DFB-Elf in der Einzelkritik:Wagner entdeckt seine nordirischen Wurzeln

Der Stürmer ist für Spiele wie gegen Nordirland gemacht, Joshua Kimmichs Präzision ist gefährlich und Toni Kroos ist der "Playmaker Supreme". Die DFB-Elf in der Einzelkritik.

Von Christopher Gerards, Belfast

Marc-André ter Stegen

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(Foto: Action Images via Reuters)

Ist aus Barcelona eher Badewetter gewöhnt, musste sich im frischen Belfast so gesehen umstellen. War dann vor allem mit Stehen, Vorlaufen und Zurücklaufen befasst. Sah nach zwölf Minuten einen Schuss auf sich zufliegen, der allerdings dann Kurs auf die Ränge nahm. Durfte nach 39 Minuten den ersten Ball halten und tat das ziemlich famos: Sprang Corry Evans entgegen, wehrte mit dem Fuß ab und verhinderte das 1:2. Danach wieder mit Stehen, Vorlaufen und Zurücklaufen befasst - bis ein Mensch namens Conor Washington vor ihm auftauchte und einfach mal an die Latte schoss. Und kurz vor Schluss tauchte dann noch Josh Magennis vor ihm auf und traf zum 1:3.

Joshua Kimmich

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(Foto: dpa)

Reiste mit neuer Frisur nach Nordirland, durfte von sich behaupten, das kürzeste Haar im DFB-Team zu tragen. Darf zudem von sich behaupten, nun 22 Mal in Folge durchgespielt zu haben, das schaffte sonst nur Berti Vogts. Spielte dann aber ein bisschen anders als Berti Vogts: War eigentlich als Rechtsverteidiger angetreten, verbrachte de facto die meiste Zeit auf Rechtsaußen. Bereitete Rudys 1:0 vor, flankte zudem zwei Mal derart präzise auf Sandro Wagner, dass er gut und gerne auch drei Vorlagen in der Akte hätten stehen haben können. Hat jetzt zumindest sein viertes Länderspieltor in der Akte stehen: Traf gegen Ende zum 3:0.

Jérôme Boateng

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(Foto: Getty Images)

Hatte vor ziemlich genau einem Jahr sein letztes Länderspiel gemacht, musste sich praktischerweise nicht groß umstellen: Der Gegner hieß schon damals Nordirland. Bildete mit Hummels teils eine Abwehr, die aus genau zwei Spielern bestand: Hummels und Boateng. Spielte nach Lage der Dinge nicht die besten Pässe des DFB-Teams, war vor Washingtons Lattenschuss auch nicht viel beweglicher als die pinken Doppeldecker, die durch die Stadt fahren.

Mats Hummels

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(Foto: REUTERS)

Verehrt die nordirischen Fans, jedenfalls hat er das so vor dem Spiel gesagt. Grinste dann auch, als er vor dem Spiel deren Gesänge hörte. Grinste dann lange nicht mehr, weil ständig die bulligen Kyle Lafferty oder Josh Magennis vorbeischauten. Löste die meisten Zweikämpfe souverän. War sonst vor allem mit Kopfbällen befasst - und damit, im Spielaufbau links raus auf Toni Kroos zu spielen. Verdiente sich in der 33. Minute Szenenapplaus für einen Kopfball, allerdings weil dieser Kurs auf die Tribüne genommen hatte. Musste danach ein, zwei Mal in höchster Not klären - zeigte damit, wie wichtig er bei einer derart offensiven Taktik ist. Verstolperte vor Washingtons Lattenschuss allerdings den Ball.

Marvin Plattenhardt

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(Foto: AP)

Angetreten als Ersatz für Jonas Hector. Stand wie Kimmich ebenfalls oft weit vorne, brachte allerdings nicht ganz so viele Flanken an den Mann, allerdings die wichtige zum 3:0. Fiel einmal etwas zu leicht und tat damit etwas, was man in Nordirland besser nicht tun sollte. Das Publikum buhte ihn aus. Ließ sich einmal ein bisschen zu einfach von McLaughlin ausspielen. Ansonsten mit einem sehr hectorhaften Spiel, nicht übermäßig auffällig - aber das hieß nichts Schlechtes.

