DFB-Pokal: 1. Runde:Ausnahmezustand in Meuselwitz

Der ZFC Meuselwitz baut Zusatztribünen, Siebtligist FC Teningen hofft gegen Schalke auf den nächsten großen Pokal-Moment, Dynamo Berlin erinnert sich an die Flucht von DDR-Fußballer Lutz Eigendorf. Und Eintracht Braunschweig? Will natürlich den FC Bayern besiegen.

Die Pokal-Vorschau in Bildern.

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VfL Osnabrueck v 1860 Muenchen - 2. Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Der ZFC Meuselwitz baut Zusatztribünen, Siebtligist FC Teningen hofft gegen Schalke auf den nächsten großen Pokal-Moment, Dynamo Berlin erinnert sich an die Flucht von DDR-Fußballer Lutz Eigendorf. Und Eintracht Braunschweig? Will natürlich den FC Bayern besiegen. Die Pokal-Vorschau in Bildern.

Texte: Carsten Eberts und Kamil Kowalcze

Wer im Duell zwischen Drittligist VfL Osnabrück (oben im Bild Flamur Kastrati) und 1860 München (im Bild Gabor Kiraly) die Favoritenrolle trägt, ist gar nicht so einfach. Vor allem im DFB-Pokal: Die Osnabrücker sind äußerst Pokal-erprobt, erreichten vor zwei Jahren mit Siegen gegen den Hamburger SV und Borussia Dortmund sogar das Viertelfinale. Und 1860? Der Traditionsklub war im Pokal zuletzt eher unerfolgreich, mit einer Zweitrundenpleite beim 1. FC Köln (2010) und dem Achtelfinal-Aus gegen Schalke 04 (2009). Immerhin, in dieser Woche konnte sich 1860 in Ruhe auf das Pokalspiel vorbereiten: keine Rücktritte, keine Rücktrittsdrohungen, noch nicht mal neue Millionenlöcher. Ob es Investor Hasan Ismaik jedoch zur Partie nach Osnabrück schafft, ist eher ungewiss.

VfL Osnabrück - 1860 München (Freitag, 20.30 Uhr)

DFB-Pokal - Germania Windeck - Bayern München

Quelle: dpa

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Im Grunde kann Germania Windeck die Einnahmen aus dem DFB-Pokal mittlerweile fest im Jahresetat einplanen. Seit drei Jahren bekommt der Fünftligist in schöner Regelmäßigkeit die dicksten Kaliber zugelost: Schalke 04 im Jahr 2009, den FC Bayern (im Bild Miroslav Klose) eine Saison später. Gewinnen konnte Windeck freilich noch nie, auch nicht annähernd, aber was macht das schon. In diesem Jahr ist der Gegner auch nur unwesentlich weniger klangvoll: 1899 Hoffenheim. Die Einnahmen aus diesem Spiel können die Mannen aus dem Osten des Rhein-Sieg-Kreises mal wieder gut gebrauchen: Sie mussten zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen sogar auf den Aufstieg in die Regionalliga verzichten - und gehen von der NRW-Liga sogar in die Mittelrheinliga zurück.

Germania Windeck - 1899 Hoffenheim (Sonntag,16 Uhr)

ZFC Meuselwitz Stadion

Quelle: imago sportfotodienst

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Sie versuchen alles beim ZFC Meuselwitz, wirklich alles, um dieses Pokalspiel groß zu präsentieren. Seit Tagen läuft auf der Vereinshomepage ein Countdown zum großen Spiel, untermalt mit der heroischen Vereinshymne ("Olé-olé, für unseren ZFC"). Dank Zusatztribünen erwartet der Regionalligist aus dem ostthüringischen Altenburger Land mehr als 10.000 Zuschauer, in einem Stadion, dass sich selbstverständlich "Arena" nennt. Größer geht es nicht. Im vergangenen Jahr unterlag das Team von Trainer Holm bereits knapp dem 1. FC Köln (0:2), diesmal gegen Hertha BSC soll es noch besser laufen. "Da wird Ausnahmezustand herrschen", glaubt Kapitän Karsten Oswald. Ausnahmezustand in Meuselwitz.

