DFB-Pokal, 2. Runde:Märchen unterbrochen

Bundesliga-Tabellenführer Mainz scheidet mit einem blamablen 1:2 bei Zweitligist Alemannia Aachen aus dem Pokal aus. Der HSV geht in einer kuriosen Partie in Frankfurt mit 2:5 unter und ist ebenfalls raus.

In der Bundesliga die Überflieger, im DFB-Pokal ab sofort nur noch Zuschauer: Die Shootingstars des FSV Mainz 05 sind der zweiten Runde des Cup-Wettbewerbs an "Pokalschreck" Alemannia Aachen gescheitert und können sich künftig voll und ganz auf die bisher für sie so überragende Bundesliga-Saison konzentrieren. Die Mainzer verloren beim Zweitligisten nicht unverdient mit 1:2 (0:1) und kassierten damit erst die zweite Niederlage im elften Pflichtspiel der Saison.

DFB-Pokal - Alemannia Aachen - FSV Mainz 05

Mainz-Coach Thomas Tuchel wurde kurz vor Ende des Spiels auf die Tribüne verwiesen.

(Foto: dpa)

Der frühere Mainzer Benjamin Auer (26.) und Marco Höger (60.) hatten die Aachener, die in den letzten sechs Jahren unter anderem zweimal Rekordgewinner Bayern München im DFB-Pokal eliminiert und 2004 das Endspiel erreicht hatten, mit 2:0 in Führung. Die 05er kamen nur noch zum Anschlusstreffer durch den sechs Minuten zuvor eingewechselten Adam Szalai (68.). Der Mainzer Trainer Thomas Tuchel, der in der Endphase wegen Meckerns auf die Tribüne musste, gönnte mit Blick auf das Spitzenspiel am Sonntag gegen Borussia Dortmund Linksverteidiger Christian Fuchs und Szalai zunächst eine Verschnaufpause, bot ansonsten aber seine beste Formation auf. Somit auch den früheren Aachener Lewis Holtby, der seinen Ex-Klub im Stadionheft immer noch als "meine Liebe" bezeichnete, nach einer schwachen Leistung aber zur Pause in der Kabine bleiben musste.

"Wir werden aus dem Spiel die richtigen Lehren ziehen und es am Sonntag in Dortmund besser machen", sagte FSV-Manager Christian Heidel nach dem Match. Seiner Meinung nach hatte sein Team zu "locker und lässig" gespielt. Dem widersprach Andre Schürrle: "Wir hatte nicht die falsche Einstellung, sind aber überhaupt nicht ins Spiel gekommen." Aachens Trainer Peter Hyballa hatte Mainz als Wunschlos bezeichnet - und zwar lange, bevor der Höhenflug der Rheinhessen absehbar war. Der Coach wünschte sich das Duell der beiden jüngsten Trainer im deutschen Profi-Fußball, weil er 2009 im A-Jugend-Finale mit Borussia Dortmund gegen die von Tuchel trainierten Mainzer seine nach eigener Aussage bitterste Niederlage hatte hinnehmen müssen.

Duell der jungen Trainer

Von einer Revanche wollte der Alemannia-Coach nach dem Abpfiff aber nichts wissen:"Das war nicht Hyballa gegen Tuchel, das war Aachen gegen Mainz, die derzeit beste Mannschaft der Bundesliga. Meine Jungens haben sich den Sieg verdient."

Nach langweiligen ersten 20 Minuten wirkte vor 25.657 Zuschauern ein gefährlicher Schuss von Andreas Ivanschitz als Weckruf. Vor allem für die Aachener, die nun ganz starke zehn Minuten hatten. Zunächst scheiterte Auer nach einem groben Schnitzer von Routinier Miroslav Karhan mit einem Lupfer an 05-Keeper Christian Wetklo (25. ), wenige Sekunden später gelang dem Ex-Mainzer dann doch die Führung. Nach einer schönen Hereingabe von Tolgay Arslan ließ Auer Wetklo aus abseitsverdächtiger Position keine Abwehrchance. Nur langsam erholten sich die Mainzer von dem Schock, doch nach einer halben Stunde hatte das Tuchel-Team großes Pech: Einem Treffer von Sami Allagui verweigerte Schiedsrichter Peter Gagelmann zu Unrecht die Anerkennung. Nach dem Wechsel war der Bundesliga-Tabellenführer bemüht, den Druck zu erhöhen, war nun aber anfällig in der Defensive.

