DFB-Elf in der Einzelkritik:Schweinsteiger trübt seinen starken Auftritt

Der Kapitän spielt bis zum Handelfmeter sehr überzeugend. Torwart Neuer serviert Griezmann gönnerhaft. Die DFB-Elf in der Einzelkritik.

Von Philipp Selldorf, Marseille

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Manuel Neuer

Germany v France - EURO 2016 - Semi Final

Quelle: REUTERS

Die meisten Spiele bei diesem Turnier verbrachte er vor allem mit Konzentrationsübungen. Diesmal musste er sich nicht angestrengt wachhalten, das erledigten die Franzosen. Bei Griezmanns Schuss nach sechs Minuten musste Neuer Gebrauch von seiner ganzen Reichweite machen. Bei Pogbas Freistößen souverän auf dem Posten. Nicht jedoch beim 0:2, als er den Ball besser Benedikt Höwedes zur Abwehr überlassen hätte. So servierte er Griezmann eine Vorlage, die dieser nicht ablehnen konnte.

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Joshua Kimmich

Germany v France - EURO 2016 - Semi Final

Quelle: REUTERS

Oft gesucht von den Kollegen, aber oft miserabel und zum falschen Zeitpunkt angespielt. Anfangs sehr beeindruckt vom französischen Sturmlauf, gegen den er mehrfach einsam und verloren wirkte. Fand sich nicht zurecht auf seiner Position, die er sichtlich nicht mag. Der schlimme Ballverlust vor dem 0:2 hatte damit aber nichts zu tun. Traf kurz darauf noch mal den Pfosten.

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Jérôme Boateng

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Quelle: AFP

Die längsten deutschen Beine seit Marlene Dietrich. Boateng setzte sie zunächst zum Zweck von Befreiungsschlägen ein, die er in der Not sogar serienweise produzierte. Verlagerte die Defensivarbeit nach vorn, nachdem sich das Spiel etwas beruhigt hatte, und eroberte etliche Bälle in Mittellinien-Nähe. Im Timing und im Stellungsspiel aber nicht immer sicher, weshalb er zum Beispiel das Kopfballduell mit Giroud vor der Pause verlor. Groß und mächtig wie immer, aber nach der Pause musste er frustriert den Platz verlassen - Muskelverletzung.

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Benedikt Höwedes

Germany v France - EURO 2016 - Semi Final

Quelle: REUTERS

Hielt sich lieber im Hintergrund auf, wenn die deutsche Mannschaft ihren Ballbesitz zelebrierte. Ein brillanter Pass-Spieler wie Toni Kroos wird er nicht mehr werden. Ein Sololäufer wie Lionel Messi ebenso wenig, wie sein bedenklicher Alleingang in der 35. Minute bezeugte. Über defensive Zweikämpfe können ihm aber weder Kroos noch Messi etwas erzählen - brillantes Tackling gegen Giroud (nach Boatengs verlorenem Kopfballduell), wahrscheinlich sogar das Tackling des Jahres.

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Jonas Hector

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Quelle: AP

Bearbeitete seine Seite mit all seinen Mitteln. Defensiv stand er stabil und zuverlässig, französische Angriffe über rechts kamen kaum vor. Sein Zusammenspiel mit Draxler in der Offensive zeigte allerdings wenig Wirkung.

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Emre Can

EURO 2016 - Semi final Germany vs France

Quelle: dpa

Willkommen bei der Europameisterschaft. Erster Spieleinsatz seit dem Testspiel in Gelsenkirchen gegen Ungarn vor fünf Wochen, damals in der für ihn vorgesehenen Rolle des Doubles von Linksverteidiger Hector. Erhielt nun den Vorzug vor Julian Weigl, unter anderem deshalb, weil er zwar drei Zentimeter kleiner ist, aber zehn Kilo mehr Gewicht mitbringt, was ihm als Double von Sami Khedira zugute kommt. Der erste wuchtige Box-to-Box-Lauf nach Khedira-Art begann verheißungsvoll, endete aber kümmerlich mit einem Fehlpass. In der Anfangsphase nervös und fehlerhaft, aber trotzdem mutig. Vom 1:0 nur um die Länge eines grünen Handschuhs von Hugo Lloris entfernt. Später weniger präsent.