Sebastian Rudy

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(Foto: dpa)

Drehte nach zwei Minuten gleich Mal am Stimmungsregler, hielt es nämlich für eine gute Idee, aus 25 Metern Richtung Winkel zu schießen. Und der Ball hielt es für eine gute Idee, ins Tor zu fliegen. Leistete sich ansonsten ein, zwei Fehler mehr als in einem handelsüblichen Bundesligaspiel. Rehabilitierte sich aber mit Aktionen wie einem feinen Lupfer in der 23. Minute.

Toni Kroos

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(Foto: REUTERS)

Vorab im Stadionheft als "Playmaker Supreme" angekündigt. War dann tatsächlich strukturgebend im Lärm des Windsor Parks. Wo seinen Kollegen die Bälle versprangen, sah er den freien Mann auf dem Flügel. Und das ging so: Kroos lief nach links hinten, wartete dort auf einen Pass von Hummels und baute dann das Spiel auf. Im Anlaufen des Gegners allerdings manchmal ein bisschen zu feinfüßig. Setzte nach knapp 70 Minuten einen Schuss drüber, der selbst nicht wusste, dass er in so einer Situation drüber fliegen kann.

Leon Goretzka

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Hat angeblich das Interesse so ziemlich jedes europäischen Großklubs geweckt, zumindest fast. Spielte dann aber bei weitem nicht so stilprägend wie Kroos. Startete mit einem Fehlpass, verlor ein Dribbling und fiel lange dadurch auf, dass er nicht auffiel. Warf sich kurz vor der Halbzeit immerhin verdienstvoll in einen nordirischen Konter. Hatte nach 67 Minuten Feierabend.

Thomas Müller

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Ging als Kapitän in dieses Spiel und machte sich mehrfach um die Stimmung verdient, allerdings nicht so, wie er sich das vorgestellt haben wird. Bei einem Konter spielte er ins Aus, eine Brustannahme prallt ebenfalls aus dem Feld (14.). Gab dann aber die Vorlage bei Wagners Treffer zum 2:0. Traf in der 51. Minute fast zum 3:0, legte kurz vor Schluss etwas zu unpräzise auf Sané zurück. Nach 84 Minuten durfte er den Platz verlassen.

Julian Draxler

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(Foto: REUTERS)

Spielte weiter in der Mitte als gewohnt. Zeigte dort aber vornehmlich, warum er sonst nicht so weit in der Mitte spielt. Litt unter dem hohen Verkehrsaufkommen vor Nordirlands Strafraum, seine beste Aktion war eine Ablage auf Kroos. Nach 72 Minuten wurde er ausgewechselt.

Sandro Wagner

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Profitierte davon, dass Timo Werner und Mario Gomez verletzt ausfielen. Wobei: Genau genommen profitierte er davon, dass der Angreifer Sandro Wagner für genau solche Spiele erfunden ist. Begegnete immer wieder Typen wie Gareth McAuley und Conor McLaughlin, die eher nicht spielen wie Toni Kroos. War dann aber in der Zweikampfführung nordirischer als jeder Nordire, lief teils mit zum eigenen Strafraum, um dort einen Versuch zu blocken. Im originären Einsatzbereich (Angriff) scheiterte er zwei Mal knapp, erst an Michal McGovern, dann am Pfosten. Drehte sich kurz darauf aber geschickt gegen McAuley, schoss - und traf zum 2:0.

Emre Can

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Kam nach 68 Minuten für Leon Goretzka. Darf nun offiziell von sich behaupten, sich für die WM qualifiziert zu haben.

Leroy Sané

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Nach 72 Minuten für Julian Draxler eingewechselt. Hätte das 3:0 schießen zu können, entschied sich dann aber für einen Versuch, der auf der Tribüne landete.

Lars Stindl

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(Foto: AP)

Kam nach 84 Minuten für Müller. Fiel nicht weiter auf.

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