DFB-Elf in der Einzelkritik:Grimmig wie einst Michael Ballack

Mesut Özil imitiert den berühmtesten Gewaltknaller der deutschen Fußballgeschichte, Mats Hummels grüßt seine Liebste aus der Parallelklasse, Manuel Neuer ärgert sich über das späte Gegentor. Und André Schürrle? Der kennt nur den Sprintmodus. Die deutsche Elf beim 3:1 gegen Belgien in der Einzelkritik.

Thomas Hummel, Düsseldorf

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Deutschland - Belgien

Quelle: dapd

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Manuel Neuer

Mesut Özil imitiert den berühmtesten Gewaltknaller der deutschen Fußballgeschichte, Mats Hummels grüßt seine Liebste aus der Parallelklasse, Manuel Neuer ärgert sich über das späte Gegentor. Und André Schürrle? Der kennt nur den Sprintmodus. Die deutsche Elf beim 3:1 gegen Belgien in der Einzelkritik.

Von Thomas Hummel, Düsseldorf

Sein weißes Trikot klagte diesmal über große, dunkle Grasflecken. Der Torwart musste sich hierhin und dorthin werfen und tat das mit Wonne - beim Aufwärmen kam Manuel Neuer seinem Beruf schon einmal vorbildlich nach. Musste zwar dann nicht wie in Istanbul gleich aus seinem Repertoire aus Weltklasse-Reflexen schöpfen, strahlte aber wie immer große Souveränität aus. Wischte nach der Pause einen Schuss von Lukaku fast in Weltklasse-Manier aus dem Eck. Sein nun grünes Trikot leuchtete dennoch makellos sauber bis unters Stadiondach. Kam beim 1:3 aber dann deutlich zu spät - und ärgerte sich mächtig über das unnötige Gegentor.

EM-Qualifikation - Deutschland - Belgien

Quelle: dpa

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Benedikt Höwedes

Kampf um die strittige Position des rechten Außenverteidigers, nächstes Kapitel. Nachdem Jérôme Boateng in Istanbul eine sehr anständige Leistung gezeigt hatte, durfte diesmal Benedikt Höwedes ran. War deshalb einer der wenigen Deutschen, die von der ersten Minute an rannten und kämpften wie die Belgier. Beim Spiel nach vorne bisweilen vom Übereifer befallen. War jedoch gerade in Phasen guter belgischer Angriffe ein robuster Wellenbrecher auf seiner Seite. Jérôme Boateng darf sich nicht zu sicher sein.

Germany v Belgium - EURO 2012 Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Per Mertesacker

Wer diesem großen, bisweilen behäbig dahinschlendernden Per Mertesacker nicht zutraut, der Abwehrchef einer großen Mannschaft zu sein, der sollte dieses Spiel gesehen haben. Eine halbe Stunde lang rannten und kombinierten sich die Belgier Richtung deutsche Abwehr, doch am Ende hatte fast immer Mertesacker einen Fuß, ein Knie oder den Kopf dazwischen. Dieser so nette, höfliche Mann aus Hannover brachte die belgische Offensive zum Verzweifeln.

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Quelle: AFP

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Mats Hummels

Schickte zur Halbzeit Handküsschen in Richtung Tribüne. Lächelte dazu und winkte wie ein Jugendspieler, der seine Allerliebste von der Parallelklasse entdeckt hat. Hatte zuvor den eleganten Abwehrritter von der entspannten Gestalt gegeben. Spielte als kongenialer Nebenmann von Chef Mertesacker. Gewann wie dieser fast jeden Zweikampf. Bekam von dem 18-jährigen Stürmer Romelu Lukaku nach der Pause als Einstandsgeschenk gleich einen Ellbogen ins Gesicht. Schenkte ihm kurz darauf lieber den Ball, Lukaku scheiterte aber an Neuer.

EM-Qualifikation - Deutschland - Belgien

Quelle: dpa

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Philipp Lahm

Der Kapitän des FC Bayern schien zu Beginn völlig verwirrt: Da setzte eine gegnerische Mannschaft die eigene unter Druck! Das hatte er schon lange nicht mehr erlebt. Vollbrachte dabei eine Bogenlampe mit dem Schienbein Richtung eigenen Strafraum, dass dem Bundestrainer an der Seitenlinie das volle Haar zu Berge stand. Erinnerte sich anschließend aber an seine Qualitäten im schlichten Verteidigen und trug so zur Beruhigung der Lage bei. Agierte nach der Führung der eigenen Mannschaft wie das übliche Lahm'sche Uhrwerk.

EM-Qualifikation - Deutschland - Belgien

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Sami Khedira

Wie würde wohl das deutsche Mittelfeld ohne den zuletzt bärenstarken Bastian Schweinsteiger funktionieren? Nach einer halben Stunde lautete das Urteil: schlecht, ganz schlecht. Sami Khedira hetzte zwischen den Belgiern hin und her wie der Klassenkleinste, dem sie die Mütze weggenommen haben. Erholte sich von diesen Turbulenzen aber schnell und zog bald entscheidende Strippen für das deutsche Spiel. Zeigte dann auch die vom Bundestrainer geforderten Offensivaktionen. Musste am Schluss für Lahm linker Verteidiger spielen. Das hätte nicht einmal Bastian Schweinsteiger gekonnt.

