DFB-Elf in der Einzelkritik:Zweckentfremdeter Zwergensturm

Die meisten deutschen Spieler wirken von den extrem reservierten Niederländern unterfordert: Lars Bender ist eingekeilt im Mittelfeld-Dschungel, Marco Reus gibt den Mini-Vertreter von Chefstürmer Klose und Thomas Müller hat als Aufpasser keinen Spaß. Die deutsche Mannschaft beim 0:0 gegen die Niederlande in der Einzelkritik.

Carsten Eberts und Philipp Selldorf

DFB-Elf in der Einzelkritik

Manuel Neuer

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(Foto: dapd)

Die meisten deutschen Spieler wirken von den extrem reservierten Niederländern unterfordert: Lars Bender ist eingekeilt im Mittelfeld-Dschungel, Marco Reus gibt den Mini-Vertreter von Chefstürmer Klose und Thomas Müller hat als Aufpasser keinen Spaß. Die deutsche Mannschaft beim 0:0 gegen die Niederlande in der Einzelkritik. Aus dem Stadion von Carsten Eberts und Philipp Selldorf.  Manuel Neuer: Hat neulich mitgeteilt, dass ihm Länderspiele keinen Spaß mehr machen, seitdem er ständig mit Gegentoren traktiert wird. Forderte energisch mehr Respekt vor der Null. Die Holländer hielten sich meistens dran. Jedoch nicht in der 77. Minute, als plötzlich Janmaat präzise auf sein Tor schoss. Neuer reagierte noch etwas präziser und wehrte ab.

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Benedikt Höwedes

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(Foto: dapd)

Benedikt Höwedes: Würde gern als Innenverteidiger spielen, muss sich aber darüber freuen, wenn er als Aushilfsrechtsverteidiger zweckentfremdet wird. Durfte nach 15 Minuten plötzlich bemerkenswert ungestört über den rechten Flügel vorstoßen, schlug dann eine bemerkenswert schlechte Flanke. Steigerte sich anschließend immens, durfte weiter unbedrängt über den Flügel vorstoßen und schlug zwei sehr brauchbare Flanken. Kann auch verteidigen: Verhinderte das 0:1, als er Robben aufhielt. Auffallend aktiv auf dem rechten Flügel und dabei auffallend konstruktiv. Gegen Ende auffallend erschöpft.

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Mats Hummels

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Mats Hummels: Initiierte mangels sonstigen Spielaufbaus die ersten nennenswerten Angriffe, unter anderem mit einem filigranen Steilpass auf Reus. Als Abwehrkraft lange Zeit unterfordert.

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Per Mertesacker

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(Foto: dpa)

Per Mertesacker: Wegen der extrem reservierten Spielweise der Holländer, sah sich Mertesacker genötigt, den Ball manchmal bis zur Mittellinie zu tragen. Das mag er nicht so sehr. Zog sich schnell wieder aufs Stammterritorium zurück, wo ihn die Holländer selten störten. Wenn sie mal vorbeischauten, dann war er zur Stelle, einmal sogar mit angedeutetem Fallrückzieher.

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Philipp Lahm

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Philipp Lahm: Ist es gewohnt, dass er ständig für wechselnde Zwecke verwendet wird. Irgendwann trifft er sich mal selbst an, wenn er wieder von dem einen auf den anderen Flügel verschoben wurde. In Amsterdam auf links statt rechts eingesetzt. Macht ihm nichts mehr aus. Er spielte auch diesmal seine Routine aus. Dabei hätte er fast nicht mitspielen können, so ungestüm wurde Lahm nach der Seitenwahl von Bayern-Kollege Robben gewürgt - aus Freude wohlgemerkt. Erholte sich aber schnell.

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Lars Bender

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(Foto: dpa)

Lars Bender: Einen Bender hatte sich Schweinsteiger gewünscht, damit Deutschland wieder ruhiger schlafen kann. Aber in Amsterdam konnte der pflichtbewusste Bender nicht viel zum nationalen Glück beitragen. Eingekeilt im dichten Mittelfelddschungel, dort pflichtbewusst um Sicherheit bemüht.

