DFB-Pokal: Bielefeld - Nürnberg:Der 20-Minuten-Meister macht den Unterschied

Zong, Zoong, Zooong: In der Meistersaison spielte Markus Feulner insgesamt 20 Minuten und wurde anschließend bei Borussia Dortmund aussortiert. Doch in seinem ersten Spiel für den 1. FC Nürnberg sorgt er für eine kleines Fußballwunder: Feulner gelingen im DFB-Pokal gegen Bielefeld drei Meisterwerke - in nur 13 Minuten.

Sebastian Gierke

Überflüssig sei er, das hatte ihm Jürgen Klopp vor dieser Saison deutlich gemacht. Der Deutsche Meister Markus Feuler akzeptierte das Dekret des Dortmunder Trainers. Und der gebürtige Scheßlitzer (bei Bamberg) ging zurück ins Frankenland, ging zum 1. FC Nürnberg.

DFB-Pokal - Arminia Bielefeld - 1. FC Nürnberg

Erzeilte schnell mal mit drei Fernschüssen einen Hattrick im DFB-Pokal: Markus Feulner vom 1. FC Nürnberg.

(Foto: dpa)

Überflüssig machte Feulner in seinem ersten Pflichtspiel für das neue Team dann beinahe seine Mitspieler. Er schoss Nürnberg beim 5:1 gegen Arminia Bielefeld mit einem fantastischen Hattrick in der ersten Halbzeit fast im Alleingang in die zweite Runde des DFB-Pokals.

Dabei hatten die Bielefelder große Hoffnungen an dieses Spiel geknüpft. Der Verein hat ja wahrliche keine gute Zeit hinter sich. Durchgereicht, von der ersten in die dritte Liga. Abgeschlagen, abgestiegen, finanzielle Probleme, Zerfallserscheinungen. Einer der wenigen Lichtblicke: Spiele gegen den 1. FC Nürnberg. Keines der letzten acht hatte die Arminia gegen Nürnberg verloren. Fünf Siege, drei Unentschieden. Der letzte Nürnberger Sieg lag bis zu diesem Spiel im DFB-Pokal schon mehr als sieben Jahre zurück.

Und jetzt also DFB-Pokal, erste Runde. Das erste Pflichtspiel der Saison für Nürnberg - ausgerechnet gegen den Angstgegner. "Es geht wieder los", hatte Trainer Dieter Hecking gesagt. Er meinte nicht, die Probleme gegen die Bielefelder. Er meinte die neue Saison. Doch nach 15 Minuten stand es 1:0 für Bielefeld. Tim Jerat hatte nach einigem Durcheinander im Strafraum der Nürnberger aus 16 Metern getroffen. Die Heimmannschaft war präsenter, bissiger, besser. Die 12.705 auf der Alm war da, Nürnberg verunsichert, brachte in der Offensive nichts zustande.

Doch dann kam Feulner.

[]26. Minute: Feulner bekommt den Ball 21 Meter vor dem Tor, orientiert sich, nimmt Maß, zieht ab. Zong. Links unten. 1:1. Der Jubel: extrem ausgelassen.

[]35. Minute: Freistoß, halblinke Position, 24 Meter, Feulner orientiert sich, nimmt Maß, zieht ab. Zoong. Links oben. 2:1. Der Jubel ausgelassen.

[]39. Minute: Feulner bekommt den Ball 20 Meter vor dem Tor, orientiert sich, nimmt Maß, zieht ab. Zooong. Rechts oben. 3:1. Der Jubel routiniert.

Dieter Hecking zeigte sich nach dem Spiel verblüfft: "Wir haben doch noch gar kein Torschusstraining gemacht." Die drei satten Schüsse waren auch die einzigen Schüsse Feulners in der ersten Halbzeit, es waren die einzigen Torschüsse der Nürnberger. Sie reichten aus.

Sie reichten aus für - ein kleines - Fußballwunder. Für diese drei Tore, jedes für sich genommen ein Meisterwerk, brauchte Feulner gerade einmal 13 Minuten. In der vergangenen Saison spielte der 29-Jährige 20 Minuten für Dortmund. In der gesamten Saison.

Dieses Spiel ist seine Wiederauferstehung. Und es ist ein Versprechen auf die Zukunft. Denn Feulner soll beim Pokalsieger des Jahres 2007, zusammen zum Beispiel mit dem erst 21-jährigen Daniel Didavi, aus Stuttgart gekommen, das abgewanderte Mittelfeld-Duo Ilkay Gündogan (Dortmund) und Mehmet Ekici (Bremen) vergessen machen. Hohe Erwartungen an einen, der in den vergangenen beiden Jahren über den Status des ewigen Talents nicht mehr hinauskam.

Seine letzte wirklich gute Saison hatte Feulner, der in München ausgebildet wurde und schon 2003 mit den Bayern Meister geworden war (auch damals ohne viel Einsatzzeit), in seiner Zeit in Mainz, als der Techniker seine Spielmacher-Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte. In der Saison 2008/2009 war er mit sieben Toren und 13 Vorlagen als bester Mittelfeldspieler der Zweiten Liga von Mainz nach Dortmund gewechselt.

Daran will er jetzt anknüpfen. Das Spiel war nach seinem Hattrick jedenfalls entschieden, der Glaube der Arminia, die in der dritten Liga das erste Spiel schon wieder verloren hat, gebrochen. Der Slowake Robert Mak (65.) und der 1.94 Meter große Tscheche Tomáš Pekhart (72.) trafen noch per Kopf, Nürnberg kontrollierte das Spiel.

"Wir haben nur die erste Runde finanziell eingeplant, alles andere ist Zubrot", hatte der Nürnberger Sport-Vorstand Martin Bader vor dem Spiel erklärt. Für das Zubrot sorgte Feulner, der so seine Ablösesumme (Nürnberg hat nur 250.000 Euro an Dortmund überwiesen) also fast im Alleingang wieder einspielte. Er muss jetzt mit 29 Jahren beweisen, dass er mehr ist als ein Talent. Der Auftakt hat - zong - gesessen. Sein Trainer sagt: "Der Markus hat in den fünf Wochen bei uns gezeigt, dass er uns weiterhelfen kann. Aber er kann noch mehr, vor allem in den Zweikämpfen, was das Läuferische angeht, was das Pressing angeht." Auch das hat gesessen. Zoong.

Anmerkung der Redaktion: Ursprünglich war in diesem Text zu lesen, dass Róbert Mak vor dieser Saison von Manchester City nach Nürnberg gewechselt ist. Richtig ist allerdings, dass Mak schon seit dem Jahr 2010 in Nürnberg spielt. Wir haben den Fehler berichtigt. Mit Dank an den Leser 42cmj in den Kommentaren.

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