Zunächst parierte Wetklo einen Volleyschuss von Zoltan Stieber glänzend (50. ), dann setzte der Ungar nach einem Stellungsfehler von Nikolce Noveski den Ball auf die Latte (59.). Nun spielte sich Aachen in einen kleinen Rausch. Höger gelang mit einem unhaltbaren 22-m-Schuss das 2:0, Stieber verfehlte nur um Zentimeter die endgültige Entscheidung (61.). Dies rächte sich, Szalai brachte die Rheinhessen nach einer schönen Flanke von Schürrle noch einmal heran. Beste Spieler bei der Alemannia waren Höger und Stieber, bei den Mainzern hinterließen Schürrle und Wetklo noch den besten Eindruck.

Frankfurt fliegt ins Achtelfinale

Eintracht Frankfurt hat seine derzeit blendende Form auch im DFB-Pokal unter Beweis gestellt und durch einen 5:2 (3:1)-Erfolg gegen den Hamburger SV das Achtelfinale erreicht. Die in der Fußball-Bundesliga seit vier Spielen unbesiegten Hessen revanchierten sich damit am Mittwochabend für die Niederlage vom 2. Spieltag, als sie den Hanseaten 1:3 unterlegen waren. Caio (13. Minute), Theofanis Gekas (21., 45.) und Halil Altintop (87., Foulelfmeter) trafen vor 39.400 Zuschauern in der Commerzbank- Arena für die Gastgeber, die zudem von einem Eigentor von Mladen Petric profitierten (65.).

Michael Skibbe

Im Aufwind: Eintracht Frankfurt steht nach dem 5:2 gegen den HSV in der nächsten Runde des Pokals.

(Foto: AP)

Der kroatische Angreifer traf auch zweimal für den HSV (23., 66.), bei dem der erkrankte Chefcoach Armin Veh von Co-Trainer Michael Oenning vertreten wurde. "So darf man sich nicht präsentieren. Wir haben uns die Dinger ja fast selbst reingehauen", schimpfte HSV-Sportchef Bastian Reinhardt. Eintracht-Torschütze Altintop dagegen war happy: "Das war ein verdienter Sieg. Wenn wir daran anknüpfen, ist für uns viel möglich." Die Eintracht startete furios. Bereits in der fünften Minute hatte Gekas die Führung für die Hausherren auf dem Fuß, zögerte allein vor Jaroslav Drobny aber zu lange, so dass der Ersatzmann des verletzten HSV-Stammkeepers Frank Rost klären konnte.

Denkwürdiges Spiel für Petric

Acht Minuten später war Drobny aber machtlos. Der erst kurz zuvor für den angeschlagenen Alexander Meier eingewechselte Caio zog aus rund 25 Metern ab und traf zum 1:0. Die Hamburger, die auf den verletzten Torjäger Ruud van Nistelrooy verzichten mussten, fanden auch danach nicht ins Spiel. Stattdessen erhöhte Gekas in der 21. Minute nach mustergültiger Flanke von Altintop auf 2:0. Erst danach wurden die Gäste wach. Nach einer Unachtsamkeit in der Frankfurter Abwehr gelang Petric der Anschlusstreffer, danach trafen sowohl der kroatische Stürmer (32.) als auch Jonathan Pitroipa (42.) nur den Pfosten.

Dies rächte sich unmittelbar vor dem Pausenpfiff, als erneut Gekas den alten Zwei- Tore-Abstand wieder herstellte. Nach dem Seitenwechsel wurde der HSV offensiver. Nationalspieler Piotr Trochowski scheiterte jedoch am gut reagierenden Oka Nikolov im Frankfurter Tor (56.). Auf der Gegenseite unterlief Petric nach Freistoß von Georgios Tzavellas per Kopf ein Eigentor zum 1:4. Zwar machte der Kroate diesen Lapsus im Gegenzug postwendend wieder wett und verkürzte auf 2:4, zu mehr reichte es für die Norddeutschen aber nicht mehr. Altintop erhöhte stattdessen kurz vor Schluss sogar noch vom Elfmeterpunkt.

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