DFB-Elf in der Einzelkritik:Reus wirft Bonbons vom Fasnachtswagen11. Juni 2019, 22:51 UhrMarco Reus trifft wunderschön, Serge Gnabry fühlt sich alt - und Joshua Kimmich ist plötzlich eine Statue. Die DFB-Elf in der Einzelkritik.Von Lisa Sonnabend, Mainz1 / 14Manuel NeuerQuelle: dpaNach seiner tänzerischen Dribbeleinlage gegen Weißrussland hatte Teamkollege Joshua Kimmich befunden, dass Neuer "auch auf der Sechs oder etwas weiter vorn spielen könnte". Wurde im Aufstellungsbogen dennoch auch diesmal als Torwart geführt. Erst Sekunden vor dem Halbzeitpfiff durfte er endlich auch einmal einen recht harmlosen Ball fangen, in der zweiten Halbzeit noch ein paar Mal. Wagte schließlich doch wieder einen Ausflug zur Eckfahne, diesmal musste er aber nicht all seine Dribbelkünste zeigen. Das 88. Länderspiel des Manuel Neuer ging irgendwie an Manuel Neuer vorbei.2 / 14Thilo KehrerQuelle: AFPDürfte sich etwas gewundert haben, dass er als Stammspieler von Paris Saint-Germain bis nach Borissow gereist war, um dann auf der Ersatzbank Platz zu nehmen. Diesmal spielte der rechte Außenverteidiger von Beginn an, war aber meist weit vorne nahe der Strafraumgrenze zu finden. Leitete zahlreiche Angriffe ein, das erste Tor bereitete der 22-Jährige mit einer feinen Flanke auf Marco Reus vor. Joachim Löw dürfte sich zu Hause in Freiburg durchaus zufrieden ein paar Notizen gemacht haben.3 / 14Niklas SüleQuelle: Bongarts/Getty ImagesAls das Heeresmusikkorps Koblenz die Nationalhymne anstimmte, stand er unbeweglich da wie eine viel zu lang geratene Mainzer Kümmelstange. Verwandelte sich nach Anpfiff wieder in den - trotz 1,95 Meter Körpergröße - äußerst flinken Abwehrchef der DFB-Elf. Musste in der ersten Halbzeit jedoch nur einmal richtig losflitzen, um Sergei Zenjov einzufangen. Hätte sich mit Matthias Ginter einen Schoppen aufs Spielfeld bringen lassen können.4 / 14Matthias GinterQuelle: dpaHätte sich vor Anpfiff eine große Portion Pfälzer Saumagen und dazu einen Schoppen genehmigen können, hatte an diesem Abend nämlich kaum etwas zu tun. Trabte mal vor, mal zurück. Passte mal vor, mal zur Seite. Ab und an nahm er einem Gegner den Ball ab. War in Gedanken wahrscheinlich schon im Urlaub. Aber das störte niemanden.5 / 14Nico SchulzQuelle: dpaHatte zu Beginn etwas Mühe mit dem Kurzpassspiel der DFB-Elf, einige Schüsse feuerte er mit zuviel Wucht ab. Fand sich danach gut zurecht und bereitete den zweiten Treffer vor. Die meisten Angriffe liefen dennoch über die rechte Seite. Musste nach der Halbzeit in der Kabine bleiben. Was aber nicht unbedingt an Nico Schulz, sondern an der hohen Führung lag.6 / 14Leon GoretzkaQuelle: REUTERSProfitierte davon, dass Ersatzbundestrainer Marcus Sorg mit einer Viererkette spielen ließ, so war für ihn wieder ein Platz frei im Mittelfeld. Spielte gewohnt umsichtig, leitete zahlreiche Angriffe ein und sah zu, wie eine wunderschöne Kimmich-Flanke auf seinem Kopf landete und von dort ins Tor sprang. Hob zum Dank Kimmich in die Luft, als wäre dieser eine Statue.7 / 14Joshua KimmichQuelle: AFPHält nach Partien seinen Kollegen gerne ausufernde Vorträge, als wäre er Professor an der Johannes-Gutenberg-Universität. Diesmal wird er nach dem Spiel nur Positives berichten. Was auch an ihm selbst lag. Fand immer eine Lücke, auch wenn er elf Esten vor sich hatte, bereitete das 3:0 mit einer sanften Flanke auf den Kopf von Leon Goretzka vor und war trotz der