DFB-Frauen in der Einzelkritik:Wo ist die Eistonne?

Bis auf Annike Krahn hecheln alle deutschen Spielerinnen den flinken Französinnen lange aussichtslos hinterher. Doch sie rennen einfach weiter. Und haben Celia Sasic, für die Elfmeterschießen "doch ganz einfach" ist. Die DFB-Frauen in der Einzelkritik.

Von Frank Hellmann, Montréal

1 / 14

Nadine Angerer

Frauen-WM Deutschland - Frankreich

Quelle: Carmen Jaspersen/dpa

Wie bitte macht der Freigeist unter der Latte das bloß? Hält in entscheidenden Momenten fast alle Elfmeter. 2007 im WM-Finale gegen Brasilien, 2013 im EM-Endspiel gegen Norwegen, nun den letzten Strafstoß gegen Frankreich. Diesmal wehrte die Kapitänin mit dem Knie den fünften Schuss von Claire Lavogez ab. Wie sagte die 36-Jährige: "Ich hatte das Gefühl, dass sie Angst hat." Abgesehen von dieser Parade: Stark ihre Reaktion gegen den verdeckten Drehschuss von Louisa Necib (38.). Resolut im Strafraum. Zu Recht Spielerin des Spiels.

2 / 14

Leonie Maier

Frauen-WM Deutschland - Frankreich

Quelle: Carmen Jaspersen/dpa

Hatte große Probleme auf ihrer rechten Seite, dem bevorzugten Aufenthaltsort der großartigen Französin Necib. Kam gerade in der ersten Halbzeit kaum in die Zweikämpfe, verteidigte deshalb kurzzeitig auf links. Biss sich aber unverdrossen in ihre Aufgaben und unterließ auch die Vorstöße nach vorne nicht. Mit Erfolg: Ihr Flankenversuch führte zum Handspiel von Amel Majri, das den Elfmeter zum 1:1 brachte.

3 / 14

Annike Krahn

528452917

Quelle: Franck Fife/AFP

Heimliche Matchwinnerin. Gewann 100 Zweikämpfe und Kopfballduelle - warf sich in jeden Ball und jeden Schuss. Die Abwehrchefin, die ohne ihre Partnerin Saskia Bartusiak auskommen musste, hatte Glück, dass ihr Fehler in der ersten Minute von Necib nicht bestraft wurde. Steigerte sich mit jeder Minute. Selten passte das Bild vom "Turm in der Schlacht" besser. Dass ihr Aufbauspiel fast nur aus langen Bällen besteht, ist bekannt.

4 / 14

Babett Peter

Soccer: Women's World Cup-France at Germany

Quelle: Eric Bolte/USA Today Sports

Kam für Bartusiak in die Startelf. Hatte in der ersten Halbzeit sichtlich Mühe mit dem kombinationswütigen Gegner. Zumal vorne Marie Laure Delie und Eugenie Le Sommer gerne die Position tauschten. Die Verteidigerin des VfL Wolfsburg war dann stark, wenn sie ins direkte Duell ging. Insgesamt nicht so präsent wie Kollegin Krahn. Muss im Halbfinale wohl wieder auf die Bank.

5 / 14

Tabea Kemme

Soccer: Women's World Cup-France at Germany

Quelle: Eric Bolte/USA Today Sports

Sie sah auf der linken Seite häufig der flinken Elodie Thomis nur hinterher. Stand nicht gut, kam nicht in die Zweikämpfe. Aber es spricht für den Tausendsassa von Turbine Potsdam - die 23-Jährige versucht sich noch in Bungeejumping und Wakeboarden - nie locker zu lassen. Ihre Energie, jeden Zweikampf zu führen, als sei es der letzte, ist bemerkenswert.

6 / 14

Lena Goeßling

Germany v France: Quarter Final - FIFA Women's World Cup 2015

Quelle: Francois Laplante/AFP

Stapfte später mit einem breiten Grinsen durch die Interviezone. "Ich bin einfach nur erleichtert, dass wir bis zum Ende hierbleiben können." Sie hatte die undankbare Aufgabe, das Zentrum zu verdichten. Was nicht gelingen konnte, weil die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen nicht stimmten. Positiv: zeigte unermüdlichen Einsatz. Negativ: leistete sich zu viele Ballverluste. Kassierte Gelb. Machte später Platz für Melanie Behringer.

