DFB-Elf in der Einzelkritik:Draxler bewirbt sich als Luxusspieler

Julian Draxler sorgt gegen Frankreich für Gefahr. Rückkehrer Mario Götze erschreckt bei seiner Einwechslung das Publikum und Ilkay Gündogan verkleidet sich. Das DFB-Team in der Einzelkritik.

Von Sebastian Fischer, Köln

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Kevin Trapp

Deutschland - Frankreich

Quelle: dpa

Macht Fehler, hatte der Bundestrainer vor dem Spiel sinngemäß gefordert. Das galt für alle - außer den Torwart, für den das Spiel wohl die letzte Chance war, sich für den WM-Kader zu empfehlen. Bei Paris Saint-Germain ist er ja nur Ersatzspieler. Hielt stark gegen Lacazatte und Mbappé, war zweimal machtlos bei den Gegentoren. Auf der Bank der Franzosen saß übrigens 90 Minuten lang Alphonse Ariola, der in Paris dafür sorgt, dass Trapp jedes Wochenende 90 Minuten lang auf der Bank sitzt. Um mit Jogi Löw zu fragen: Wo ist der Fehler?

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Emre Can

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Quelle: AP

Lob kann manchmal nach hinten losgehen. Giuseppe Marotta, Sportdirektor von Juventus Turin, hatte ihn gerade einen "Luxusspieler" genannt und sein Interesse bestätigt, den 23-Jährigen im Sommer zu verpflichten - da musste sich Can, eigentlich defensiver Mittelfeldspieler, prompt gegen Frankreichs Luxus-Offensive beweisen. Das funktionierte dann eher nicht so gut. Can leistete sich außerdem den Luxus, seine Offensivaktionen mit Übersteigern zu veredeln, auf die selbst französische Rugbyspieler nicht hineingefallen wären.

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Mats Hummels

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Quelle: AP

"De Mannschaff kütt", so war der Besuch Deutschlands bester Fußballer den Kölnern angepriesen worden. Vielleicht kamen deshalb so wenige - nur rund 36 000 - oder weil Mats Hummels der einzige Fast-Kölner im Kader war. Der Wahl-Münchner wurde ja einst in Bergisch Gladbach geboren, was die Kölner, Verzeihung, Schäbisch Gläbisch nennen (Schäbiges Gladbach). Weit entfernt von einem schäbigen Auftritt, aber etwas zu mutig im Spiel nach vorne, was zu ein paar Kontern führte.

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Niklas Süle

Germany v France - International Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Hätte der Held des Abends werden können. Nach einer halben Stunde liefen Mbappé und Martial alleine auf ihn zu. Anstatt sich seinem Schicksal zu ergeben, schaffte er es irgendwie, an den Ball zu kommen. Sechs Minuten später spielte ihm Martial dann aber trotzdem mit einem Haken ungefähr 17 Knoten in die Beine - und es stand 0:1. Beim 1:2 stand er dann auch daneben - und hatte doch eigentlich keinen Fehler gemacht.

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Marvin Plattenhardt

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Quelle: AP

Spielte zu Beginn mehr Linksaußen als Linksverteidiger, vielleicht zu Ehren der vor dem Spiel mit einer Schweigeminute gedachten Kölner Legende Hans Schäfer. Das Problem dabei war nur, dass man ihn gelegentlich als klassisch kettenhundartigen Abwehrspieler benötigt hätte. Zumal gegen Virtuosen wie Mbappé auch drei Plattenhardts und zwei Halstenbergs hilfreich gewesen wären.

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Sami Khedira

Deutschland - Frankreich

Quelle: dpa

Erster Teil der wahrscheinlich stärksten, in jedem Fall sichersten Variante der "Doppelsechs" des DFB-Teams, gemeinsam mit Toni Kroos. War mehr der kämpfende Teil des Duos, rangelte einmal Lacazette derart nieder, dass der protestierend Hilfe beim Schiedsrichter suchte. Ohne Khedira ist die deutsche Mannschaft vor allem dann schwer vorstellbar, wenn es gegen Frankreich wirklich um etwas geht.

