DFB-Elf in der Einzelkritik:Über Müller wundern sich die Affen

Thomas Müller überzeugt mit akrobatischen Verrenkungen, Karim Bellarabi flankt sich die Füße wund - und an Manuel Neuer kommen nicht mal Schmuggler und Falschparker vorbei. Die DFB-Elf beim 4:0 gegen Gibraltar in der Einzelkritik.

Von Thomas Hummel, Nürnberg

Manuel Neuer

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(Foto: dpa)

Hatte das nie dagewesene Vergnügen, dass jede Ballberührung vom Publikum lautstark gefeiert wurde. Erlebte aber dann einen nie erwarteten Moment: Liam Walker aus Gibraltar knallte den Ball aus 35 Metern Richtung Tor. Wer hätte damit je gerechnet? Doch Neuer ist eben Neuer. Den überrascht nie und nimmer etwas in diesem Torwartleben, nicht einmal ein Knaller aus Gibraltar. Nach der Pause knallte Liam Walker noch einmal, doch kein Problem für Neuer. Wäre der ideale Torwart in einer Mannschaft voller Polizisten und Zollbeamten. An diesem Neuer kämen kein Schmuggler und auch kein Falschparker je vorbei.

Shkodran Mustafi

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Widerlegte eindrucksvoll den während der WM in Brasilien aufgekommenen Vorbehalt, er sei kein Offensivverteidiger. Und wie der offensiv ist! Rannte ständig die Seitenlinie hinab, flankte fast so viel wie Bellarabi. Flankte so clever gegen den Pfosten, dass der Ball von dort direkt Thomas Müller vor die Füße fiel und der das 1:0 erzielte. Galt auch als Experte für ein Spiel gegen Gibraltar, kennt den Konflikt zwischen Spanien und England um den kleinen Felsvorsprung am Südende der iberischen Halbinsel. Spielte bereits in England (Everton) und jetzt in Spanien (Valencia).

Jerome Boateng

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(Foto: dpa)

Ob er vom gibraltarischen Zoll nach dem Schlusspfiff ein Angebot erhalten sollte? Derzeit sicherster Sicherheitsbeamter der Welt und damit auch für einen umkämpften Felsen geeignet. Inzwischen eindeutig Führungsspieler beim DFB. Als die Tore nicht fallen wollten wie damals 1912 beim 16:0-Rekordsieg gegen Russland, da probierte er es selbst. Schoss vorbei und schoss vorbei und köpfte vorbei. Gewann hinten, also an der Mittellinie sicher seine Zweikämpfe.

Erik Durm

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Widerlegte eindrucksvoll den aufgekommenen Vorbehalt, er könne nicht richtig verteidigen. Klemmte sich hinten in jeden Zweikampf, gewann auch (fast) jeden. Bevor ihm allerdings ein unverzeihlicher Fehler unterlief: Verursachte eine Ecke für Gibraltar. Empfahl sich in diesem Sinne nicht für kommende Aufgaben. Wurde nach 72 Minuten ausgewechselt.

Toni Kroos

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(Foto: dpa)

Ist als Angestellter von Real Madrid nun ein sogenannter Königlicher - und damit natürlicher Erzfeind Gibraltars. Wenn er das nicht wusste, dann machten ihm Brian Perez und Lee Casciaro das unmissverständlich klar - und rempelten ihn in der ersten Halbzeit je einmal handfest um. Ansonsten versuchte Kroos, königliche Ausstrahlung auf den Platz zu bringen, verteilte routiniert seine Pässe und schoss zwischendurch den Ball Richtung Tor von Jamie Robba. Traf aber nicht.

Sami Khedira

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Ist ja auch ein Königlicher von Real Madrid, doch das haben wohl sogar die Männer aus Gibraltar vergessen. Erhielt keinen Rempler, weder von Perez noch von Casciaro. Khedira spielt ja auch nicht mehr oft in Madrid. Durfte nicht einmal gegen Gibraltar durchspielen, ging nach einer Stunde raus. Muss nun damit rechnen, dass er am Dienstag in Spanien 90 Minuten lang spielt.

