DFB-Frauen:Der Versuch, ein Momentum zu transportieren

DFB-Frauen: Training in der Sonne: Deutschlands Fußballfrauen starten unter besten Bedingungen ins neue Jahr, in dem im Sommer die WM ansteht.

Training in der Sonne: Deutschlands Fußballfrauen starten unter besten Bedingungen ins neue Jahr, in dem im Sommer die WM ansteht.

(Foto: Eibner/Memmler/Imago)

Das deutsche Nationalteam startet gegen Schweden ins WM-Jahr. Ziel ist es, an die erfolgreiche EM anzuknüpfen. Zur Strategie von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gehört ein Testspiel, dessen Ausgang geheim bleibt.

Von Anna Dreher, Duisburg

Am Dienstag beginnt für das deutsche Nationalteam gegen Schweden das Länderspieljahr. Die Frage, wie es in ebendieses gestartet ist, kann sich das Team im Grunde schon beantworten. Die Öffentlichkeit weiß von der Antwort nur noch nicht, sie durfte beim Start nicht zusehen. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat die vergangenen Tage mit ihren Spielerinnen im spanischen Marbella verbracht, Training unter Palmen sozusagen, um sich nach der langen Pause seit der Partie gegen die USA Mitte November wieder gemeinsam und konzentriert auf die nächsten Aufgaben vorzubereiten.

Unmittelbar lautet eine davon: beim offiziellen Auftakt in Duisburg (18.15 Uhr, ZDF) vor mehr als 18 000 Zuschauern, darunter Bundeskanzler Olaf Scholz, gegen den Dauerrivalen Schweden zu gewinnen. Grundsätzlich aber gibt es 2023 eine einzige, alles dominierende Herausforderung: die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland von 20. Juli bis 20. August.

Als Vorbereitung darauf sah das Programm im Marbella Football Center auch eine Partie gegen Irland vor, zweimal eine halbe Stunde, einmal 45 Minuten. Beide Verbände vereinbarten, weder Ergebnis noch Torschützinnen oder gar die Aufstellung bekannt zu geben, insofern darf munter spekuliert werden: Freute sich die Bundestrainerin über einen Sieg? War sie überrascht angesichts eines Remis? Oder sauer über eine Niederlage? Das verriet Voss-Tecklenburg nicht, sie bilanzierte "wir sind sehr zufrieden heute, dass alles so gut geklappt hat". Das dürfte vor allem für die in dieser Partie gesetzten Prioritäten gelten: "Wir haben auch taktisch etwas ausprobiert. Es war uns wichtig, dass wir dort Bilder haben zur Vorbereitung, nicht nur auf das Schweden-Spiel, sondern vor allen Dingen zur langfristigen Weiterentwicklung."

Das Selbstvertrauen ist so groß, dass der dritte WM-Titel als Ziel gilt

Vor einem Jahr wusste um diese Jahreszeit niemand so richtig, wie die Deutschen international einzuordnen sind. Auf Olympiagold 2016 folgte Ernüchterung statt Erfolg. Aber dann meldete sich das Nationalteam mit dem Einzug ins Finale der Europameisterschaft 2022 derart eindrucksvoll auf der großen Bühne zurück, dass es bei der WM zu den Titelkandidaten, vielleicht sogar Favoriten gezählt werden kann. Das weiß seit November auch der amtierende Weltmeister USA, der eines von zwei Testspielen gegen die DFB-Frauen verlor, erstmals seit 19 Jahren.

DFB-Frauen: Fokus auf das WM-Jahr: Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg will die taktische Flexibilität ihres Teams weiterentwickeln.

Fokus auf das WM-Jahr: Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg will die taktische Flexibilität ihres Teams weiterentwickeln.

(Foto: Michael Memmler/dpa)

"Wir als Mannschaft haben uns während der EM gefunden", sagte Alexandra Popp, "daran wollen wir anknüpfen und den Flow, den Hype mitnehmen, um unsere eigenen Stärken weiterzuentwickeln - und um es bei der WM ein My besser zu machen." Das Selbstvertrauen ist nun so groß, dass die Kapitänin, ihre Mitspielerinnen und auch die Bundestrainerin nicht ausschließen, dass ihre Weiterentwicklung zum dritten WM-Titel nach 2003 und 2007 führen könnte. "Es war nicht zu übersehen, dass wir während des Turnieres etwas Magisches kreiert haben", sagte Felicitas Rauch. "Wir sind den nächsten Schritt gegangen und befinden uns seitdem auch untereinander auf einer anderen Ebene."

Aber wie gut lässt sich "etwas Magisches" bewahren? Wie transportiert man ein Momentum möglichst unfallfrei von einem Turnier zum nächsten? Voss-Tecklenburg griff auch auf Bewährtes zurück, im Winter hat sich die 55-Jährige ein paar Tage mit ihrem Trainer-Team in den Schwarzwald zurückgezogen, um an einem gemeinsamen Plan zu tüfteln. Ein Teil der Mitreisenden war schon beim ersten Ausflug dieser Art 2022 dabei, für manche war es die Premiere. Die Assistenztrainer Patrik Grolimund und Thomas Nörenberg haben das Team verlassen, der frühere U19-Juniorinnentrainer Michael Urbansky und Julius Balsmeier als Athletiktrainer gehören neu dazu.

In Marbella nun, so viel verrieten die Fußballerinnen auf Pressekonferenzen, wurde viel an taktischer Flexibilität gearbeitet. Voss-Tecklenburg möchte, dass ihr Team noch torgefährlicher und überraschender wird, außerdem soll während einer Partie besser in ein anderes System gewechselt werden, um für den Gegner weniger berechenbar zu sein. Womöglich wird gegen Schweden bereits getestet, wie gut das geklappt hat.

An diesen Gegner haben die deutschen Nationalspielerinnen zwar unangenehme Erinnerungen. Bei der WM 2019, Voss-Tecklenburgs erstes Turnier als Bundestrainerin, verloren sie im Viertelfinale gegen Schweden. Aber das war weit vor der EM 2022.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusInterview mit Philipp Lahm
:"Geld bekommen die Spieler mehr als genug"

Der ehemalige Kapitän Philipp Lahm fordert die deutschen Nationalspieler zu mehr Identifikation auf, von den Teamverantwortlichen verlangt er klarere Führung. Die Heim-EM 2024 will er als Turnierdirektor nutzen, um ein Zeichen für Demokratie zu setzen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: