DFB-Kader:"5ANE" spielt für "ORAXLER"

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Hummels oder "HUMMEL5"? Die Schrift auf den DFB-Trikots, laut Ausrüster futuristisch, sorgt für Diskussionen. (Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Bundestrainer Joachim Löw plant im Spiel gegen Brasilien, seine Startelf auf fünf Positionen zu ändern.

Leroy Sané hat das Glück, dass er es schon im Alter von 22 Jahren als Fußballer zu überdurchschnittlicher Prominenz geschafft hat. Sané spielt für Manchester City, einen der angesagtesten Klubs der Welt, seine Sprints mit Ball am Fuß sind in zahlreichen Videos dokumentiert, er ziert Poster und Werbeplakate, er hat auch schon zehn Mal für Deutschland gespielt. Deshalb ist das Risiko gering, dass ihn niemand erkennen wird, wenn er am Dienstag gegen Brasilien von Beginn an sein elftes Länderspiel bestreiten wird. Es macht nichts, dass der Name auf seinem Trikot nahezu unlesbar sein wird. Über der Nummer 19 auf seinem Rücken wird "5ANE" stehen. Oder so etwas ähnliches.

Nach sportlichen Kriterien gab es zwar auf hohem Niveau auch hie und da etwas zu bemängeln nach dem ansehnlichen 1:1 im Test gegen Spanien, "Chancenverwertung, Passspiel, wir müssen zielstrebiger zum Tor spielen und auch besser zusammenarbeiten, das Umschalten muss auch besser werden", hatte Jérôme Boateng aufgezählt. Härter war allerdings die Stilkritik ausgefallen. Die Nationalelf war im grünen Ausweichtrikot aufgelaufen, für das sich Ausrüster Adidas eine Typografie überlegt hat, die laut Konzernangaben futuristisch aussehen und von kubistischen Häuserblöcken aus der Vogelperspektive inspiriert sein soll. In der Praxis ist sie vor allem schwer zu entziffern, Hummels liest sich wie "HUMMEL5", Özil wie "Ö2IL", Draxler wie "DRAHLER" oder: "ORAXLER". Ein Kommunikationsdesigner sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Trikotbeschriftungen müssen im Stadion aus Entfernungen über 100 Meter lesbar sein, diese hier ist es nicht einmal aus zwei Metern." Ein Typograf sagte im FAZ-Interview: "Am Ende ist das nur eckige Scheiße."

Es ist davon auszugehen, dass Bundestrainer Joachim Löw bei der Wahl der Aufstellung trotz der großen Aufregung von derartigen Problemen unbehelligt ist, denn er selbst trägt natürlich einen Anzug ohne Schriftzug, und er erkennt seine Spieler, ohne ihnen auf den Rücken zu schauen. Löw weiß, dass sich etwa Marvin Plattenhardt auf der Linksverteidigerposition noch mal beweisen sollte, nachdem er ihn am Freitag gemeinsam mit Jonas Hector gelobt hatte: Plattenhardt und Hector seien "die ersten beiden Kandidaten" auf der linken Abwehrseite, sagte Löw. Seit Wochen galt dort ja auch immer wieder mal der Augsburger Philipp Max, der beste Torvorbereiter der Bundesliga, als Kandidat. Plattenhardt wird im Stadion seines Klubs Hertha BSC gegen Brasilien anstelle von Hector beginnen. "Ich möchte mich weiter empfehlen und beweisen", sagte er.

Neben der Aufstellung Sanés, der Draxler als Linksaußen ersetzt, hat sich Löw außerdem bereits auf einen Startelf-Einsatz von Ilkay Gündogan festgelegt, der für Sami Khedira spielen könnte. Khedira, der gegen Spanien wegen Rückenproblemen ausgewechselt worden war, absolvierte am Sonntag nur eine Laufeinheit. Emre Can ist wegen Rückenproblemen bereits abgereist. Auch Thomas Müller und Özil bekommen eine Pause, sodass sich mindestens fünf Änderungen in der Startelf ergeben.

Deutschland trifft zum ersten Mal seit dem berühmten 7:1 im WM-Halbfinale 2014 auf Brasilien. Doch von einer möglichen Revanche will niemand sprechen, "es ist nur ein Freundschaftsspiel", sagte Gündogan, und Brasilien sei "nicht mehr vergleichbar mit dem Team von damals". Deutschland ist das allerdings auch kaum - damals spielten sie in beliebten schwarz-rot gestreiften Ausweichtrikots.

© SZ vom 26.03.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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