hohen Führung konzentriert und motiviert wie ein Student bei der Masterprüfung.8 / 14İlkay GündoğanQuelle: Bongarts/Getty ImagesWurde ohne Pfiffe begrüßt und dankte dies dem Publikum mit einer sehenswerten Vorstellung. Bereitete die beiden ersten Treffer mit gefühlvollen Vorlagen vor, in der 26. Minute trat er an zum Elfmeter - und auch der gelang ihm an diesem Abend. Hatte nach 52 Minuten genug geleistet. Der verletzte Toni Kroos dürfte diesen glanzvollen Auftritt aufmerksam verfolgt haben.9 / 14Marco ReusQuelle: Bongarts/Getty ImagesEr sei in "fantastischer Verfassung", hatte Ersatzbundestrainer seinen einzigen Ü-30-Feldspieler am Pfingstwochenende gelobt. Tatsächlich hatte Reus eine außergewöhnliche Saison gespielt und die beendete er mit einer außergewöhnlichen Leistung. Mit der linken Fußspitze schob er den Ball zur Führung ein, bei einem Freistoß aus 20 Metern segelte der Ball gezielt ins Tor - wie ein Bonbon vom Fasnachtswagen in eine Kinderhand. In der 65. Minute wurde er ausgewechselt, eine außergewöhnliche Saison endete. Die Zuschauer in Mainz erhoben sich.10 / 14Serge GnabryQuelle: Bongarts/Getty ImagesKommt sich ein bisschen alt vor. "Es fühlt sich an, als wäre es eine U21 hier", hatte er nach dem Weißrusslandspiel über die DFB-Elf nach dem Umbruch gesagt. Doch schon den Anstoß führte er - trotz seiner 23 Jahre - mit viel Spritzigkeit aus. Wenig später verfehlte er mit einem Hackentrick nur knapp das Tor. In der 17. Minute traf er, als er nach einer Schulz-Flanke mit seiner linken Fußspitze zur Stelle war. In der 62. Minute drückte er den Ball erneut über die Linie. Sah gar nicht alt aus.11 / 14Leroy SanéQuelle: Alexander Hassenstein/Getty ImagesSchlenzte schon beim Aufwärmen den Ball so kunstvoll ins Tor, dass ihm Serge Gnabry huldigend den Kopf tätschelte. Überließ die Hauptrolle an diesem Abend dann aber Reus und Gnabry. Sprühte trotzdem vor Spielwitz, das Publikum raunte oft, wenn er am Ball war. Traf zweimal, stand jedoch beide Male im Abseits. Traf ein drittes Mal, diesmal zählte das Tor zum 8:0. Es war sein fünfter Treffer in den vergangenen sechs Länderspielen - es gibt schlechtere Bilanzen.12 / 14Marcel HalstenbergQuelle: REUTERSDas allererste Pflicht-Länderspiel kann man kaum entspannter bestreiten. Kam zur Halbzeit, als es bereits 5:0 stand. Sorgte dafür, dass es bald danach 6:0 stand. Flankte im Strafraum präzise zu Gnabry, der seinen zweiten Treffer erzielte und ihm anerkennend über den Kopf streichelte. Kann zufrieden sein, doch so entspannt wird es im September gegen die Niederlande nicht noch einmal.13 / 14Julian DraxlerQuelle: dpaZuletzt etwas enttäuscht, weil er, der Kapitän der Confed-Cup-Gewinner, immer häufiger auf der Bank Platz nehmen musste. Durfte diesmal immerhin schon in der 53. Minute mitwirken. Die unkoordinierten Esten ermöglichten es ihm, das ein oder andere Mal in Erscheinung zu treten.14 / 14Timo WernerQuelle: dpaZuletzt mindestens genauso enttäuscht wie Draxler, weil er, der am höchsten gehandelte Stoßstürmer des Landes, immer häufiger auf der Bank Platz nehmen musste. Durfte auch diesmal erst spät eingreifen. Schoss wenig später knapp am Tor vorbei, die Zuschauer klatschten ihm aufmunternd zu. In der 79. Minute traf er dann endlich mal wieder. Es war das 7:0, aber das vielleicht wichtigste Tor des Abends.© SZ.de/ebcZur SZ-StartseiteLesen Sie mehr zum ThemaFußball-EMFußballDeutsche Nationalmannschaft