DFB-Elf in der Einzelkritik:Schweinsteiger macht alles richtig

Zwei Zuspiele, ein Tor - Bastian Schweinsteiger erlebt in wenigen Sekunden ein großes Comeback. Toni Kroos hat gefühlte 2000 Ballkontakte, auch Max Kruse gewinnt. Die DFB-Elf in der Einzelkritik.

Von Philipp Selldorf, Lille

14 Bilder

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Quelle: AP

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Manuel Neuer

Riesen-Parade gegen Konoplyanka (5.), Riesen-Parade gegen Kascheridi (27.), starke Parade gegen Rakitski (57.). Starke Leistung. Alles wie gehabt.

Germany v Ukraine - EURO 2016 - Group C

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Benedikt Höwedes

Laut Aufstellungsbogen rechter Außenposten der Viererkette. Mangels Beanspruchung durch offensive Gegenspieler unternahm der passionierte Verteidiger aus Haltern am See etliche Ausflüge in die ukrainische Hälfte, um sich als Flügelmann zu verdingen. Aber erstens wird der Tag nicht mehr kommen, da ihn die Weltpresse als Flankengott vom Kohlenpott feiern wird. Und zweitens verpasste Höwedes des Öfteren den Zeitpunkt, um pünktlich zur Stelle sein, wenn auf seiner Abwehrseite Arbeit anfiel. Konnte Koordinationsprobleme bei der Bewältigung seiner dualen Rolle nicht verbergen. Belehrte später die Weltpresse mit einer Traumflanke auf Draxler und fand auch defensiv besser zu seiner Position.

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Jérôme Boateng

Begann den Abend, als ob er einen Weltrekordversuch im Schlagen von Diagonalpässen starten. Im Minutentakt beförderte er die Bälle auf die Flügel, meistens allerdings verfehlte er sein Ziel meterweit, weshalb er den Weltrekordversuch dankenswerterweise einstellte. Im Abwehrzentrum eine dynamische Erscheinung und eine monumentale Autorität, aber auch nicht frei von Einträgen in die Mängelliste. Um mal Mäkeln auf hohem Niveau zu betreiben: Timing stimmte nicht immer. Riesen-Parade gegen Konoplyanka (36.) auf der Torlinie - den ukrainischen Angriff hatte Boateng mit einem Ballverlust allerdings selbst eingeleitet.

EURO 2016 - Group C Germany vs Ukraine

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Shkodran Mustafi

Aufgrund der Verletzung von Antonio Rüdiger aus der zweiten in die erste Reihe befördert. Starker Ballgewinn nach vier Minuten gegen Jarmolenko - leider gefolgt von schnellem Ballverlust samt ukrainischem Blitzangriff. Manuel Neuer verhinderte, dass Mustafi mit schlechtem Gewissen ins Bett gehen musste. Stattdessen ging er als Schütze des 1:0 mit einem Lächeln ins Bett. Lieferte ansonsten vorwiegend gute Wertarbeit.

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Jonas Hector

Schaute sehr misstrauisch drein, als er zum ersten Mal den Rasen im Stadion Pierre Maury betrat. Kein Spieler hatte in den vergangenen beiden Jahren mehr Einsatzzeit in der Nationalelf gehabt als Hector, aber dieser Abend brachte ihm im 15. Länderspiel das Turnierdebüt, entsprechend ehrfürchtig näherte er sich der Sache. Mit dem Gegenspieler Jarmolenko hatte Hector eine anspruchsvolle Aufgabe bearbeiten. Je länger das Spiel dauerte, desto besser kam er zurecht. Offensiv eher untertourig, was aber keinen Makel darstellte.

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Sami Khedira

Im Mittelfeld sehr gegenwärtig, übernahm all jene Bälle, die ihm Kroos übrig ließ. Lenkte das deutsche Spiel aus dem Hintergrund und suchte auch Wege in die Angriffsmitte. Sehr funktionale Vorstellung.

Germany v Ukraine - Group C: UEFA Euro 2016

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Toni Kroos

"Alle Bälle zum Toni", schien der Bundestrainer auf die Taktiktafel geschrieben zu haben, und seine Schüler hielten sich an die Anweisung. Kroos hatte gefühlte 2000 Ballkontakte und spielte manchen Traumpass, zum Beispiel nach 29 Minuten auf Khedira, obwohl ihm dabei mindestens zwei Ukrainer unmittelbar auf den Füßen standen. In seiner Funktion als Spielkontrolleur aber manchmal überpräsent, fast despotisch. Aber kann man einem Mittelfeldspieler von Weltklasse vorwerfen, dass er seine Weltklasse zur Geltung bringt?

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Thomas Müller

Redselig wie immer. Quatschte zehn Minuten vor dem Anpfiff im Stadiongang auf seinen Vordermann Neuer, seinen Hintermann Khedira und verschiedene ukrainische Gegenspieler ein. Mit dem Anpfiff wechselte er vom Plauder- in den Wettkampfmodus. Drängte von der rechten Seite hinein ins Spiel und betätigte sich als Ganzplatz-Libero, tauchte in allen Straf- und sonstigen Räumen auf, wurde aber gelegentlich dort vermisst, wo es wirklich wichtig war.

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Mesut Özil

Sollte das Glück der deutschen Mannschaft in den Halbräumen kreieren, doch durch die vorwiegend tief stehende ukrainische Deckung fand er wenig Platz zur Betätigung. Wirkte über weite Strecken der Partie schemen- und schattenhaft. Vom Bundestrainer in den Rang des "extrem wichtigen Spielers" erhoben - dieser hohen Bewertung entsprach Özils Leistung nicht. Typische Szene in der 58. Minute: Bekommt den Ball zum Start in einen Konter, doch statt mit dem Ball schnell nach vorn zu starten, spielt er auf den von gelben Männern umzingelten Götze ab.

Euro 2016 Group C Germany - Ukraine

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Julian Draxler

Weitaus lebhafter am Spiel beteiligt als Özil und zehn Mal so torgefährlich. Hoher Einsatz in der Offensive, mangelhaftes Gefühl für die effektive Defensivarbeit. Gute Szenen wechselten mit Momenten unbedachter Schlampigkeit.

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Mario Götze

Als Mittelstürmer aufgelistet, wenn auch als falscher. Schoss kein einziges Tor, aber rief trotzdem keine Sehnsucht nach Mario Gomez hervor. Um es mit dem Lieblingswort von Clemens Tönnies zu sagen: Bienenfleißig. In Sachen Torgefahr darf er sich aber noch ein bisschen steigern.

Germany v Ukraine - EURO 2016 - Group C

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André Schürrle

Joker vom Dienst. Hätte fast sein Jokertor geschossen.

Germany v Ukraine - EURO 2016 - Group C

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Bastian Schweinsteiger

Vom Publikum mit gewaltigem Applaus empfangen, als er in der 90. Minute für Mario Götze auf den Platz kam. Starkes Comeback auf der großen Bühne: Sämtliche Zuspiele (zwei) kamen an - und ein Tor hat er auch noch geschossen.

Max Kruse

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Max Kruse

Von Joachim Löw nicht berücksichtigt für den EM-Kader. Trotzdem unter den Gewinnern: Elfter Platz beim Pokerturnier in Las Vegas - 7236 Dollar Prämie.

(Archivbild)

© SZ.de/ska
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