DFB:Fast 250 000 Euro für Keller

Der Deutsche Fußballbund (DFB) erhöht die Vergütung für seine Spitzenkräfte aus dem Präsidium. Die neue Regelung gilt rückwirkend ab dem vergangenen Oktober.

Von Johannes Aumüller

Als Fritz Keller am Freitag nach Berlin kam, wirkte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wie der Überbringer einer guten Nachricht. Denn da gab Keller bekannt, dass die Hauptstadt bis 2025 Ausrichter des Pokalfinales bleibe. Zwischendurch waren auch mal andere Gedankenspiele kolportiert worden, aber nun versicherte der DFB intensiv, wie schön er den Jahresabschluss in Berlin finde. "Das deutsche Wembley" sei das.

Ein paar Stunden zuvor war Keller selbst Empfänger einer guten Nachricht gewesen. Da berichtete der vor einem Dreivierteljahr eingesetzte Vergütungsausschuss im Präsidium, dass er neue Regeln für die Besoldung der DFB-Spitzenkräfte gefunden habe - und die fällt deutlich höher aus als bisher.

Präsident Keller bekommt pro Jahr 246 000 Euro, Schatzmeister Stephan Osnabrügge 166 800 Euro und Amateur-Vizepräsident Rainer Koch 144 000 Euro. Für Vize Peter Peters als Vertreter der Liga sind 78 000 Euro vorgesehen und für Liga-Chef Christian Seifert 63 600 Euro. Die anderen Präsidialen erhalten 51 600 Euro und können zudem einen Verdienstausfall beantragen. Die Vergütung des hauptamtlichen Generalsekretärs Friedrich Curtius wird nicht genannt. "Es muss heute selbstverständlich sein, auch finanziell transparent zu sein", sagte Keller. Er sieht dies als einen Schritt, um Vertrauen zurückgewinnen zu können.

Die Regel gilt rückwirkend zum 1. Oktober. Bisher betrug die Aufwandsentschädigung für den Präsidenten 86 400 Euro und für alle anderen Präsidialen 43 200 Euro. Allerdings konnte jeder Funktionär einen Verdienstausfall in gleicher Höhe beantragen. Kellers Vorgänger Reinhard Grindel saß zudem im Vorstand von Europas Fußball-Union (Uefa) und Weltverband (Fifa) und erhielt dort jeweils nochmal um die 200 000 Euro. Künftig sollen für DFB-Funktionäre mit internationalen Top-Jobs Deckelungen gelten. Wenn die Gesamtvergütung eines Präsidialen 246 000 Euro übersteigt, werde die DFB-Aufwandsentschädigung entsprechend gekürzt, heißt es. Im Moment sitzt für den DFB Vize Koch im Uefa-Vorstand.

Zeitgleich präsentierte der DFB am Freitag den Finanzbericht fürs Jahr 2019, in dem es einen Gewinn von 19,5 Millionen Euro gab. Das wird im laufenden Jahr wegen der Corona-Folgen anders sein. Schatzmeister Stephan Osnabrügge plant mit einem Szenario, in dem der DFB mit einem Minus von zirka 16 Millionen Euro rechnen muss. "Mit blauen Flecken, aber gesund" würde der DFB dann aus dem Jahr gehen, so Osnabrügge. Sollten wegen der Entwicklung der Pandemie weitere Länderspiele ausfallen, könnte das Defizit aber größer werden.

Ein bemerkenswerter Punkt in den Abrechnungen 2019 und 2020 wäre das Honorar, das der DFB für die Firma Esecon ausgibt. Die kümmert sich seit Mai 2019 um Ungereimtheiten im Verhältnis zum Vermarkter Infront und eine Generalinventur. Am Freitag enthüllte die SZ, dass es dabei fragwürdige Ermittlungsmethoden gibt: Ein Beratungsmandat für einen offenbar befangenen Sportmarketingexperten, und einen freizügigen Umgang mit Zeugenaussagen. Zur Frage, ob dies dem DFB bekannt gewesen sei, wollte Osnabrügge nichts sagen, und auch zum Honorar für die Beraterfirma macht der DFB keine Angaben. Obwohl Präsident Keller einmal mehr hervorhob, dass es heute "selbstverständlich" sein müsse, auch finanziell transparent zu sein.

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