Der Deutsche Fußball-Bund geht mit mäßigen Chancen in die für ihn wichtigste sportpolitische Wahl des Jahres. Am Freitag vergibt der Weltverband Fifa auf seinem Kongress in Bangkok die Weltmeisterschaft der Frauen 2027, für die Deutschland in einer gemeinschaftlichen Bewerbung mit Belgien und den Niederlanden kandidiert. "Wir sind sehr selbstbewusst und glauben, dass wir eine ausgezeichnete Bewerbung vorgelegt haben", sagte DFB-Chef Bernd Neuendorf kurz vor der Vergabe. Tatsächlich aber sind Deutschland & Co. nur Außenseiter im Duell mit dem einzigen verbliebenen Gegenspieler - Brasilien.
Dies bekamen die Werber in der vergangenen Woche auch in klaren Bewertungen mitgeteilt. In den veröffentlichten Prüfberichten der Fifa schnitt bei der Punktevergabe Brasilien (4,0) deutlich besser ab als das westeuropäische Trio (3,7). Bei Deutschland werteten die Inspektoren insbesondere die vertraglichen Bedingungen und die Situation der Stadien negativ. Brasilien kann zudem damit werben, dass es die erste Frauen-WM auf dem südamerikanischen Kontinent überhaupt wäre. Aber vor allem gilt der Fifa-Patron Gianni Infantino weder als Fan des selbstbewussten Europa generell - noch als Fan der Deutschen speziell.
Eine Niederlage am Freitag allerdings dürfte dem DFB die Möglichkeit einer Heim-WM für viele Jahre verbauen. Denn bis vor wenigen Wochen gab es für das 2027er-Turnier noch einen dritten, bis dahin favorisierten Kandidaten: die USA. Nur wäre mit diesem Zuschlag wohl zu offensichtlich geworden, dass dies für Infantino - der auch in den USA lebt und gerade einen gewichtigen Teil des Fifa-Betriebs dorthin umsiedelt - das dritte Heim-Event in Serie gewesen wäre, nach der Klub-WM 2025 und der Männer-WM 2026. Das hätte schlecht ausgesehen. Nun peilen die US-Freunde den Zuschlag für 2031 an. Dass sie ihn erhalten werden, gilt Insidern auf den Fifa-Fluren bereits als ausgemachter Deal. Bei einer Niederlage am Freitag also dürfte die Veranstaltungstür für Deutschlands Fußballerinnen mindestens bis 2035 geschlossen sein.