Süddeutsche Zeitung

DFB-Fußballerinnen im WM-Halbfinale:Und dann hält Nadine Angerer

Lesezeit: 2 min

Dramatisches WM-Viertelfinale in Montreal: Deutschlands Fußballerinnen stehen gegen Frankreich kurz vor dem Aus - doch dann retten sie sich in die Verlängerung. Im Elfmeterschießen macht DFB-Torhüterin Nadine Angerer den Unterschied.

Von Kathrin Steinbichler, Montreal

Die deutsche Frauenfußball-Nationalelf ist durch ein 5:4 nach Elfmeterschießen (1:1, 0:0) gegen Frankreich ins Halbfinale der WM eingezogen. Nadine Angerer hielt den fünften und letzten Schuss der Französin Claire Lavogez.

In Montréal, der französischsprachigen Millionenmetropole im Osten von Kanada, war klar, dass die Mehrheit der 24 859 Zuschauer unter dem geschlossenen Hallendach des Stade Olympique für die Französinnen schreien würde. Die Deutschen aber hatten vor, sich davon nicht einschüchtern, sondern motivieren zu lassen: "Es ist auch mal ganz cool, wenn das ganze Stadion gegen einen ist", hatte Offensivspielerin Alexandra Popp vorab gesagt, und Mittelfeldspielerin Simone Laudehr ergänzte: "Umso schöner ist es, wenn man ein Tor schießt und es leiser wird."

Zu Beginn aber waren es gleich die Französinnen, die für eine Schrecksekunde sorgten: Die schnelle Elodie Thomis ließ nach 50 Sekunden Innenverteidigerin Annike Krahn stehen und passte auf Louisa Necib, die aber schoss aus 13 Metern links neben das Tor.

Die deutsche Elf, die in der Innenverteidigung mit Babett Peter statt der gelbgesperrten Saskia Bartusiak auflief, kam lange nicht zurecht mit dem Tempospiel der Französinnen. Während die Equipe im Mittelfeld mit schnellem Umschaltspiel für Überzahlsituationen sorgte und die Deutschen so zu weiten Pässen zwang, bekam Deutschland keine Ordnung in sein Spiel. In der 15. Minute kam Laudehr erstmals zu einer Flanke, doch Celia Sasic setzte ihren Kopfball über das Tor. In der 38. Minute musste Torhüterin Nadine Angerer dann das erste Mal ihre ganze Klasse zeigen, als sie einen Schuss von Necib gerade noch zur Ecke abwehren konnte. Frankreich zeigte also den Sturmlauf, den bis dahin die deutsche Mannschaft im Turnierverlauf aufs Feld gebracht hatte.

Für die zweite Halbzeit kam Dzsenifer Marozsan für die gelbverwarnte Anja Mittag, die 23-Jährige sollte das offensive Mittelfeld verstärken. In der 50. Minute bediente sie Sasic, die nun auch ein erstes Mal Sarah Bouhaddi im Tor der Französinnen in Verlegenheit brachte. Kurz darauf war Bouhaddi gefragt, als sie einen schönen Freistoß von Marozsan zur Ecke klärte (58.). In der 64. Minute aber war es dann Louisa Necib, die zum 1:0 für Frankreich traf: Peter wehrte einen Pass in die Mitte ab, wo Necib den Ball aufnahm - ihr Schuss wurde von Krahn unhaltbar abgefälscht. Deutschland kam danach nach einer Ecke zur Ausgleichschance, doch Laudehr verfehlte um Zentimeter (72.).

Als sich viele schon auf eine Niederlage nach 90 Minuten eingestellt hatten, deutete die kanadische Schiedsrichterin Carol Anne Chenard auf den Punkt: Frankreichs Amel Majri hatte ein Zuspiel von Leonie Maier an die Hand bekommen, Sasic verwandelte sicher zum 1:1-Ausgleich (84.). Das Spiel ging erst in die Verlängerung, dann ins Elfmeterschießen.

Bundestrainerin Neid hatte erwartet, "dass es sehr viel auf die Tagesform ankommen wird". Und die war an diesem Freitag bei den Deutschen besser. Zumindest in den letzten Sekunden, im Elfmeterschießen.

Im Halbfinale wartet jetzt die USA. Die Amerikanerinnen gewannen ihr Viertelfinale gegen China glanzlos mit 1:0. Das Duell der zweimaligen Weltmeister wird am Dienstag (Mittwoch, 1.00 MESZ) in Montréal ausgetragen. Den Siegtreffer in Ottawa erzielte Kapitänin Carli Lloyd (51.) in ihrem 200. Länderspiel.

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Quelle:
SZ vom 27.06.2015
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