DFB-Elf in der Einzelkritik:Podolski trifft fast den Linienrichter

Mesut Özil hat den Swag, jedoch nur eine Halbzeit lang. André Schürrle braucht dringend mehr Swag. Und Lukas Podolski wird der Spaß am Heimspiel genommen. Die DFB-Elf beim 1:2 gegen die USA in der Einzelkritik.

Von Sebastian Fischer, Köln

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Ron-Robert Zieler

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Quelle: AFP

Zieler ist ja in Köln geboren und sollte mal der Volksheld im Tor werden, bis er sich dafür entschied, über den Umweg Manchester zu Hannover 96 zu wechseln. Der Kölner Volksheld im Tor ist längst ein anderer, Timo Horn nämlich, der am Mittwoch ebenfalls durch die Katakomben tigerte. Horn, Leno, ter Stegen - sie sind alle nicht schlechter als Zieler, aber jünger. Weshalb der Hannoveraner auch in Zukunft nur bei Sommerkicks im Tor stehen wird. Bewahrte sein Team in der 83. Minute mit einer starken Fußabwehr noch vor dem 1:2.

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Sebastian Rudy

Deutschland - USA

Quelle: dpa

Der zentrale Mittelfeldspieler gab in der Nationalelf mal wieder den Rechtsverteidiger, war aber noch im Mittelfeldspieler-Modus. Schaltete nach Geschmack des Nationaltrainers zu langsam um, ließ zu allem Überfluss auch noch Mix Diskerud das 1:1 erzielen, weil er zu weit in die Mitte rückte. War wie die ganze deutsche Mannschaft am Ende einfach nur noch müde.

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Skodran Mustafi

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Quelle: AFP

Hat sich in einem Jahr vom unbekannten U-21-Verteidiger zu dem Spieler entwickelt, der in Freundschaftsspielen auch mal der Chef einer unerfahrenen Abwehrreihe sein darf. Mustafi hat eine starke Saison in Valencia hinter sich. Und nun ein solides Länderspiel gegen die USA, 87 Minuten lang, bis er Bobby Wood das Siegtor schießen ließ.

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Antonio Rüdiger

Germany v USA - International Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

"Der Jogi war damals der Einzige, der in 30 Sekunden erklären konnte, wie eine Viererkette zu verschieben ist", hat Jürgen Klinsmann über die Gründe der Löw-Verpflichtung als Nationaltrainer referiert. Rüdiger könnte manchmal ein paar Sekunden Jogi-Schule ganz gut gebrauchen, ist ein hochveranlagter Zweikämpfer, steht aber hier und da noch falsch. Auch am Mittwoch mit ein paar Wacklern und Diskussionsbedarf mit dem Kapitän zur Pause. Danach nicht viel besser.

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Jonas Hector

Deutschland - USA

Quelle: dpa

Muss sich vorgekommen sein, wie im vergangenen Jahr gegen Sandhausen. Oder gegen Aalen. In Köln ist die Stimmung ja immer super, außer vielleicht in der zweiten Liga gegen Sandhausen oder Aalen. Oder wenn die Nationalmannschaft zu Gast ist. Wurde von Aron Johannsson getunnelt. Traute sich ein paar Vorstöße zu, die aber alle harmlos blieben.

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Bastian Schweinsteiger

Deutschland - USA

Quelle: dpa

Auf dem Cover der hochglänzenden Stadionzeitung mit sauberem Scheitel abgebildet, die Stutzen über die Knie gezupft. Auf dem Platz rutschten die Stutzen herunter, der Kapitän grätschte, er redete am meisten, lobte und kritisierte die jungen Spieler. Sieht man Schweinsteiger mit Jürgen Klinsmann, erinnert man sich immer an die außergewöhnliche Wandlung, die Schweinsteiger in seiner Karriere vollzogen hat. Braucht trotzdem mal wieder eine Pause, zur Halbzeit ausgewechselt.

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Ilkay Gündogan

Deutschland - USA

Quelle: dpa

Hat ja, wenn man den Gerüchten glaubt, ein halbes Jahr auf der Tribüne in Barcelona vor sich. Vielleicht also gar nicht so schlecht, dass er heute spielen durfte? Auf der Sechserposition jedenfalls sehr offensivfreudig. Einmal rüde von Williams von den Beinen geholt, Gündogan blieb aber gesund und durfte nach 60 Minuten aufhören.