Germany v Belgium - EURO 2012 Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Toni Kroos

Irgendwie zwischen allen Bewertungsextremen. Der sogenannte Zwischenspieler versuchte verzweifelt, in der ersten halben Stunde so etwas wie ein technisch kontrolliertes Spiel zu organisieren. Bald kam der eine Pass an, bald flog der nächste ins Aus. Legte sich tapfer mit den giftigen belgischen Gegenspielern an, hatte hier Erfolg, lag dort im Dreck, sodass sein Trikot schon in der Halbzeit mehr braun als weiß war.

Germany v Belgium - EURO 2012 Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Thomas Müller

Hoppla, schon wieder so ein Belgier, der mir den Ball abnimmt. Oh, aufgepasst, die machen ja richtige Zweikämpfe. Mit solchen Sprechblasen über dem Kopf lief Thomas Müller zu Beginn über den Rasen, der Münchner war merklich überrascht von der aggressiven Gangart der Roten Teufel. Nachdem er dann mehrfach zu Boden geschubst wurde, raufte er sich zusammen und nahm am Offensivspiel seiner Mannschaft teil. Kam diesmal aber zu keiner entscheidenden Szene.

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Quelle: AP

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Mesut Özil

Übernahm nicht nur den Platz von Mario Götze aus dem Türkei-Spiel, sondern zog offenbar auch dessen Schuhe an. Musste sich dann vermutlich zum ersten Mal seit der A-Jugend einer Manndeckung erwehren, der Nürnberger Timmy Simons klebte an seinem Trikot und zerrte und kratzte. Ließ sich aber von dem eckigen Belgier nicht beeindrucken, sondern sammelte eine Menge Wut an, die er in der 29. Minute in einen Schuss kanalisierte, der zum 1:0 unter der Latte einschlug. Erinnerte in Körperspannung und Gesichtsausdruck fast an Michael Ballack bei dessen Gewaltfreistoß bei der EM in Österreich. Leitete das 2:0 mit einem schlauen Pass am eigenen Strafraum ein, brachte Mario Gomez vor dem 3:0 in Position. Die Türken in Deutschland und am Bosporus dürften ihm diesmal ausnahmslos zugejubelt haben.

Germany's Schuerrle celebrates a goal against Belgium during their Euro 2012 qualifying Group A soccer match in Duesseldorf

Quelle: REUTERS

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DFB-Elf in der Einzelkritik:André Schürrle

Kampf um den strittigen Posten links vorne, nächstes Kapitel. Durfte diesmal für Lukas Podolski von Beginn an ran und fiel neben dem anderen Stammplatzkämpfer Höwedes von Beginn an damit auf, dass er rannte und kämpfte wie ein Belgier. Verwunderte seine Mitspieler mit Sprints quer über den Platz. Schürrle scheint überhaupt nur den Sprintmodus zu kennen. Gut, dass sich nach 42 Minuten Mario Gomez nicht mehr über den sprintenden Schürrle wunderte, sondern ihm den Ball in den Lauf legte. Schürrle verwertete seinen Alleinlauf Richtung Tor mit einem herrlichen Heber über Torwart Mignolet zum 2:0.

Mario Gomez,

Quelle: AP

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Mario Gomez

Bundestrainer Joachim Löw urteilte am Montag über den Stürmer: "Er ist eine Tormaschine." Insofern zeigte Gomez eine erstaunliche erste Halbzeit: Bot sich immer wieder in Klose-Manier als Anspielstation an, scheiterte bei seiner ersten Chance alleinstehend an Torwart Mignolet, bereitete das zweite Tor mit einem Pass im richtigen Moment auf Schürrle vor. In der Halbzeit rief der Bundestrainer offenbar Mario Gomez zur Ordnung: Der ging raus und schoss den ersten Ball maschinenhaft zum 3:0 ins Tor.

Turkey v Germany - EURO 2012 Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Marco Reus

Der zweite Auftritt des Mönchengladbachers im Nationaltrikot nach dem Zwei-Minuten-Einsatz in Istanbul. Diesmal kam er schon nach 70 Minuten aufs Feld und die bange Frage war: Ist er nun in der Nationalmannschaft angekommen nach den vielen verletzungsbedingten Absagen zuvor? Würde er durchhalten? Reus hielt durch - fiel jedoch nicht allzu stark auf.

DFB-Pressekonferenz

Quelle: ddp

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Cacau

Der Stürmer Nummer drei löste die Tormaschine Gomez ab. Fiel nicht mehr auf, nicht einmal durch maschinenhaften Einsatz.

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Quelle: Bernd Müller

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DFB-Elf in der Einzelkritik:Ilkay Gündogan

Das werden die Türken als einzige Szene in Düsseldorf nicht gerne gesehen haben. Durch seinen Einsatz ab der 84. Minute in einem Pflichtspiel für die deutsche Nationalmannschaft darf der Deutsch-Türke nicht mehr für ein anderes Land spielen.

© sueddeutsche.de/thob
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