ZFC Meuselwitz - Hertha BSC Berlin (Sonntag, 16 Uhr)

DFB-Pokal - FC Schalke 04

Quelle: dpa

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Es war eine kleine Sternstunde der ARD-Pokalberichterstattung. Der Sender hatte sich den beschaulichen Ort Teningen für seine Übertragung auserwählt; dort spielt der FC Teningen, ein Siebtligist, der sich für die erste Hauptrunde des DFB-Pokal qualifiziert hatte. An Bierbänken saßen einfache Vereinsmitglieder, sie tranken Bier aus Humpen, dann das erste Los: der FC Teningen. Ungläubige Blicke. Dann das zweite Los, die Übertragung verzögert kurz, dann der Blick auf die Vereinsmitglieder an den Bierbänken: Schalke 04, der Titelverteidiger. Was für ein Geschrei, was für ein Getümmel, bärtige Männer lagen sich in den Armen, die kurzzeitig sogar ihre Bierhumpen vergaßen. Vereinsvorstand Thomas Hodel stammelte die Worte "Überragend" und "Weltklasse" ins Mikrofon. Am Sonntag zieht Teningen gar nach Freiburg um, ins große Stadion des Bundesligisten. Und hofft, zumindest heimlich, auf den nächsten großen Pokalmoment.

FC Teningen -  FC Schalke 04 (Sonntag, 17.30 Uhr)

Fußball: Lutz Eigendorf

Quelle: DPA

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Dieses Spiel hat eine besondere Geschichte: Vor 32 Jahren spielte der BFC Dynamo Berlin schon einmal gegen den 1. FC Kaiserslautern, es war jene Partie, die der damalige DDR-Auswahlspieler Lutz Eigendorf (im Bild) für seine Flucht in den Westen auserkoren hatte. "Es gab damals über mehrere Kanäle Kontakt zu Eigendorf. Auch Leute vom 1. FC Kaiserslautern halfen ihm", erinnert sich etwa Hans-Peter Briegel, damaliger FCK-Spieler. Lauterns Geschäftsführer Norbert Thines versteckte Eigendorf in seinem Haus im Pfälzer Wald, hinter der Mauer kochten die Stasi-Größen vor Wut. Eigendorfs Flucht war geglückt, doch sie nahm kein gutes Ende: 1983 starb er bei einem Autounfall, es gibt viele Anzeichen, dass die Stasi ihre Finger mit im Spiel hatte. Am Samstag spielt der BFC Dynamo Berlin, heute Fünftligist, wieder gegen den FCK. Fluchtgefahr dürfte diesmal jedoch nicht bestehen.

BFC Dynamo - 1. FC Kaiserslautern (Samstag, 15.30 Uhr)

Hannover 96 - Olympique Lyon

Quelle: dpa

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Früher, hach früher, da war Anker Wismar eine richtige Talentschmiede. Von 1946 bis 1950 stand schließlich Fritz Laband, der Weltmeister von 1954, im Kader der Hanseaten, ebenso wie Alfred Zulkowski, der später mit Vorwärts Berlin viermal DDR-Meister wurde. Auch Carsten Jancker zählt zu den großen Söhnen der späteren TSG Wismar, der mit sieben Jahren hier seine Karriere begann. Spätestens nach Jancker ging es jedoch bergab: Der nordwestmecklenburgische Verein musste einige Neugründungen, Umbenennungen und Fusionen über sich ergehen lassen. Nun, am kommenden Sonntag, feiert Anker Wismar den Beginn erfolgreicherer Zeiten: Hannover 96 kommt (rechts im Bild Stürmer Mohammed Abdellaoue), das Spiel wurde sogar in die Lohmühle nach Lübeck verlegt. Hannovers Coach Mirko Slomka bemerkte dazu: "Ostseeküste, Sommerferien, viele Touristen - wird gar nicht so leicht, ein Hotel für die Mannschaft zu bekommen."

Anker Wismar - Hannover 96 (Sonntag, 14.30 Uhr)

Alemannia Aachen v Eintracht Braunschweig - 2. Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Diesen Klub als krassen Außenseiter zu bezeichnen, mutet mit Blick auf die Zweitligatabelle natürlich komisch an: Eintracht Braunschweig ist Tabellenführer, damit automatisch Aufstiegsfavorit und selbstverständlich künftiger Erstligist. Wer fürchtet sich da also vor dem FC Bayern? Weit von solch überbordender Euphorie ist das niedersächsische Städtchen Braunschweig tatsächlich nicht entfernt. Braunschweig flippt völlig aus, der Klub hätte sein Stadion wohl mehrfach füllen können. Schließlich qualifizierte sich Braunschweig in den vergangenen Jahren häufiger für die zweite Liga, stieg jedoch immer wieder ab. Und jetzt dieses große Spiel. Eintracht-Stürmer Dennis Kruppke sagt gar: "Er ist möglich, wenn wir einen sensationellen Tag haben und die Bayern einen etwas schlechteren. Wenn man sie schlagen kann, dann sicherlich am Anfang der Saison." Die Bayern kommen bekanntlich ohne Arjen Robben und Franck Ribéry.

Eintracht Braunschweig - FC Bayern (Montag, 20.30 Uhr)

© sueddeutsche.de/ebc
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