DFB-Frauen:Leupolz sagt ab

Germany Women v Chile Women - International Friendly

Melanie Leupolz.

(Foto: Daniel Kopatsch/Getty Images)

Die Kapitänin des FC Bayern München wird beim Qualifikationsauftakt zur Fußball-EM nach einem Schlag aufs Knie fehlen.

Von Anna Dreher

Auf dem Foto steigt Melanie Leupolz aus einem Flugzeug aus, sie hievt ihren Koffer die Treppe zur Landebahn hinab und blickt in die Ferne. Vor ihr läuft lächelnd und mit dem Handy filmend Torhüterin Laura Benkarth, beide im Trainingsoutfit der deutschen Fußballnationalmannschaft der Frauen. Der blaue Himmel hat von den Wolken ein dynamisches Muster verpasst bekommen, alles sieht nach Aufbruch aus. Das Bild, das die Kapitänin des FC Bayern München am Montag für diese Mitteilung auf ihren Kanälen bei den sozialen Netzwerken gewählt hat, passt grundsätzlich also gut - auf Leupolz selbst bezogen allerdings nur mit Abstrichen.

Seit diesem Dienstag weilt die Nationalmannschaft in Kassel, um sich auf das erste Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft 2021 in England vorzubereiten. Leupolz ist zwar wie alle anderen Nominierten nach Hessen gereist - wird als Vorsichtsmaßnahme nach einer am Freitagabend gegen den 1. FFC Frankfurt erlittenen Verletzung gegen Montenegro und am 3. September in der Ukraine allerdings nicht mitspielen. "Leider kann ich aufgrund eines Schlages aufs Knie die EM Quali-Spiele nicht mitbestreiten", schreibt die 25-Jährige: "Alles aber halb so wild! Deshalb werde ich auch nach der WM-Analyse abreisen und im Verein arbeiten". Für sie rückt Sandra Starke vom SC Freiburg nach. Die meisten Spielerinnen im Kader reisen aber auch so aus München an: Benkarth, Kathrin Hendrich, Verena Schwers und Lina Magull standen schon vor der Weltmeisterschaft diesen Sommer beim FC Bayern unter Vertrag - Carolin Simon (Olympique Lyon), Giulia Gwinn (Freiburg) und Linda Dallmann (SGS Essen) kamen danach dazu.

Montenegro ist am Samstag (12.30 Uhr, ARD) ein Gegner, über den der einen oder anderen Spielerin womöglich die Floskel rausrutscht, man dürfe ihn nicht unterschätzen. Auf der Rangliste des Fußballweltverbandes Fifa ist Montenegro von insgesamt 158 Nationen auf Platz 98 gelistet. Deutschland rangiert hinter dem Weltmeister USA auf Platz zwei. Für das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gibt es nichts zu unterschätzen: Montenegro ist der ideale Gegner in einem Spiel, mit dem nicht nur die EM-Qualifikation beginnt - sondern auch die Selbstfindung in einer Umbruchphase weitergeht, die mit dem Rücktritt von Silvia Neid als Bundestrainerin im Sommer 2016 begann und für deren dringende Bewältigung das WM-Aus im Viertelfinale gegen Schweden weitere Argumente lieferte.

Als Voss-Tecklenburg, seit November 2018 im Amt, die WM analysierte, sprach sie auch davon, dass es ausgeprägtere Hierarchien, mehr Mut und Führungsstärke brauche. Und, dass sie erwarte, dass die Spielerinnen von sich aus Kritik üben - um bei der Analyse mit dem Team am Dienstag in Kassel gemeinsam zu einem Ergebnis zu kommen. Sportlich wird Melanie Leupolz zunächst nicht am erhofften Aufbruch mithelfen. Dass sich die Teilnahme der wichtigen Führungsspielerin aufs Verbale beschränkt, wird aber erstmal ohnehin wichtiger sein. Zumindest gegen die Nummer 98 der Welt.

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