Karim Bellarabi

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(Foto: dpa)

"Die drei Punkte würden uns gut tun", hatte der Neu-Nationalspieler vor dem Spiel erklärt. Was man halt so sagt vor einem Spiel zwischen Profis und Staatsangestellten. Tat recht viel, um dieses Ziel zu erreichen. Könnte in die Statistik der Nationalmannschaft eingehen als der Spieler, der die meisten Flanken in einem Spiel schlug. Flankte sich den rechten Fuß wund, traf dabei alles und jeden, aber keinen, der daraus ein Tor erzielen wollte oder konnte.

Mario Götze

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(Foto: REUTERS)

Gilt als schlampiges Genie und ist deshalb für den Dienst als Polizist, Zollbeamter oder gar Feuermann gänzlich ungeeignet. Insofern auch keine Option für die Nationalmannschaft Gibraltars. Mit seinen kleinteiligen Aktionen verwirrte er bisweilen Gegenspieler, Mitspieler und Zuschauer. Schlängelte sich beim 3:0 an den Abwehrspielern vorbei wie ein gewiefter Schmuggler an den Zollbeamten.

Lukas Podolski

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Lukas Podolski als Feuerwehrmann? Gut vorstellbar. Als Polizist? Eher nein. Zollbeamter? Auf keinen Fall. Käme jemand vermummt an die Grenze, der Herzenskölner würde mit ihm ein Bierchen trinken und fragen, was das für eine Verkleidung sei. Durfte das Vergnügen genießen, mal wieder bei einem Pflichtspiel 90 Minuten auf dem Platz stehen. Erlebte dabei das Missvergnügen, dass eine der hundert Flanken von rechts genau auf seinen Kopf zusegelte. Podolski konnte nicht mehr ausweichen, Podolski musste einen Kopfball machen. Was ihm in etwas so viel Freude bereitet, wie Düsseldorfer Altbier trinken zu müssen. Hielt sich oft raus, zog er aber das Tempo an, dann bereitete er gleich Tore vor: zum 2:0 und 4:0.

Thomas Müller

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(Foto: AP)

Findige Statisten errechneten, dass Thomas Müller in Nürnberg die Treffer acht und neun in den vergangenen zwölf Länderspielen erzielte. Benötigt damit nur noch 45 Treffer bis Miroslav Kloses Rekord. Wäre Thomas Müller auf Gibraltar geboren worden, er wäre ein anderer geworden. Wo hätte er dort seine Fähigkeiten zum Räumesuchen entwickeln können? Es gibt dort nur einen Felsen und ein bisschen Flughafen. Allerdings hätten sich dort die Affen gewundert, welche Verrenkungen ein Mensch vollbringen kann und damit noch einen Ball mit dem Fuß hochhält.

Max Kruse

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der Bazi aus Hamburg hätte eigentlich der Richtige sein sollen gegen die vielen Beamten. Doch Max Kruse weiß nun, wie es ist, wenn sich zu viele Beamte um einen kümmern wollen. Sollte an vorderster Linie eine Lücke zwischen zehn bis 20 Gibraltar-Beinen finden. Was ihm selten gelang. Machte er bei seinem Doppelpass mit Götze vor dem 3:0 darauf aufmerksam, dass er mitspielt. Wechselte nach einer Stunde ins, nunja, defensivere Mittelfeld, wo er mehr Bälle bekam.

Kevin Volland

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Kam nach einer Stunde sicherlich mit dem Vorhaben auf das Feld, sein erstes Länderspiel-Tor zu erzielen. Fiel aber wie zuvor Kruse in vorderster Linie gar nicht auf. Außer als Hindernis für die Schüsse von Kroos und Müller.

Jonas Hector

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Geht in die Geschichte des DFB ein, als bislang einziger Spieler, der sein Debüt gegen Gibraltar gab. Der Kölner ist im Vorfeld von allen Seite gelobt worden. Kollege Lars Bender hatte gesagt: "Selbst als Leverkusener darf man sagen, dass das ein anständiger Junge ist."

Lars Bender

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(Foto: dpa)

Der Leverkusener ist selbst auch ein anständiger Junge, das würden sogar Kölner sagen. Stand lange an der Seitenlinie, weil das Spiel nicht unterbrochen wurde. Er kam dann nach 79 Minuten für Kroos und man hätte das als Zeichen werten können, dass die Deutschen das 4:0 halten wollen.

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