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Patrick Herrmann

Deutschland - USA

Quelle: dpa

Der Gladbacher war wohl der einzige Nationalspieler, der sich wie Bolle über das Spiel gegen die USA gefreut hat. Ist der 100. Nationalspieler unter Joachim Löw, ein überfälliges Jubiläum. Lief an drei Gegenspielern vorbei um das 1:0 vorzubereiten, und stand immer wieder im Mittelpunkt, bester deutscher Spieler auf dem Platz, jedenfalls 45 Minuten lang, danach hörten ja alle Deutschen mit dem Fußballspielen auf. Herrmann kann auch in wichtigen Partien ein wichtiger Spieler sein.

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Mesut Özil

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Quelle: AP

Ist als sog. Swagger (neudeutsch: besonders lässiger Typ) weltweit bekannt. Dafür muss man a) mit besonders skurrilen Klamotten durch London laufen und b) besonders trickreich Fußball spielen und dabei die Schultern hängen lassen. Vor lauter Swag vergisst Özil leider manchmal, dass Fußball am besten schnell gespielt wird. In Partien wie der gegen die USA sah sein Swag - beiläufig gelupfte Traumpässe, schulterzuckende Absatzkicks - in der ersten Halbzeit einfach nur gut aus. Und in der zweiten Halbzeit, das ist das Problem: lustlos.

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André Schürrle

Deutschland - USA

Quelle: dpa

Hatte nicht ganz verstanden, um was es eigentlich ging (nichts). Forderte Elfmeter, raufte sich die Haare, lief mit hochrotem Kopf über den Rasen und zog, klar, ein paar Mal nach innen, um mit rechts abzuschließen. Leider daneben, leider so ineffektiv wie meistens in der Rückrunde für den VfL Wolfsburg. Bräuchte dringend ein wenig Özil-Swag.

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Mario Götze

Deutschland - USA

Quelle: dpa

Götze, der immer noch als WM-Torschütze vorgestellt wird, was die Erwartungshaltung an ihn immer weiter überhöht, traf souverän zum 1:0. Danach klopfte er sich auf die Brust. Er hätte vielleicht besser seinem Vorbereiter Patrick Herrmann auf die Brust geklopft. Vergab zwar unsouverän das 2:0, glänzte aber ähnlich wie Özil mit sorgsam eingestreuten Genialitäten. Doch genau wie Özil nur eine Halbzeit lang.

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Lukas Podolski

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Quelle: AP

"Es gübt nüx geileres" als nach Hause zu kommen, hat Podolski vor dem Spiel im Interview mit dem Stadionsprecher gesagt. Gübt aber wohl was geileres: Nach Hause kommen und von Beginn an spielen. Durfte Poldi aber nicht, weil er sein vielleicht schwächstes Jahr als Profifußballer hinter sich hat. Dafür dann aber in der zweiten Halbzeit als Kapitän auf dem Rasen. Schoss einmal fast den Linienrichter ab, als der ihn im Abseits sah. Das nächste schwache Spiel.

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Sami Khedira

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Quelle: AP

Übernahm zwar nicht die Kapitänsbinde, aber dafür die Vorredner-Rolle von Bastian Schweinsteiger. Sehr motivierter Auftritt, allerdings fehlt es ihm deutlich an Spielpraxis. Dass sein Spielertyp eher dem altmodischen Mittelfeldspieler entspricht, fällt in der Nationalelf auf.

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Einwechselspieler

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Quelle: Frank Augstein/AP

Christoph Kramer: Kam nach einer Stunde für Gündogan. Warf sich an der eigenen Torauslinie mit den Händen zuerst auf den Ball und bekam dafür einen Freistoß. Ansonsten unsichtbar, und vor dem 1:2 für die Amerikaner kein Hindernis.

Max Kruse: Kam genau wie Karim Bellarabi in den Schlussminuten noch ins Spiel, und sah von vorne zu, wie das Spiel verloren ging.

© Süddeutsche.de/ebc
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