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Ilkay Gündogan

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(Foto: dpa)

Ilkay Gündogan: Durfte aufgrund der plötzlich grassierenden Münchner Viruswelle sein Startelf-Debüt im defensiven Mittelfeld geben. Wurde von den zunächst äußerst destruktiven Holländern kaum gefordert, konnte sich deshalb selbst zweckentfremden und sogar offensiv und gestalterisch einschalten, was ihm einige Male gut gelang. Hätte kurz vor der Pause von der Strafraumgrenze fast zum 1:0 getroffen, doch Heitinga rettete vor der Linie.

DFB-Elf in der Einzelkritik

Lewis Holtby

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(Foto: dpa)

Lewis Holtby: Erstes Mitglied des deutschen Zwergensturms. Wollte längst bei der U21 weilen, wurde von Löw jedoch kurzerhand nach Amsterdam beordert. Versuchte dort, das deutsche Angriffsspiel aus der Mitte zu strukturieren, was ihm eher unauffällig gelang.

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Marco Reus

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(Foto: dapd)

Marco Reus: Zweites Mitglied des Zwergensturms. Und das, obwohl "Reus" auf Niederländisch "Riese" bedeutet. Viele dachten schon, der Dortmunder dürfte in Abwesenheit der Chefstürmer Klose/Gomez als zentrale Spitze agieren, doch Löw entschied sich gegen eine weitere Zweckentfremdung. Zunächst mit bemerkenswert ungenauen Pässen, schaffte es dafür, auf exakt jenen zwei Quadratmetern Rasen aufzutauchen, auf denen bereits Holtby oder Götze standen.

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Thomas Müller

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(Foto: dpa)

Thomas Müller: Es gab Zeiten, da erquickte sich Fußball-Deutschland an der Jugendlichkeit dieses jungen Mannes aus Weilheim in Oberbayern, der mit Schalk und unverbrauchten Ideen frischen Wind in die Offensive brachte. Nun, an diesem 14. November, 2012, ist Müller mit 23 Jahren und 62 Tagen die mit Abstand älteste deutsche Offensivkraft. Der Arbeitstag als Aufpasser des deutschen Zwergensturms taugte ihm nicht so sehr.

DFB-Elf in der Einzelkritik

Mario Götze

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(Foto: dpa)

Mario Götze: Stürmte vom Anpfiff weg in die Spitze, so dass jeder Zuschauer dachte: Löw, der Fuchs, hat er wieder alle überrascht. Götze gab anschließend jedoch mitnichten den zentralen Angreifer, sondern dehnte seinen Wirkungsbereich auf das vordere Spielfelddrittel aus. Stürmte sogar weit nach hinten und lief dem verdutzten Robben, der gerade zum Konter sprinten wollte, den Ball ab. Wird in seinem Leben kein Kopfballstürmer mehr, der Flanken mit dem Schädel ins Netz wuchtet.

DFB-Elf in der Einzelkritik

Lukas Podolski

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(Foto: dapd)

Lukas Podolski: Kam später als allgemein erwartet ins Spiel, wurde immerhin aber als erster eingewechselt. Nahm die Position von Ersatzmittelstürmer Götze ein. Auch dies selbstverständlich eine Zweckentfremdung. Die Angriffsspitze ist nicht Podolskis ideale Position, hatte noch am Dienstag ein bekannter Experte gesagt. Name des Experten: Joachim Löw.

DFB-Elf in der Einzelkritik

Sven Bender

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(Foto: dapd)

Sven Bender: Kam spät ins Spiel, was auf den ersten Blick nicht auffiel, er wechselte nämlich seinen pflichtbewussten Zwillingsbruder im Mittelfeld ab.

DFB-Elf in der Einzelkritik

Andre Schürrle

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(Foto: REUTERS)

Andre Schürrle: Kam für die letzten Minuten für Thomas Müller in die Partie, wohlgemerkt: ein annähernd gelernter Stürmer. Schaffte das Siegtor jedoch ebenfalls nicht mehr.

DFB-Elf in der Einzelkritik

Roman Neustädter

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(Foto: dpa)

Roman Neustädter: Durfte ebenfalls noch mitspielen, gab damit sein Fünf-Minuten-Debüt in der Nationalelf. Zumindest für ihn ein unvergesslicher Abend.

© SZ vom 15.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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