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Bastian Schweinsteiger

Germany v France - EURO 2016 - Semi Final

Quelle: REUTERS

Von den 100 Meter über dem Rasenspiegel gelegenen Oberrängen des Stade Velodrome konnte man meinen, er sei eher der Kapitän der Uwe-Seeler-Traditionself, als der Kapitän des amtierenden Weltmeisters. Die grauen Haare stehen ihm gut, machen ihn aber nicht jünger. Derlei Äußerlichkeiten widerlegte Schweinsteiger mit einer starken ersten Halbzeit, in der er sein strategisches Können, seine Erfahrung und ein hohes Energielevel demonstrierte. Trotzdem ein tragischer Held, als er kurz vor dem Pausenpfiff den Elfmeter verursachte. Hielt auch nach der Pause weitgehend sein Niveau. Womöglich war das seine Abschiedsvorstellung. Er wird sie, obwohl er gut war, in schlechter Erinnerung behalten.

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Mesut Özil

EURO 2016 - Semi final Germany vs France

Quelle: dpa

Wie bei seinem großen Auftritt gegen Italien versuchte er auch gegen Frankreich mit seiner feinen Technik den Gegner zu beschäftigen, Räume zu öffnen und Bälle nach vorn zu tragen. Zu diesem Zweck war er überall auf dem Feld unterwegs. Produktiv, aber das Außergewöhnliche, das die Mannschaft dringend brauchte, das wollte ihm nicht gelingen.

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Toni Kroos

Germany v France - Semi Final: UEFA Euro 2016

Quelle: Getty Images

Übernahm mit ein paar Minuten Verspätung die Aufsicht über den deutschen Kreisel. Das insgesamt ungestüme Spiel der DFB-Elf konnte er aber nicht so unter Kontrolle bringen, wie er das wollte. Fand in der Offensive auch nicht die Anspielstationen, die er suchte. Kämpferisch ließ er keine Wünsche offen. Wehrte sich mit aller Macht gegen die Niederlage. Zunehmend aber auch mit Verzweiflung.

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Julian Draxler

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Quelle: AFP

Unternahm, was er unternehmen sollte. Dribblings und Flügelläufe, Positionswechsel an der Strafraumkante und Ausflüge in die Spielfeldmitte, um als Anspielstation zur Stelle zu sein. Das alles mit dem gebotenen Eifer und Einsatzwillen, aber auch ohne das nötige Durchsetzungsvermögen. Viele Aktionen, zu wenig Nutzen.

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Thomas Müller

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Quelle: AP

Auf der Suche nach dem verlorenen Torglück. Als Angriffsspitze eingeteilt, kam Thomas Müller im Strafraum mehrfach in die typischen Thomas-Müller-Situationen, aus denen er in glücklicheren Zeiten seine Tore gemacht hat, mit links oder rechts, dem Schienbein oder dem Beckenknochen. Unermüdlich unterwegs, diesseits und jenseits des 16-Meter-Raumes. Aber oft sah es aus, als ob er dadurch mehr kaputtmachte als aufbaute.

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Shkodran Mustafi

Germany v France - EURO 2016 - Semi Final

Quelle: REUTERS

Ersetzte Jerome Boateng in der Abwehrmitte. Startete sofort mit einigen beachtlichen Actionszenen und machte sich auch in der Offensive bemerkbar.

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Mario Götze

Germany v France - Semi Final: UEFA Euro 2016

Quelle: Getty Images

Sollte der Welt wieder etwas zeigen, von Messi war diesmal aber garantiert nicht die Rede, als Löw ihn einwechselte. Erste Aktion: ein Ballverlust am dichtbestandenen Strafraumrand und die Heraufbeschwörung eines schrecklichen Konters. Ansonsten selten im Bild.

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Leroy Sané

Germany v France - EURO 2016 - Semi Final

Quelle: REUTERS

Doch noch das EM-Debüt. Kam rein, sprintete an den langen Pfosten - und verwandelt mit der ersten Ballberührung beinahe Kroos´ Freistoßvorlage zum 1:2. Startete wenig später zu einem Sprint, als ob er sich in der Bundesliga wähnte. Wurde eines Besseren belehrt.

© Süddeutsche.de/schma
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