DFB-Frauen im WM-Halbfinale:Strahlen im richtigen Moment

Lesezeit: 3 Min.

  • Im WM-Halbfinale gegen die USA treffen die DFB-Frauen in dieser Nacht auf einen hochmotivierten Gegner.
  • Die Amerikanerinnen wollen wieder die Nummer eins im Frauenfußball werden.
  • Bundestrainerin Silvia Neid gibt sich vor dem Duell zuversichtlich.
  • Hier geht's zum Spielplan der Frauen-WM.

Von Kathrin Steinbichler, Montréal

Die Scheinwerfer im Bauch des Stade Olympique von Montréal strahlen Richtung Podium. So hell, dass die Spielerinnen bei der Pressekonferenz nichts anderes sehen als - blendende Lichtkegel. Die Journalisten, die ihnen in dichten Reihen gegenübersitzen, sehen sie nicht, sie ahnen sie nur. Aber Alex Morgan macht es nichts aus, in ein Nichts zu sehen, die US-Nationalstürmerin ist es gewohnt, im Scheinwerferlicht zu stehen.

Auf wie neben dem Fußballplatz. Vor diesem Halbfinale gegen Deutschland in der Nacht zu Mittwoch (1 Uhr/Liveticker auf SZ.de) gibt es für Morgan allerdings nur das, was nach dem Anpfiff 100 Meter weiter draußen im Stadion passieren wird. "Das ist ein Spiel, auf das wir uns seit langem vorbereiten", sagte Morgan in einer letzten öffentlichen Ansprache vor der Begegnung. "All die Arbeit und das Training der vergangenen Jahre kommen jetzt auf den Punkt. Es wird ein großartiges Spiel."

Zweimal konnten die USA bislang den WM-Titel gewinnen, auch Deutschland durfte bereits zweimal jubeln. Dass es jetzt in diesem Halbfinale der Frauenfußball-Weltmeisterschaft in Kanada zum Aufeinandertreffen des Ersten (Deutschland) und des Zweiten der Weltrangliste (USA) kommt, ist für Morgan mit nichts zu vergleichen, das sie zuvor erlebt hat. "Nummer eins gegen Nummer zwei, es ist eigentlich ein Finale", sagt die 25-Jährige, "und es wird ein großer Kampf." Und natürlich, sagt Morgan, "wollen wir wieder die Nummer eins werden".

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In den USA zählen nun einmal nur erste Plätze, auch Silvia Neid weiß das. Deshalb schmunzelt die Bundestrainerin, wenn sie von der Weltrangliste spricht. "Ich weiß, dass die USA gern die Nummer eins sein wollen, die können es gar nicht verknusen, dass wir das gerade sind", meinte Neid. Sie würde die Weltrangliste umstandslos hergeben für einen WM-Titel, doch das eine ist bei dieser WM mit dem anderen verknüpft: Nur der Sieger aus dem Duell der Hochkaräter zieht ins Endspiel von Vancouver ein, der Verlierer muss in Edmonton um Platz drei spielen. "Es ist schön, dass wir so viele Städte hier kennenlernen", meinte Neid dazu, "aber nach Edmonton muss ich nicht unbedingt."

Seit Montagabend hat die deutsche Elf auch wieder Hoffnung, dass Dzsenifer Marozsán mithelfen kann, den Finaleinzug zu schaffen. Die 24-jährige Mittelfeldspielerin hat sich im Viertelfinale gegen Frankreich erneut eine Bänderverletzung im lädierten linken Knöchel zugezogen, sie hat Schmerzen und musste die vergangenen Tage intensiv behandelt werden. Beim Abschlusstraining im Stade Olympique von Montréal aber konnte sie mittrainieren. "Es hat sich weiter verbessert. Aber wir können jetzt noch nicht sagen, ob sie spielen kann", meinte Neid zu den Einsatzchancen der Feintechnikerin.

Der Rest des deutschen Kaders ist gesund, der Fitnesszustand aber bleibt nach der Erschöpfung aus dem Frankreich-Spiel mit das größte Fragezeichen. "Nach dem Viertelfinale mussten wir uns erst einmal erholen", gestand Stürmerin Alexandra Popp, "aber jetzt kann es wieder losgehen, wir wollen spielen." Das Schlimmste sei deshalb jetzt, auf das Duell dieser beiden weltbesten Teams warten zu müssen: "Jetzt geht's um die Wurst", meinte Popp, "wir können es kaum erwarten und hoffen, dass der lange Tag rumgeht."

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Gleich mehrmals, erzählte Alex Morgan, habe die US-Mannschaft sich das Video vom Frankreich-Spiel der Deutschen angesehen, die USA sind also gewarnt vom unermüdlichen Siegeswillen des Gegner - und sie gehen davon aus, ihn brechen zu können. "Dieses Spiel wird ein großer Test für uns", sagte US-Trainerin Jill Ellis, "aber ich denke, wir haben die Spielerinnen dafür." Silvia Neid hat ihrerseits schon eine klare Vorstellung davon, wie die Partie verlaufen soll. "Wir wollen mutig nach vorne spielen und mit einem guten Auftakt gleich einen Eindruck hinterlassen bei den US-Damen."

In Kanada hat Deutschland bereits Eindruck hinterlassen: Mehr als 45.000 Karten sind verkauft für das Spiel, "es werden Unmengen Amerikaner ins Stadion kommen", vermutete Neid, aber "wir haben eine positive Erwartung". Bislang lief es in Montréal ganz gut für die deutsche Elf, bislang aber hat US-Torhüterin Hope Solo auch nur ein einziges Gegentor im Turnier hinnehmen müssen. "Na, da wird es Zeit, dass sie noch eines bekommt", meint Neid und grinst. Die Scheinwerfer unten auf dem Spielfeld blenden nicht, sie leuchten jeden Spielzug und jeden Zweikampf unerbittlich aus. "Wir werden uns vor nichts scheuen", versichert Neid.

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