2. Runde mit 3:2 (1:1). Letzter verbliebener Drittligist im Wettbewerb ist somit der SC Paderborn, der am Dienstag zu Hause den VfL Bochum (2:0) ausgeschaltet hatte.

Nürnberg hatte in Osnabrück vor 14.000 Zuschauern anfangs große Probleme - besonders mit Marcos Alvarez. Der von Dynamo Dresden gekommene Stürmer verwandelte einen Foulelfmeter zur Führung des Außenseiters (4.) und traf wenig später mit einem Fernschuss die Querlatte (15.). Mikael Ishak erzielte den Ausgleich (38.), der Torjäger traf in seinem siebten Pflichtspiel in Serie. Das 1:2 durch Tim Leibold (51.) konterte Christian Groß (63.), Enrico Valentini (73.) traf zum Sieg für den FCN. Osnabrück beendete das Spiel nach einer Roten Karte gegen Furkan Zorba (76./Notbremse) in Unterzahl.

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