DFB-Pokal:Bayerns lässiger Ausflug in den Osten

FC Carl Zeiss Jena - Bayern München

Jubel in Jena: Die Bayern machten es sehr professionell.

(Foto: dpa)

Führung nach drei Minuten, Hattrick von Lewandowski, erstes Pflichtspieltor von Hummels: Der FC Bayern löst die erste Pokalaufgabe unter Trainer Ancelotti mit kleinen Hinguckern.

Von Benedikt Warmbrunn, Jena

Erfolg ist immer relativ. Wovon der eine lange erzählt, das hat der andere bald wieder vergessen, ein Erfolg kann ja zum Beispiel auch so aussehen: Angriff des deutschen Pokalsiegers, es schießt Franck Ribéry, es ist ein guter Schuss, aber dann schnellt die Hand von Raphael Koczor empor. Der Erfolgreiche in diesem Duell war der Torwart des FC Carl Zeiss Jena. Oder, noch ein Beispiel: Robert Lewandowski, der Torschützenkönig der vergangenen Saison in der Fußball-Bundesliga, schießt aus kürzester Distanz, schon oft hat er so getroffen, wieder schnellt die Hand von Koczor empor, wieder fliegt der Ball hoch in den schwarzen Himmel.

Es war ein erfolgreicher Abend für Koczor, 27, er wird noch lange erzählen können, wie er in vielen kleinen Duellen gegen Torschützenkönige, Europas Fußballer des Jahres und Weltmeister der Sieger war. Und es wird ihn kaum stören, dass seine Gegner in diesen vielen kleinen Duellen diesen Abend nicht allzu lange in Erinnerung behalten werden. Was für Koczor ein aufregender Pokal-Abend war, geriet für den FC Bayern zur Pflichtaufgabe. Der Pokalsieger gewann in Jena 5:0 (3:0), Häkchen dahinter. Nun kann der Ernst beginnen, am nächsten Freitag zum Bundesliga-Start daheim gegen Werder Bremen.

Die erste Runde im DFB-Pokal, das ist in jedem Jahr eine Begegnung der Kleinen mit den Großen, an diesem Abend in Jena war es das Treffen eines Kleinen, der vor einigen Jahrzehnten mal zu den Großen des ostdeutschen Fußballs zählte, mit dem Größten des Landes, dem Titelverteidiger in Pokal und Liga. Und dass sich Koczor, der Torwart des Kleinen, so oft auszeichnen durfte, war ein Beleg dafür, dass die Kräfteverhältnisse sich an diesem Abend nicht verschoben hatten. Die bessere Mannschaft war die des FC Bayern.

Jena lief und lief - auch dann noch, als die Spieler fast nur noch hinterher liefen

Aber sie traf auf einen Kleinen, der das machte, was die Kleinen im Pokal zu unangenehmen Gegner macht: Jena kämpfte, rannte, lief und lief und lief. Die Spieler liefen auch noch tapfer weiter, als sie fast nur noch hinterher liefen. Das Spiel des FC Bayern war zwar nicht frei von Fehlern an diesem Abend - im Gegenteil, gerade früh im Aufbau waren einige schlampige Zuspiele dabei. Kamen die Pässe aber präzise, und kamen sie schnell, dann war der FC Bayern sofort vor dem gegnerischen Tor.

Carlo Ancelotti, der neue Trainer der Bayern, war schon einmal in Jena gewesen. Als Spieler war er 1980 im Europapokal der Pokalsieger ausgeschieden, nach einem 3:0 im Hinspiel verlor sein AS Rom noch 0:4 in Jena. Vor dem Spiel sagte er über jenen Abend vor 36 Jahren: "Es gibt einige Niederlagen in einer Karriere, die sind unvergesslich."

Auf eine weitere dieser Niederlagen wollte Ancelotti unbedingt verzichten, er schonte zunächst lediglich Mats Hummels, der Innenverteidiger ist auch erst seit zwei Wochen im Training. Ansonsten ließ der Trainer die beste Elf spielen, die er zurzeit zur Verfügung hat - eine große Auswahl hat er ohnehin nicht: Er stellte einfach alle fitten Spieler auf. Arjen Robben, Douglas Costa, Jérôme Boateng, Kingsley Coman, Thiago, Xabi Alonso, Renato Sanches, acht potenzielle Kandidaten für die Startelf, fehlten am Freitag verletzt.

Irgendwo sind immer Lücken

Die Spieler, die Ancelotti noch hat, bereiteten ihrem Trainer früh einen Abend zum schnellen Abhaken. Es lief die dritte Minute, die Gäste spielten präzise nach vorne und sie spielten schnell nach vorne. Ribéry, Lewandowski, Müller, der Ball kam flott vor das Tor. Dann kippte Müller um, spitzelte den Ball aber zurück zu Lewandowski. Der schoss schnell und präzise, die Führung, da waren nicht einmal 180 Sekunden gespielt.

Dass es auf dem Ernst-Abbe-Sportfeld keine Sensation geben würde, war schnell geklärt. Und so konnten sich die Spieler des FC Bayern ganz auf ihre Routine verlassen. Geduldig suchten sie nach Lücken, die sie immer wieder auf den Außenbahnen fanden, über die sie sich dann weiter nach vorne spielten. Dabei profitierten sie davon, dass Jena sich nicht nur vor dem eigenen Tor einigelte, sondern eine Aufstellung wählte, die auch nach vorne alle Möglichkeiten lassen sollte. Vier Verteidiger warteten an der Strafraumkante auf die mitunter zügig nach vorne kombinierenden Bayern - in der Bundesliga waren es zuletzt oft fünf oder mehr.

Diese Räume ließ der FC Bayern nicht ungenutzt, und so konnte sich eben Jenas Torwart Koczor beweisen. Er parierte mit einer Hand gegen Müller (13.), gegen Ribéry (20.), gegen Lewandowski (31). Dann aber hatte Lewandowski wieder eine Chance aus kurzer Distanz, dieses Mal lupfte er den Ball über Koczor hinweg ins Tor (34.). Zwei Minuten vor der Pause traf er mit einem Flachschuss aus 17 Metern - Hattrick Lewandowski! Die weiteren Tore für die durchgehend routinierten Bayern erzielten Arturo Vidal (72.) - und mit seinem Premierentor für die Münchner der kurz nach der Pause eingewechselte Hummels (77.).

Jena wurde kaum gefährlich, FCB-Torwart Manuel Neuer musste in der 48. Minute erstmals ernsthaft eingreifen - und Manfred Starke kann jetzt noch lange erzählen, dass der beste Torwart der Welt seinen Freistoß erst im Nachfassen sicher hatte. Auch das war eine kleine Erfolgsgeschichte. Bei den Bayern gab's auch noch eine: Fabian Benko, 18, wurde erstmals in einem Pflichtspiel eingewechselt.

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