DFB-Team:Löws Malheur

  • Bundestrainer Joachim Löw verpasst die EM-Qualifikatinsspiele gegen Weißrussland und Estland. Vertreten wird er von seinem Assistenten Marcus Sorg.
  • Er hat sich bei einem Sportunfall verletzt, bei dem eine Arterie gequetscht wurde.
  • In den bald 13 Jahren als Cheftrainer mit 173 Einsätzen hat Löw lediglich ein Spiel versäumt.

Von Philipp Selldorf, Köln

Dem Bundestrainer Joachim Löw ist es im Allgemeinen nicht recht, wenn persönliche Dinge in der Öffentlichkeit verhandelt werden. Diesmal aber kam er nicht umhin, einen kurzen Blick in das Privatleben zuzulassen, denn das Publikum ist es zwar gewohnt, dass sich Fußballer wegen Verletzungen vor einem Spiel abmelden. Nicht alltäglich ist es hingegen, wenn sich drei Tage vor dem Sammelappell zur Vorbereitung auf die nächste Runde in der EM-Qualifikation der Bundestrainer selbst abmeldet. Nach amtlicher Begründung wird Löw infolge eines Sportunfalls fehlen, ein Bericht der Bild, dass sich dieser Unfall beim Muskel-Training ereignete, wird beim DFB weder dementiert noch bestätigt - an dieser Stelle fängt es an, privat zu werden.

Das Malheur trug sich offenbar schon vor einigen Wochen zu, ihm sei eine Hantel auf den Brustkorb gefallen, heißt es. Löw, der in den vergangenen Jahren eine Vorliebe für Fitnessstudios entwickelt hat, nahm die Sache nicht allzu ernst. Am vorigen Wochenende war er in Berlin zu Gast beim Pokalfinale und absolvierte auch die ersten Medientermine im Hinblick auf die Spiele am Samstag in einer Woche in Weißrussland und drei Tage später in Mainz gegen Estland, bei denen ihn nun sein Assistent Marcus Sorg vertreten wird. Im Zuge einer weiteren Untersuchung ergab sich dann der Befund, dass bei dem Unfall eine Arterie gequetscht wurde. Die Ärzte in Freiburg hielten einen stationären Aufenthalt für notwendig und gaben dem Patienten den dringenden Ratschlag, sich für ein paar Tage aus dem Betrieb zu verabschieden. Für Mutmaßungen, die über die offizielle Darstellung hinausgehen, gebe es keinen Grund, wird beim DFB mit allem denkbaren Nachdruck versichert.

Löw hat bisher nur ein Spiel versäumt

In den bald 13 Jahren als Cheftrainer mit 173 Einsätzen hat Löw lediglich ein Spiel versäumt, 2008 während der Europameisterschaft, als ihn das Sportgericht der Uefa für eine Partie sperrte. Auch damals war es ein ungewöhnlicher Fall. Löw wurde bestraft, weil er sich mit seinem österreichischen Kollegen Josef Hickersberger gestritten haben sollte - dabei hatten sich die beiden Männer jederzeit bestens verstanden. Trotzdem musste Löw eine Loge im Stadion beziehen, als sein Team im Viertelfinale unter der Aufsicht von Hansi Flick gegen Portugal gewann. Immerhin konnte er dort rauchen, was ihm auf der Trainerbank versagt worden wäre.

Auch jetzt glaubt man bei der Nationalmannschaft, für ein paar Tage ohne Löw zurechtzukommen. Die Planungen seien abgeschlossen, die Trainingseinheiten durchorganisiert, heißt es, und Sorg gilt als sehr selbständig. Sicher werde es mit Löw Kontakt geben, aber keine Standleitung. Auch Torwarttrainer Andreas Köpke soll den Radius seiner üblichen Tätigkeit erweitern. Dabei bietet dieses Treffen des Nationalteams ausnahmsweise Gelegenheit zur angewandten Facharbeit. Während sonst die Zeit immer nur für ein, zwei Lektionen auf dem Übungsplatz reicht, wird Sorg diesmal ein kleines Trainingslager leiten dürfen. In der niederländischen Stadt Venlo sollen sich die Spieler zwei Wochen nach Ligaschluss wieder auf den nötigen Stand bringen. Den Ort an der Grenze haben die DFB-Planer im Hinblick auf ein Fan-Fest mit Publikumstraining in Aachen gewählt, weil es in Mönchengladbach und Düsseldorf keinen Platz mehr für die Nationalelf gab. So hilft nun der Nachbar aus.

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