DFB-Elf nach dem Confed Cup:Nur ein halbes Dutzend Neue für Löw

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Die Fußballwelt ist baff angesichts der personellen Möglichkeiten, die sich Bundestrainer Löw für die Nationalelf bieten. Doch vieles am aktuellen Rausch ist übertrieben.

Kommentar von Johannes Aumüller

Das bekannteste bisherige Höchstgebot stammt aus dem Land des künftigen WM-Gastgebers, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass es noch zu einer Steigerung kommt. Die Fußballwelt spielt Deutschland-Lotto, alle sind baff ob der vielen personellen Alternativen und puzzeln an einem möglichen Kader fürs Turnier 2018 herum. Russlands Fachblatt Sport-Express schaffte es gar, nicht nur drei, vier oder fünf, sondern gleich sechs vollständige Teams zusammenzustellen, die für Bundestrainer Joachim Löw infrage kämen.

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Das war zwar nur möglich, weil es für die Formation sechs auch Spieler wie Robin Knoche oder André Hahn auflistete, deren WM-Fahrt so wahrscheinlich ist wie die baldige Abwahl von Wladimir Putin als Russlands Staatschef. Andererseits: Was ist schon wahrscheinlich in diesen Tagen?

Bundestrainer Löw kann es genießen, das nach Papst und SPD-Chef derzeit wohl drittschönste Amt der Welt innezuhaben. WM, Confed Cup und U21-EM gewann der DFB, und es offenbart sich im Land ein gewaltiger Reichtum an starken Spielern. Löw hat jedoch schon kundgetan, dass die Turniere dieses Sommers keine Aussagekraft für die WM 2018 hätten. Er weiß genau, wie Verletzungen, Formkrisen und all die anderen Unwägbarkeiten des Betriebes das nächste Jahr beeinflussen werden. Stattdessen kann Löw nun in aller Ruhe nicht nur potenzielle WM-Fahrer beobachten, sondern auch die öffentlichen Kaderratespielchen - und das dürfte er bisweilen mit Amüsement tun.

Bisher hat er noch gar nicht bekanntgegeben, wie die notariellen Bedingungen für die Kaderwahl aussehen, und er wird das auch nicht tun. "23 aus wie vielen eigentlich?", ist die Kernfrage dieser Tage. 23 aus 66, wie der Sport-Express vorschlägt, ist sicher maßlos übertrieben; aber auch 55 und selbst 44 erscheinen als Bezugszahl arg groß. Deutschland ist dank seiner Turniersiege gerade in einem kleinen und auch verdienten Fußball-Rausch. Aber wenn das Konfetti mal fort ist, dürfte sich der Fokus wieder auf weit weniger Spieler verengen.

Es ist nicht so, dass Deutschland jetzt über drei Mannschaften verfügt, die bei einer WM miteinander ins Viertelfinale einziehen könnten. Viele Confed-Cup- und sehr viele U21-Fahrer sind qualitativ ein gutes Stück von dem Niveau entfernt, das es in einem Jahr zur Titelverteidigung braucht. Etwas nüchterner betrachtet, hat sich in diesem Sommer etwa ein halbes Dutzend Spieler wirklich nahe an den Kader herangespielt.

Klar ist nur, dass Löw in gut zehn Monaten eine Liste mit 23 Namen präsentieren wird. Und die Chancen stehen ungefähr 23 zu 66, dass das Land dann auch wieder etwas über die Auswahl des Kaders zu diskutieren hat.

© SZ vom 04.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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