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Toni Kroos

Deutschland - Frankreich

Quelle: dpa

Was für Khedira gilt, das gilt auch für Kroos, den dirigierenden Teil des Duos: kaum zu ersetzen. Ließ sich fallen, war immer anspielbar. Spielte zu Beginn einen Fehlpass, wozu man wissen muss: Sein letzter Fehlpass muss sich irgendwann in den Neunzigerjahren in seinem Geburtsort Greifswald ereignet haben, als für Frankreich Claude Makelele spielte und "Sechser" noch dazu da waren, auf "Zehner" aufzupassen. Zauberte später wie zum Beweis einen Freistoß an die Latte.

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Ilkay Gündogan

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Quelle: AFP

Ziemlich jeck: Drei Tage nach dem 11.11. hatte sich Deutschlands mit Spannung erwarteter Nationalmannschafts-Rückkehrer einen schwarzen Bart angeklebt. War gar nicht Mario Götze, war Ilkay Gündogan, der nach 90 Minuten in London auch gegen Frankreich in der Startelf begann. Gündogan blieb dann ziemlich unauffällig.

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Mesut Özil

Deutschland - Frankreich

Quelle: dpa

Ein Spiel wie jedes Özil-Spiel. Entweder man war davon begeistert, wie er in allen dunklen Halbräumen und düsteren Zwischenräumen von Köln bis Paris auftauchte, um kleine Pässchen mit der Hacke und noch kleinere Schlenzerchen mit dem Außenrist aufzuführen und so den Ball zu transportieren. Oder man fragte sich halt: Wo war Özil bis zu seinem schönen Pass auf Timo Werner vor dem 1:1 in der 56. Minute? Den hat aber sicherlich jeder von Köln bis Paris gesehen.

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Julian Draxler

Deutschland - Frankreich

Quelle: dpa

Wird ja seit Wochen als Zugang nahezu jedes europäischen Spitzenklubs gehandelt. Muss also eigentlich auch ein Luxusspieler sein wie Emre Can. Doch im Gegensatz zu Can zeigte Draxler das auch. Seine Übersteiger, Flanken und Pässe waren das Gefährlichste, was die DFB-Offensive zu bieten hatte.

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Timo Werner

International Friendly - Germany vs France

Quelle: REUTERS

Vergab in der ersten Halbzeit eine klare Torchance, indem er den Ball einfach dem französischen Verteidiger Varane schenkte. Man dachte sich wie so manches Mal in den vergangenen Wochen: Was ist mit Werner los? Doch als er dann zu seiner zweiten Chance aufbrach, alleine auf Torhüter Mandanda zulief, dachte man sich wie jedes Mal in den vergangenen Wochen, wenn man ihn infrage gestellt hatte: Der Werner ist los! Er traf natürlich.

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Einwechselspieler: Antonio Rüdiger

Deutschland - Frankreich

Quelle: dpa

Kam zur Pause für Hummels und verbrachte die zweite Halbzeit grätschend. Ein paar Mal hinten, das brachte zwar ein bisschen Applaus, aber keine Sicherheit. Und einmal vorne: Da grätschte er den Ball am Tor vorbei, freistehend, im Fünfmeterraum. Man merkt, dass er seit einem halben Jahr sein Geld in England verdient.

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Mario Götze

Deutschland - Frankreich

Quelle: dpa

Sorgte nach gut einer Stunde dafür, dass sich die Stadionsprecherin als Mitarbeiterin des Tages bewerben durfte. Die schrie Götzes Namen nämlich so laut, dass sich jeder der rund 36 000 Menschen im Stadion kurz erschreckte. Ach so, Götze: Bereitete das 2:2 vor.

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Sebastian Rudy, Lars Stindl und Sandro Wagner

England v Germany - International Friendly

Quelle: Bongarts/Getty Images

Durften am Ende auch noch ein paar Minuten miterleben, wie Deutschland erstmals seit 1997 ein Jahr lang ungeschlagen blieb. Und weil Stindl in der Nachspielzeit traf, klappte das auch. Es war also ein historischer Tag für Rudy, Stindl und Wagner, sozusagen.

© SZ.de/ska
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