DFB:So darf es nicht weitergehen

DFB-President Reinhard Grindel Steps Down After German Media Reported On Financial Irregularities

In einer Krise: Der Deutsche Fußball-Bund.

(Foto: Alexander Scheuber/Bongarts/Getty)

Die drei letzten Präsidenten konnten ihre Amtszeit nicht sauber zu Ende bringen, das Vertrauen in den Verband ist rekordverdächtig niedrig. Der Deutsche Fußball-Bund braucht eine neue Struktur - und eine neue Mentalität.

Kommentar von Johannes Aumüller

Es ist ein in Teilen ulkiges Stadium, in dem sich die Präsidentensuche beim Deutschen Fußball-Bund gerade befindet. Täglich gibt es neue Vorschläge, wer für den zurückgetretenen Reinhard Grindel übernehmen könnte; und es fielen schon die Namen so vieler Funktionäre, Ex-Fußballer und Politiker, dass eigentlich nur Felix Magath, Peter Neururer und das Nationalelf-Maskottchen Paule bislang noch nicht als potenzielle Kandidaten gehandelt worden sind. Zugleich aber teilen täglich diverse der Vorgeschlagenen öffentlich oder vertraulich mit, auf gar keinen Fall Präsident werden zu wollen. (Wobei es noch unklar ist, wie sich Magath, Neururer oder Paule zu dieser Frage äußern würden).

Das heitere Namenraten wird noch eine Weile anhalten. Erst die Struktur, dann das Personal - das ist die Losung, der gerade alle im DFB maßgeblichen Personen zu folgen versuchen. Es ist zwar kein guter Ausweis für den Zustand des deutschen Fußballs und seines Funktionärswesens, wenn ad hoc kein präsidiabler Kandidat vorgestellt werden kann. Zudem ist auch klar, dass mancher, der gerade die Erst-die-Struktur-dann-das-Personal-Losung ausgibt, sich eifrig Gedanken über die eigene Position in einem renovierten Verbandsgebilde macht.

Aber richtig ist in jedem Fall, dass es in dem Verband nicht einfach so weitergehen kann wie bisher und nur wieder ein Präsident den anderen ersetzt. Die drei letzten Verbandschefs konnten ihre Amtszeit nicht sauber zu Ende bringen: Theo Zwanziger trat 2012 nach internen Streitigkeiten ab, Wolfgang Niersbach 2015 im Zuge des Sommermärchen-Skandals, und diese Woche folgte Reinhard Grindel, der über diverse Fehltritte stolperte, insbesondere über eine Vergütungsaffäre und eine Uhr, die er von einem zwielichtigen ukrainischen Kollegen annahm.

Die Präsidentschaft zum Hauptamt zu machen allein reicht nicht

Das Vertrauen in den Verband ist auf einem rekordverdächtigen Niedrig-Level angelangt. Daher ist es richtig, über Strukturfragen zu debattieren. In seiner aktuellen Form ist der DFB ein schwieriges Konstrukt und der Präsident jemand mit einem sehr breiten Aufgaben-Portfolio. Der Verband ist ein riesiges Wirtschaftsunternehmen mit einem Umsatz von mehr als 300 Millionen Euro, zudem auch erster Ansprechpartner von mehr als sieben Millionen Freizeitkickern. Und zwischendrin entscheidet er auch noch, ob Joachim Löw Bundestrainer bleibt.

Eine oft formulierte Forderung ist jetzt, dass die Präsidentschaft nicht mehr wie bisher ein (formales) Ehrenamt sein soll, sondern ein Hauptamt. Das wäre zwar insofern richtig, als es für die Entlohnung einer derart zeitintensiven Tätigkeit keine verzwickten Konstruktionen bräuchte wie bei Grindel, sondern es eine klarere Form geben könnte. Doch es wäre auch falsch, sich auf diese Frage zu versteifen. Es muss sich schon einiges mehr tun - zumal es gehörigen Druck von außen gibt, weil die Finanzbehörden das DFB-Gebaren kritisch sehen.

Strukturreform - so etwas klingt immer toll. Man darf gespannt sein, was dabei herauskommt. Denn schon im Vorjahr gab es eine "Strukturreform" beim DFB, die sich auf die Arbeit von externen McKinsey-Beratern stützte und einen siebenstelligen Betrag kostete. Seitdem zofften sich Liga- und Amateurvertreter heftig über Fragen wie zum Beispiel die Installation eines Aufsichtsrates. Warum sollten sie sich jetzt plötzlich einigen?

Dabei darf bei allen berechtigten Debatten über die Struktur nicht vergessen werden, dass der DFB etwas Anderes ebenso dringend braucht: einen Wechsel in der Mentalität. Das betrifft nicht nur die offenkundig vorherrschende Mitnahmekultur in den Spitzengremien, sondern zum Beispiel auch die immense Kluft zwischen der Top-Ebene des deutschen Fußballs und der Basis. Diese Kluft ist nämlich so groß wie selten zuvor.

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