DFB-Pokal: Aachen - FC Bayern:Erfolgreich kaputtgespielt

Im ersten Spiel mit Philipp Lahm als Kapitän gewinnen die Bayern 4:0 bei Alemannia Aachen und erreichen locker das Pokal-Halbfinale. Trainer van Gaal glückt mit seiner Aufstellung wieder einmal ein Coup.

Normalerweise ist so ein Pokalspiel bei einem Zweitligaklub keine Aufgabe, vor der sich der FC Bayern fürchtet. Und an Aachen mögen die Münchner keine guten Erinnerungen haben, weil sie sich dort schon zweimal aus dem Wettbewerb verabschiedeten. Doch daran lag es nicht, dass die Bayern diesmal mit einer gewissen Anspannung an die holländische Grenze reisten.

DFB-Pokal - Alemannia Aachen - Bayern München

Köpfte zum 1:0: Mario Gomez (links).

(Foto: dpa)

Eine erneute Blamage hätte ihnen jedenfalls aus vielerlei Gründen großen Ärger eingebracht. Die Tabellenspitze der Bundesliga ist schließlich nur noch mit Uli Hoeneß' Fernglas auszumachen, zum anderen traten zuletzt wieder atmosphärische Spannungen um Trainer Louis van Gaal zutage. Und vor dem Viertelfinale in Aachen haben sie nun auch noch ihren Kapitän Mark van Bommel zum AC Mailand ziehen lassen.

Ein Pokal-K.o. war somit verboten, den Spannungen wären ja womöglich erste Kurzschlüsse gefolgt. Doch die Sicherungen der Bayern hielten am Mittwochabend auf dem ausverkauften Tivoli, 4:0 (1:0) gewannen sie verdient und souverän beim überforderten Zehnten der zweiten Liga - der Titelverteidiger steht erneut im Halbfinale.

Van Bommels Nachfolge hatte van Gaal vor dem Anpfiff geregelt, obwohl es da eigentlich nichts zu regeln gab: Philipp Lahm, wie im Nationalteam bislang Stellvertreter, erhielt erwartungsgemäß die Kapitänsbinde und wird sie künftig tragen, wie der Trainer bestätigte: "Lahm bleibt erster Kapitän und Bastian Schweinsteiger der zweite, aber sie werden das wieder zusammen machen."

Mit diesem Erlass überraschte van Gaal also nicht, dafür glückte ihm mit der Aufstellung mal wieder ein kleiner Coup. Denn vor die Abwehr stellte er diesmal Danijel Pranjic und Andreas Ottl, der somit van Bommels Rolle übernahm. Luiz Gustavo dagegen spielte erneut Linksverteidiger und Schweinsteiger hinter Mario Gomez. Diese Variationen waren neben Franck Ribérys Verletzung wohl auch der Erkältung Arjen Robbens geschuldet, der sich aufwärmte, aber nur als Wechselspieler vorgesehen war. Für den geschwächten Holländer erhielt Hamit Altintop eine Bewährungschance.

In dieser Konstellation gingen die Bayern daran, van Gaals Zielvorgabe zu erfüllen. "Wir müssen sie kaputtspielen", hatte er ausgegeben, womit der Trainer keineswegs zu Unfairness und rohem Spiel aufgerufen hatte. Konzentriert auf die Chance warten, die bekanntermaßen auf dem stürmischen Tivoli begeisterungsfähigen Hausherren mit Ballbesitz locken, so lautet auch diesmal sein Plan.

Allerdings tat die Alemannia dem Favoriten zunächst nicht den Gefallen, beim Saisonhöhepunkt euphorisch nach vorn zu spielen. Auch sie belauerte den Gegner, bei dem Ottl sehr sicher die Bälle verteilte und Lahm auf rechts mit dem stets unternehmungslustigen Thomas Müller viel in Bewegung war. Die erste Chance eröffnete sich dennoch Alemannias Torjäger Benjamin Auer, da Gustavo und Holger Badstuber nach einem Ballverlust unsortiert waren. Doch der Ball rauschte flach am Tor vorbei (21.).

"Harte Arbeit"

Eine Viertelstunde später hätten sich die Bayern über einen Elfmeterpfiff nicht beschweren können, Gustavo war ungeschickt gegen Auer eingestiegen. Ansonsten fragte man sich in Ermangelung weiterer Höhepunkte allmählich, ob van Bommel überhaupt Italienisch kann - da zeigten die Bayern doch noch einen konstruktiven Angriff, der sie sogleich in Führung brachte: Pranjic trieb den Ball durchs Mittelfeld und setzte links Altintop ein, der Gustavo einbezog; die schöne Flanke des brasilianischen Neuzugangs landete exakt auf der Stirn von Gomez, den die Aachen Innenverteidigung frei stehen und sicher zum 0:1 einköpfen ließ (36.).

Gomez erzielte damit bereits seinen 24. Pflichtspieltreffer. Dass van Gaal ihn einst nicht geschätzt haben soll, das muss eine arglistige Falschmeldung gewesen sein.

Die Aachener erstaunten trotz des Rückstands mit ihrer Zurückhaltung. Konnten sie nicht, oder trauten sie sich einfach nicht? Die Bayern dagegen besaßen weiter Chancen und spulten konzentriert ihr Pensum ab, Ottl, Müller, Altintop und Gomez verdienten sich Bestnoten.

Die Gastgeber legten ihren Respekt selten ab und brachten die Bayern-Deckung kaum in Gefahr. Torwart Thomas Kraft, zuvor bei einigen hohen Bällen "nicht immer sicher" wirkend, wie van Gaal recht offen kritisierte, konnte sich wenigstens einmal auszeichnen: Nach einer Ecke parierte er Feisthammels Kopfball aus kurzer Distanz (61.).

Letztlich erreichten die Bayern mit geringem Aufwand ihr Ziel. Robben durfte noch 18 Minuten mitmachen und bereitete gleich das 2:0 durch Müller vor, der dem guten Aachener Keeper David Hohs den Ball durch die Beine schob (75.). Erneut Müller (80.) sowie Robben (88.). erhöhten auf 4:0. "Das war harte Arbeit, wir hätten früher den Sack zumachen müssen", sagte Goalgetter Mario Gomez hinterher und grüßte ein letztes Mal van Bommel. Dessen Abschied sei "menschlich ein großer Verlust, aber wir werden das als Mannschaft kompensieren".

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