7 / 14

Melanie Leupolz

Germany v France: Quarter Final - FIFA Women's World Cup 2015

Quelle: Dennis Grombkowski/Getty Images

Befand sich im gleichen Dilemma wie Goeßling. Wurde anfangs oft überspielt, häufig auch überlaufen. Ihre strategischen Fähigkeiten waren nicht zu sehen. Hinterher sagte die 21-Jährige, gegen die "beste Mannschaft der Welt" gespielt zu haben. Als ihre Mannschaft kompakter stand, steigerte auch sie sich. Bis zum Schluss dann sehr ordentlich.

8 / 14

Simone Laudehr

528452917

Quelle: Franck Fife/AFP

Wo bitte ist die Eistonne? Da gehört die Dauerläuferin aus Regensburg hin. Spulte wieder ein riesiges Pensum auf der rechten Seite ab, langte ordentlich hin. Laudehr ist halt nach eigener Aussage ein Kampfschwein. So eine brauchte es über 120 Minuten, um den spielerisch besseren Widerpart zu bekämpften.

9 / 14

Alexandra Popp

Germany v France: Quarter Final - FIFA Women's World Cup 2015

Quelle: Dennis Grombkowski/Getty Images

Fand merkwürdigerweise nicht in diese Partie. Verlor zu viele Bälle und auch zahlreiche Zweikämpfe. In der Luft fast ohne Wirkung. Wollte eigentlich diesmal zum Abschluss kommen, aber davon war die Fußballerin des Jahres weit entfernt. Bemerkenswert - wie bei allen anderen - der Einsatz, sich gegen die fußballerische Unterlegenheit zu wehren. Half mit, die linke Seite dicht zu machen. Ging nach 70 Minuten.

10 / 14

Anja Mittag

528452917

Quelle: Franck Fife/AFP

Es war nicht der Tag der 30-Jährigen. Teilweise gar nicht im Spiel. Die Pressing-Situationen, die gegen Schweden noch so gut geklappt hatten, gelangen nicht. Mittag wollte ihre künftigen Mitspielerinnen von Paris Saint- Germain gewiss nicht schonen, wie ihr mit Gelb bestraftes Foulspiel bewies, aber zu oft kam sie einen Schritt zu spät. Nur ein harmloser Torschuss. Blieb zur Pause in der Kabine.

11 / 14

Celia Sasic

528452917

Quelle: Franck Fife/AFP

Wäre ja gelacht gewesen, wenn die Torjägerin sich selbst den 27. Geburtstag vermiest hätte. Verwandelte erst den Elfmeter in der regulären Spielzeit zum 1:1, schoss dann beim Elfmeterschießen einfach cool in dieselbe Ecke zum 5:4. "Hinlegen, reinschießen - ist doch ganz einfach", sagte die bald vereinslose Stürmerin hinterher. Hatte ansonsten in 120 Minuten nur eine Mini-Chance. Gegen Wendie Renard im Kopfball ansonsten hoffnungslos unterlegen, weil einen Kopf zu klein.

12 / 14

Dzsenifer Marozsan

Germany v France: Quarter Final - FIFA Women's World Cup 2015

Quelle: Dennis Grombkowski/Getty Images

Eine verrückte Geschickte: Kam zur Halbzeit, knickte beim allerletzten deutschen Torschuss in der Verlängerung böse auf dem Kunstrasen um. Wieder war ihr lädiertes Band im linken Knöchel betroffen, das sie schon um das erste WM-Spiel gebracht hatte. Lag minutenlang auf dem Kunstrasen. Dann kam Lena Goeßling nach Abpfiff angerannt und fragte, ob sie sich einen Elfmeter zutraue. Sagte ganz laut Ja. Nahm kurz Anlauf und traf. "Ich wollte unbedingt schießen." Ging ja auch gut.

13 / 14

Sara Daebritz

Frauen-WM Deutschland - Training

Quelle: Carmen Jaspersen/dpa

Kannte das krude Olympiastadion von Montreal schon von der U 20-WM, wo ebenfalls Frankreich bezwungen wurde. Ging deshalb nach ihrer Einwechslung keck ans Werk. Ohne Respekt vor den namhaften Gegenspielerinnen. Muss aber noch einiges lernen.

14 / 14

Melanie Behringer

Germany v France: Quarter Final - FIFA Women's World Cup 2015

Quelle: Francois Laplante/AFP

Sollte den Jungen Hilfestellung geben. Und mit ihren Standards für Gefahr sorgen. Hielt sich meist im Zentrum auf und versuchte den einfachen Pass zu spielen. In manchen Szenen nicht mehr dynamisch genug.

© Süddeutsche.de
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: